Hannover 96 gewinnt in Stuttgart gegen den direkten Konkurrenten. Bremen punktet noch gegen Darmstadt. Bayern glanzlos in Wolfsburg.

Die „Dusel-Bayern“ sind zurück: Vier Tage nach dem Champions-League-Spektakel bei Juventus Turin ist der Rekordmeister mit einem glanzlosen 2:0 (0:0) beim VfL Wolfsburg in die laut Trainer Pep Guardiola „wichtigste Woche der Saison“ gestartet. Trotz einer lange Zeit druckvollen, aber harmlosen Vorstellung beim extrem ersatzgeschwächten Pokalsieger gelang dem FC Bayern München am Sonnabend durch Tore von Kingsley Coman (66. Minute) und Robert Lewandowski (74.) doch noch der Geburtstagssieg am 116. Jahrestag der Clubgründung.

Lange Zeit hatten die ohne elf Profis angetretenen Niedersachsen gut dagegen gehalten und sogar die deutlich besseren Torchancen. Durch die dritte Pflichtspielpleite in dieser Saison gegen den Rekordmeister erlitt das Team von Trainer Dieter Hecking aber einen erneuten Rückschlag im Kampf um die Europapokalplätze. Zu allem Überfluss verletzte sich auch noch Abwehrchef Naldo in der Schlussphase. Vor 30.000 Zuschauern in der ausverkauften Volkswagen-Arena bestätigte Wolfsburg aber zumindest kämpferisch den Aufwärtstrend der vergangenen Wochen trotz der vielen Ausfällen.

Allerdings fanden die Niedersachsen erst nach einer guten Viertelstunde ins Spiel. Die Bayern begannen auch vier Tage nach dem 2:2 in Turin gewohnt offensiv und aggressiv mit einer mitunter extrem hoch stehenden Formation. Wolfsburg wurde so zu Beginn in der eigenen Hälfte eingeschnürt. Echte Torchancen erspielten sich die Gäste damit aber zunächst nicht.

Wolfsburg reagierte auf den Druck mit einer Fünferkette in der Abwehr und kam so zu mehr Balleroberungen und Kontern. Das extrem riskante Defensivspiel der Münchner nutzten sie aber nicht. Die besten Chancen in der ersten Hälfte hatte dennoch der VfL.

Nach einem Freistoß von Julian Draxler und einem Kopfball von Nationalstürmer Max Kruse (19.) ins lange Eck musste sich Nationalkeeper Manuel Neuer strecken, um den Ball gerade noch so zu erwischen. Kurz vor der Pause vergab Wolfsburgs Routinier Marcel Schäfer die mögliche Führung leichtfertig: Nach einer Ablage von Kruse stand Schäfer völlig frei vor Neuer, verzog aber deutlich.

Dies rächte sich nach der Pause. Guardiola verdeutlichte, dass er das Match in Wolfsburg vor den in dieser Woche noch anstehenden Partien gegen Mainz und beim BVB unbedingt gewinnen wollte und nutzte seine am Samstag wesentlich besser besetzte Bank. Kurz nach der Pause kamen Thiago und Franck Ribéry für Douglas Costa und den enttäuschenden Arjen Robben und brachten frischen Wind.

Lewandowski, der im Hinspiel den VfL mit fünf Toren binnen neun Minuten beim 5:1 im Alleingang abgeschossen hatte, vergab zwar die erste echte Chance der Gäste (55.) im Spiel. Elf Minuten später aber nutzte Coman eine zu diesem Moment erstmals patzende VfL-Abwehr aber zu seinem vierten Saisontor. Acht Minuten später legte Lewandowski mit seinem 23. Saisontor nach und überwand VfL-Keeper Koen Casteels erneut. Mit dem Belgier im Tor als Vertretung für den verletzten Stammtorhüter Diego Benaglio hatte Wolfsburg zuvor noch kein Pflichtspiel verloren.

Erster Sieg für 96 unter Schaaf

Hannover 96 hat seine erschreckende Pleitenserie gestoppt und den ersten Sieg unter Trainer Thomas Schaaf gefeiert. Das Schlusslicht der Fußball-Bundesliga erreichte nach zuvor acht Niederlagen am Stück einen glücklichen 2:1 (1:1)-Sieg beim VfB Stuttgart und kann damit wieder neue Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt schöpfen. Die Schwaben mussten sich indes nach acht Partien erstmals wieder geschlagen geben und verpassten die große Chance, näher an die Europa-League-Plätze heranzurücken. Timo Werner sorgte vor 54.356 Zuschauern bei herrlichem Wetter mit seinem fünften Saisontor für die VfB-Führung (18. Minute). Hannovers starker Kapitän Christian Schulz war zweimal per Kopf erfolgreich (32. und 83.).

Hannover präsentierte sich keinesfalls wie ein Tabellenletzter. Die Niedersachsen ergriffen von Beginn an die Initiative. Die sehr verhalten startenden Stuttgarter taten sich lange schwer, selbst Druck zu erzeugen. Immer wieder schoben sie in der eigenen Hälfte den Ball hin und her, weil sich vorne keine Anspielstationen anboten.

Folgerichtig hatte Hannover in den ersten 20 Minuten nicht nur deutlich mehr Spielanteile, sondern auch die besseren Chancen. Zweimal Iver Fossum (4. und 20.) und Kenan Karaman (9.) scheiterten jedoch jeweils am guten VfB-Keeper Przemyslaw Tyton. Zu dem Zeitpunkt völlig überraschend gingen die Schwaben in Führung: Mittelstürmer Timo Werner nutzte die erste Möglichkeit per Kopf nach einem Freistoß von Alexandru Maxim. Der Rumäne ersetzte den gelb-gesperrten Spielmacher Daniel Didavi.

