Melbourne . Der Spanier übersteht zweifachen Überschlag unbeschadet – Rosberg gewinnt Formel-1-Auftakt vor Hamilton und Vettel

Nach seinem Horror-Unfall dachte Fernando Alonso zuerst an seine Mama Ana Maria. „Meine Mutter schaut im Fernsehen zu, da wollte ich so schnell wie möglich aus dem Auto steigen“, sagte der Spanier nach seinem fürchterlichen Crash am Sonntag beim Formel-1-Auftakt in Melbourne. Schnell wollte Alonso ein offensichtliches Zeichen seiner Unversehrtheit abgeben, um die Mama nicht noch weiter zu verängstigen.

Es war die 17. Runde des spektakulären Grand Prix. In hohem Tempo krachte der 34-Jährige mit seinem McLaren bei einem Überholmanöver in den Haas-Rennwagen von Esteban Gutiérrez. Dabei trennte sich das rechte Vorderrad an Alonsos Auto ab. Der McLaren überschlug sich in Kurve drei zweimal und kam erst im Kiesbett wieder zum Stehen. Alonso konnte alleine aus seinem völlig demolierten Auto aussteigen. Der Asturier musste kurz in die Knie gehen, gab dann aber winkend Entwarnung. Sein McLaren war nur noch ein Wrack.

„Ich fühle mich okay“, sagte er nach einer Untersuchung im Streckenhospital. „Natürlich bist du dankbar, dass du am Leben bist, dass nichts passiert ist, dass man keine Verletzungen hat, dass man nichts Ernstes hat. Wir haben zum Glück eine gute Sicherheit in der Formel 1. Danke an die FIA für die Arbeit der vergangenen Jahre.“

Auch auf den weiteren Rennverlauf hatte Alonsos Unfall Einfluss. Die Rote Flagge wurde geschwenkt, das Rennen im Albert Park musste für rund 20 Minuten unterbrochen werden. Zumindest in den 20 Runden vor dem Unfall deutete sich eine Überraschung an. Ferrari hatte nach einem schwachen Start des Mercedes-Duos Lewis Hamilton und Nico Rosberg eine Doppelführung inne. Doch während das Rennen für Aufräumarbeiten unterbrochen wurde und der Vorsprung damit dahin war, folgte eine verhängnisvolle Entscheidung: Vettel blieb auf den schnell abbauenden Supersoft-Reifen, Verfolger Rosberg zog harte Mediums auf und konnte ohne weiteren Stopp durchfahren. Vettels Pneus gaben bald auf, beim folgenden Boxenstopp fiel er hinter die Silberpfeile auf Platz drei zurück. „Wenn du den Sieg schon riechen kannst“, sagte Vettel später, „dann ist es natürlich sehr bitter. Rückblickend hätten wir wohl eine andere Strategie wählen sollen, aber im Nachhinein ist es immer einfach. Die Reifen sind früher eingebrochen als erwartet.“

Ärger im Ferrari-Lager also über die vergebene Chance, aber auch Verwunderung darüber, dass diese sich überhaupt aufgetan hatte – darum ging es nach dem Rennen auch in den großen italienischen Zeitungen. Für „Tuttosport“ ist „die Mercedes-Dominanz gebrochen. Vor wenigen Monaten wäre das noch undenkbar gewesen: Ferrari hat die ersten Runden voll dominiert.“ Dass Mercedes nun als Branchenführer abgelöst wird, davon geht auch in Italien niemand aus, aber das Rennen in Melbourne wird als positives Signal gewertet – Vettel erklärte, warum das so ist. „Melbourne war noch 2015 eine unserer schlechtesten Strecken, und jetzt konnten wir uns wirklich sehen lassen“, sagte der 28-Jährige: „Das Auto ist noch nicht da, wo wir es haben wollen. Aber es bietet uns viel Potenzial.“

Für Nico Rosberg, 30, lebt nach seinem Sieg der Traum vom ersten WM-Titel. „Es war einfach ein tolles Wochenende, vielen Dank an das Team, die uns hier wieder ein unglaubliches Auto hingestellt haben“, sagte der Wiesbadener bei der Siegerehrung:

Unterdessen ist das neue Qualifikationsformat nach nur einem Rennen schon wieder Geschichte. Teamchefs und Teammanager vollzogen nach einer von vernichtender Kritik begleiteten Premierenauflage die Kehrtwende. Bei einem kurzfristig einberufenen Treffen vor dem Rennen einigten sich die Verantwortlichen schon für den zweiten Grand Prix am ersten April­wochenende in Bahrain auf die Wiedereinführung des alten Formats.

Der neue Modus hätte ein Spannungselement sein sollen. Stattdessen entwickelte er sich zu einer Farce. Dem neuen Format zufolge hätten zum Ende der letzten K.-o.-Runde eigentlich die beiden verbliebenen Piloten um die Poleposition kämpfen sollen. Da aber weder der Führende Lewis Hamilton noch sein Verfolger Nico Rosberg frische Reifen hatten, um ihre Zeiten zu verbessern, stiegen sie aus ihren Silberpfeilen und beendeten wenige Minuten vor Schluss das unwürdige Schauspiel.