Frankfurt/Main. Im Mittelpunkt der Ermittlungen zur WM-Vergabe 2006 stehen die Zahlung der 6,7 Millionen Euro und Namen von Beckenbauer bis Niersbach.

Seit Monaten wird auf Ergebnisse der Ermittlungen zur Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2006 an Deutschland gewartet. Am Freitagmittag wollen die Ermittler der Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer ihre Untersuchungen in einem Hotel in Frankfurt am Main präsentieren. In Auftrag gegeben wurde die Ermittlungen vom Deutschen Fußball-Bund (DFB).

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DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball rechnet auch nach Veröffentlichung des Untersuchungsberichts noch mit offenen Fragen. „Ich glaube, dass die Kanzlei Freshfields hier sehr umfangreich auch im Detail die Dinge aufgearbeitet hat. Aus einer Vielzahl von Seiten, die vorgestellt werden, wird auch eine Vielzahl von Antworten zu erwarten sein“, sagte Rauball am Freitag beim Pay-TV-Sender Sky. „Ob es alle sind, kann man vielleicht nicht sagen. Aber die grobe Richtung wird sicherlich erkennbar sein.“

Im Kern geht es um eine dubiose Zahlung von 6,7 Millionen Euro, die das WM-Organisationskomitee nach eigenen Angaben über den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus an den Weltverband Fifa leistete. Zweck und genauer Verbleib des Geldes sind bis heute ungeklärt.

Im Mittelpunkt stehen aber auch mittlerweile fast nur noch ehemalige ranghohe und namhafte deutsche Fußball-Funktionäre. Allen voran Franz Beckenbauer, damals der Chef des Organisationskomitees.

Der Report, der zeitnah nach der Pressekonferenz auch im Internet veröffentlicht wird, soll endlich Klarheit darüber bringen, wie weit Beckenbauer und die anderen WM-Organisatoren gingen, um die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland zu holen. Oder wann genau welcher Top-Funktionär wovon wusste. Und vor allem: War das Sommermärchen nun gekauft oder nicht?

Wofür wurden die 6,7 Millionen Euro verwendet?

Als gesichert gilt nur, dass der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus die 6,7 Millionen Euro im Auftrag der deutschen WM-Macher an die Finanzkommission des Weltverbands überwies - und sein Geld auch 2005 über den Umweg eines Fifa-Kontos wieder zurückbekam. Allerdings vom WM-OK bewusst verschleiert und falsch deklariert.

Wer das Geld bekam und zu welchem Zweck, ist noch nicht geklärt. Laut Beckenbauer, dem ehemaligen DFB-Chef Wolfgang Niersbach und Co. sicherten sie damals mit dem Geld einen Organisationszuschuss. Im Raum steht aber auch, dass korrupte Fifa-Funktionäre das Geld verwendeten, um 2002 den Wahlkampf ihres damaligen Präsidenten Joseph Blatter zu finanzieren.

Eine weitere Möglichkeit ist nach wie vor die Ausgangsthese des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, das den Skandal im Oktober 2015 ans Licht brachte. Danach wurden mit den 6,7 Millionen nachträglich Wahlmänner der Fifa bezahlt, die im Sommer 2000 über die Vergabe der WM entschieden.

Koch rechnet mit „spannenden Stunden“

DFB-Interimspräsident Rainer Koch rechnet am Freitag jedenfalls mit „spannenden Stunden“. Bevor die Kanzlei in dem Hotel am Flughafen der Bankenmetropole ihren Bericht der Öffentlichkeit bei einer Pressekonferenz präsentiert, informieren die Ermittler den Vorstand des Verbandes. „Und dann werden wir hoffentlich gemeinsam feststellen können, dass der DFB hier umfassend, transparent und nach besten Kräften die Vorgänge rund um die Zahlung der 6,7 Millionen Euro aufgeklärt haben wird“, sagte Koch.

Für den DFB ist der Schaden durch den Skandal bereits jetzt groß. Die Zweifel an einer rechtmäßigen Vergabe beschädigten das Image des größten Fachsportverbandes der Welt. Präsident Niersbach trat im November von seinem Posten zurück.