Leipzig. Julian Reus hat den deutschen Uralt-Rekord im 60-Meter-Sprint im dritten Versuch geknackt. 6,52 Sekunden sind nun der neue Richtwert.

Julian Reus hat es endlich geschafft und den Uralt-Sprintrekord über 60 Meter bei den deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften in Leipzig geknackt. Der 27-Jährige aus Wattenscheid holte sich am Samstag den Titel in starken 6,52 Sekunden und blieb damit genau eine Hundertstel unter der 28 Jahre und zwei Wochen alten Bestmarke des Berliners Sven Matthes. Reus hatte dessen alten Rekord in diesem Winter schon zweimal eingestellt. „Ich wusste, ich kann’s - aber man muss es dann auch machen“, sagte der Mann des Tages unter dem Jubel von 3500 Zuschauern in der ausverkauften Arena Leipzig.

Hinter Reus sicherte sich der zuvor viermalige Meister Christian Blum aus Wattenscheid in 6,60 Sekunden Platz zwei vor dem Leipziger Robert Hering (6,69).

Glänzend aufgelegt präsentierte sich auch die neue 60-Meter-Meisterin Tatjana Pinto. Die Sprinterin aus Paderborn gewann in der Weltklassezeit von 7,07 Sekunden und erwies sich als würdige Nachfolgerin der inzwischen zurückgetretenen Serienmeisterin Verena Sailer. Die 7,07 Pintos sind die viertbeste Zeit, die je eine deutsche Sprinterin in der Halle geschafft hat.

Verzicht auf Hallen-WM

Zuvor hatte Hürdensprinterin Cindy Roleder ihren Titel eindrucksvoll verteidigt. Die Leipzigerin gewann das Finale über 60 Meter Hürden in persönlicher und europäischer Saisonbestzeit von 7,88 Sekunden. Zweite wurde Nadine Hildebrand aus Sindelfingen (8,01) vor Ricarda Lobe aus Mannheim (8,10). „Wahnsinn! Das Publikum ist einfach fantastisch“, sagte Roleder, WM-Zweite über 100 Meter Hürden.

Top-Favorit Erik Balnuweit holte sich bei seinem Heimspiel bereits den vierten Titel über 60 Meter Hürden (7,61 Sekunden) in Serie. Das kann dem Teamkollegen von Roleder bei diesen Titelkämpfen kein anderer Athlet mehr nachmachen.

Auf einen Start bei der Hallen-Weltmeisterschaft Mitte März in Portland (US-Bundesstaat Oregon) werden Reus und Roleder wie viele andere Teamkollegen allerdings verzichten. Die Vorbereitung auf Olympia im Sommer in Rio hat Vorrang. So wird nur eine kleine DLV-Mannschaft in die USA reisen. Er rechne mit einem Team von „zehn plus“, kündigte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska an. Dazu dürften dann auch Stabhochsprung-Spezialist Raphael Holzdeppe und Weitsprung-Hoffnung Alexandra Wester zählen, die erst am Sonntag in der Arena auf Titeljagd gehen.

Tobias Dahm wurde als Nachfolger von David Storl zum ersten Mal Hallenmeister im Kugelstoßen. Der Vorjahres-Zweite aus Sindelfingen setzte sich mit 20,00 Metern durch. Zweiter wurde Robert Dippl (Wasserburg) mit 18,74 Metern vor Bodo Göder aus Steinbach (18,71). Der WM-Zweite und Titelverteidiger Storl verzichtet auf die komplette Hallensaison, um sich auf die Olympischen Spiele im Sommer in Rio vorzubereiten.

Unterdessen hat der DLV in einem Brief an IAAF-Präsident Sebastian Coe gefordert, Lamine Diack als Ehrenpräsident des Weltverbandes zu suspendieren und die Korruptionsvorwürfe innerhalb der IAAF rigoros aufzuklären. „Wir sind mit dem momentanen Stand der Problemlösung noch nicht so zufrieden“, sagte DLV-Chef Clemens Prokop vor Beginn der Titelkämpfe. „Ein glaubwürdiger Neustart setzt eine glaubwürdige Aufarbeitung der Vergangenheit voraus - transparent und lückenlos.“