Berlin.

Den Mund dicht verhüllt mit einem bunten Tuch, absolvierte Claudia Pechstein am Tag vor dem WM-Auftakt ihre Runden auf dem heimischen Eis. Bei den vierten Titelkämpfen der Eisschnelllauf-Mehrkämpfer in Berlin trägt die 44-Jährige neben dem Thüringer Patrick Beckert an diesem Wochenende die deutschen Hoffnungen. Doch beide Top-Langstreckler haben ein Problem im Vierkampf: Im Vergleich zu den besten Allroundern der Welt zeigen sie Schwächen auf den ungeliebten 500 Metern. Daher überrascht Pechstein nun zum Ausgang der Saison die Konkurrenz und läuft beim Heimspiel mit neuem Kufenmaterial. „Sicher ist es immer ein gewisses Risiko, aber die Kufen haben mich während des Trainings in dieser Woche überzeugt“, sagte sie.

Ihr Trainer Peter Mueller schmunzelte. „Ob es was bringt, werden wir erst am Sonnabend wissen. Aber über 500 Meter haben wir doch nichts zu verlieren“, sagte der amerikanische 1000-Meter-Olympiasieger von 1976. „Sie hat drei Wochen gut trainiert. Ich bin sicher, dass Claudia besser als auf Platz 24 abschneidet“, meinte Mueller witzelnd. Techniker einer Firma aus Schleswig-Holstein hatten nach zahlreichen Tests die Kontur der nur 1,1 Millimeter breiten Kufen mithilfe eines Laserpoliturverfahrens verändert. So soll der Reibungswiderstand verringert und damit die Gleitfähigkeit verbessert worden sein.

Ähnlich ist die Situation im Sprint bei Patrick Beckert. Sein einziges Rennen über 500 Meter absolvierte er im Training in der Vorwoche. „Ich wusste gar nicht, wie ich beim Start den Schritt setzen sollte“, sagte er. Der zweimalige WM-Vierte auf den langen Strecken hofft nun, dass er bei der WM um „einiges schneller ist“ als bei jenen 38,88 Sekunden im Test. „Mein Saison-Höhepunkt war die Einzel-WM in Kolomna. Aber allein der erste 500-Meter-Test nach mehr als einem Jahr zeigt, dass ich den Mehrkampf vor heimischer Kulisse sehr ernst nehme.“

Während Pechstein zum 21. Mal an einer Mehrkampf-WM teilnimmt, ist es für Beckert erst der vierte Start bei den Allroundern. Bislang belegte er die Ränge 18 (2010), zehn (2012) und 17 (2015). „Es wäre sehr schön, wenn ich mich für den Endkampf der besten acht über 10.000 Meter qualifizieren könnte“, sagte er.