Uetersen. Drei Mannschaften des TSV treten aus, Vorstand will Landesligateam zum Weiterspielen überreden. Ligen erleiden Wettbewerbsverzerrung

Es ist nicht bekannt, wie viele Fans des Filmklassikers „Rocky“ Mitglieder des TSV Uetersen sind. Einige Liebhaber gibt es vermutlich, immerhin treiben 2200 Menschen beim Breitensportverein aus dem Kreis Pinneberg Sport. Das legendäre Zitat des von Sylvester Stallone dargestellten Boxers Rocky Balboa dürfte ihnen allen momentan in den Ohren klingeln: „Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.“
Mit Volltreffern beinahe im 24-Stunden-Takt brachte der Verein eine der chaotischsten Wochen seiner 118-jährigen Historie hinter sich. Die Fakten: Am Montag entließ der Vorstand des Gesamtvereins fast alle Verantwortlichen der Fußballabteilung aus ihren Ämtern. Am Mittwoch wurde mit Peter Ehlers der Trainer der ersten Fußballmannschaft in der Landesliga Hammonia gefeuert. Am Donnerstagabend entschlossen sich die Spieler der drei Herrenmannschaften, nicht mehr für den Verein zu spielen. Am Freitagmorgen meldete der Verein die zweite und dritte Mannschaft (Bezirksliga West und Kreisliga 8) beim Hamburger Fußball-Verband ab. Ihre Partien am Wochenende wurden 0:3 gewertet, ihre bisherigen Spiele fallen aus der Wertung, was den Wettbewerb massiv verzerrt.
Hintergrund des offenen Schlagabtausches ohne Deckung ist einerseits der Vorwurf des Vorstandes, Verantwortliche der Fußballabteilung – darunter Peter Ehlers – hätten aktiv Mitglieder zum im Sommer in der Kreisklasse B startenden neuen Verein Rasensport Uetersen abgeworben. Die Fußballabteilung monierte ihrerseits, der neue Vorstand habe mit mehreren Leuten monatelang gegen sie gearbeitet, ihnen unter anderem das Clubheim gesperrt. Natürlich dementierten beide Parteien die Vorwürfe der anderen Seite.
Seit dem Wochenende läuft nun die an Dramatik kaum mehr zu überbietende letzte Runde. Das Landesligaspiel gegen Tesla am gestrigen Sonntag musste der Verein zwar absagen, der Vorstand will die Akteure aber zum Weiterspielen überreden. Automatisch ausgeschlossen würde die Mannschaft erst, wenn sie dreimal nicht antritt. „Die zweite und dritte Mannschaft meldeten wir ab, weil sie geschlossen nicht mehr auflaufen wollten. Bei der ersten Mannschaft war das pari pari. Wir haben sie deshalb noch nicht abgemeldet. Wir werden diese Woche mit einem Konzept für die restliche Spielzeit auf die Jungs zugehen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende Jörg Schwarz. „Wenn der Vorstand das macht, wird die Ligamannschaft vermutlich für ein Gespräch offen sein. Sprechen kann man immer“, sagte Ehlers. Bleibt der Versuch erfolglos, fallen auch die Spiele des TSV Uetersen in der Landesliga Hammonia aus der Wertung. Eidelstedt und der HEBC (jeweils - 3 Punkte) wären in der Abstiegszone die großen Verlierer. Spielt der TSV Uetersen die Saison doch zu Ende, würde die aktuelle Wertung des Spiels gegen Tesla (0:3) wieder aufgehoben.
Nach Abendblatt-Informationen gibt es beim TSV außerdem die Bereitschaft anderer Abteilungen, den Landesligafußball im Club zu unterstützen. Mitglieder aus anderen Sparten könnten Spielerpässe beim Hamburger Fußball-Verband beantragen und das Team auf dem Rasen auffüllen, wenn sich eine gewisse Anzahl Fußballer überzeugen lässt, wieder das Uetersener Trikot überzustreifen. „Die Überlegung mit den anderen Sparten ist noch längst nicht spruchreif“, so Schwarz vorsichtig. Seine Hoffnung: Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.