Nun kamen die Platzherren stärker auf und bestimmten mehr und mehr das Geschehen. In dieser Phase glückte Kapitän Schulz ebenfalls per Kopfball und nach einem Freistoß von Hiroshi Kiyotake der verdiente ausgleich. Pech hatte der VfB, als zunächst Christian Genter an 96-Torhüter Ron-Robert Zieler scheiterte (36.) und dann Verteidiger Oliver Sorg den wuchtigen Kopfball von Stuttgarts Abwehrchef Georg Niedermeier auf der Linie klären konnte (37.).

Auch nach dem Seitenwechsel leistete Hannover beherzt Gegenwehr und gestaltete das Geschehen weitgehend ausgeglichen. Allerdings konnten an diesem Tag auch einige Stuttgarter wie Lukas Rupp oder Filip Kostic nicht an ihre starken Leistungen zuletzt anknüpfen.

Der VfB erhöhte dennoch den Druck. Nach 66 Minuten verhinderte erneut Sorg auf der Linie einen Rückstand, als er einen Schuss von Maxim abwehrte. Werner vergab dann eine große Chance: Freistehend vor dem Tor schob er den Ball am Pfosten vorbei (75.). Wenig später rettete Zieler glänzend gegen den allein auf ihn zustürmenden Kostic (78.).

Die Niedersachsen kamen nun kaum noch zu befreienden Kontern. Aber die eine Möglichkeit nutzte erneut Schulz nach einem Freistoß. Der VfB hatte noch mehrere Chancen zum Ausgleich, vergab aber alle.

Werder wartet weiter auf den Heimsieg

Die notorische Heimschwäche bringt Werder Bremen in immer größere Abstiegsgefahr. Mit dem spät erzielten 2:2 (1:1) am Sonnabend gegen den SV Darmstadt 98 blieb der norddeutsche Fußball-Bundesligist zum neunten Mal in Serie ohne Sieg im Weser-Stadion, in elf Heimspielen haben die Bremer weiterhin erst einen Dreier geholt. Die Gastgeber liegen durch das Unentschieden in der Tabelle weiterhin vier Punkte hinter dem hessischen Aufsteiger.

Darmstadt gelang vor 40 396 Zuschauern dank der Tore des Ex-Bremers Sandro Wagner (44./Foulelfmeter) und von Aytac Sulu (82.) ein weiterer Auswärtspunkt im Kampf um den Klassenerhalt. Die Bremer, für die Anthony Ujah (33.) und Claudio Pizarro (89.) trafen, bleiben vor dem Hoffenheimer Spiel in Dortmund am Sonntag auf dem Relegationsrang.

Die von Werder-Manager Thomas Eichin zum „Schlüsselspiel“ erklärte Partie war ein zähes Ringen mit wenig spielerischen Elementen. Beide Mannschaften zeigten eine engagierte Darbietung mit klar besseren Torchancen für die Darmstädter in der ersten Halbzeit. Nach dem Wechsel machte dann Werder mehr Druck.

Der in den Bremer Medien zunehmend unter Beschuss geratene Viktor Skripnik kehrte - bei drei personellen Veränderungen im Vergleich zur Ingolstadt-Aufstellung (4:2:3:1) - zur Raute im Mittelfeld zurück. Der seit Oktober 2014 amtierende Trainer setzte dabei Winter-Neuzugang Sambou Yatabaré erstmals ein, und als rechter Mittelfeldspieler zeigte der 26 Jahre alte Profi aus Mali eine mutige Partie mit Licht und Schatten.

Yatabaré setzte immerhin einige Akzente und bereitete auch das 1:0 vor. Mit einer schönen Kopfballablage setzte er nach Flanke von Zlatko Junuzovic den gefährlichsten Werder-Stürmer ein – und Ujah erzielte seinen neunten Saisontreffer. Den zweiten Werder-Treffer schaffte kurz vor dem Abpfiff der zweite Angreifer - Pizarro sicherte nach einer Ecke von Junuzovic mit seinem siebten Treffer zumindest einen Punkt.

Die Bremer Defensive zeigte gegen die Darmstädter allerdings die gewohnten Schwächen. Werder wackelte, wirkte in der Abwehr wieder einmal unsicher und genehmigte den Gästen schon in der ersten Halbzeit drei Torchancen. Die Bremer haben am 23. Spieltag immer noch kein Saisonspiel ohne Gegentor absolviert.

Besonders einsatzfreudig zeigte sich bei seinem ehemaligen Verein 98-Mittelstürmer Wagner. Und der bei Werder aussortierte Stürmer, der bereits im Hinspiel zwei Tore erzielt hatte, schlug wieder zu. Nachdem Schiedsrichter Robert Hartmann nach einem Zweikampf von Werder-Keeper Felix Wiedwald und Wagner auf den Elfmeterpunkt gezeigt hatte, blieb Wagner kurz vor dem Pausenpfiff cool und schon den Ball locker in die Mitte des Bremer Tores. Den zweiten Treffer erzielte Sulu, der kurz zuvor nur mit viel Glück an Gelb-Rot vorbeigeschrammt war. Per Kopf erzielte der Kapitän sein sechstes Saisontor.

Mit dem noch ausgeliehenen Luca Caldirola und dem zuletzt gesperrten Peter Niemeyer standen neben Wagner noch zwei weitere Spieler, die schon die Werder-Raute auf dem Trikot getragen haben, in der Darmstädter Startelf. Und überzeugten mit ihrem Defensiverhalten. Nach der Pause kam in Tobias Kempe ein weiterer Ex-Bremer - er bereitete kurz darauf Sulus Tor vor.