Hamburg. St.-Pauli-Trainer Lienen mahnt vor dem Spiel in Duisburg die Einstellung seiner Profis an

Mentalität! Schmerzgrenze! Wille! Abwehrverhalten! Ewald Lienen rezitierte sein Erfolgsmantra auch am Freitagnachmittag mit der Geduld und Ausdauer eines tibetanischen Mönches. Damit es auch der Letzte versteht. In seiner Mannschaft und außerhalb, bei Spielern und Fans gleichermaßen. „Es gibt in dieser Liga gegen keine Mannschaft ein leichtes Spiel“, sagte der Trainer des FC St. Pauli also vor der Partie am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) beim Tabellenletzten MSV Duisburg, „der Tabellenplatz spielt doch überhaupt keine Rolle.“

Aber eben die Einstellung. Da hatte es in der vergangenen Woche offenbar leichte Defizite gegeben. Mit fast den gleichen Worten hatte Lienen schließlich vor dem FSV Frankfurt gewarnt – das Ergebnis war eine 1:3-Heimschlappe gegen die ebenfalls abstiegsgefährdeten Hessen. „Es ist eben nicht so einfach, dass ich nur die richtigen Worte wählen muss und die Mannschaft haut dann alles weg“, sagte der erfahrene Coach, „wir müssen vielmehr daran arbeiten, immer allerhöchste Kampfbereitschaft aufrechtzuerhalten. Auch nach Siegen gegen Topteams vorher.“

Also wurde die Woche dazu genutzt, diese Defizite anzusprechen und vorzuführen. Die zu großen Abstände zu den Gegenspielern, die fehlende Bereitschaft, den Extrameter zu gehen, zu laufen. „Wir haben ein paar Stellschrauben gedreht“, nennt Lienen das, „so etwas wie in der vergangenen Woche darf nicht wieder passieren.“

Denn diese Position da oben, erster Verfolger der drei Aufstiegsaspiranten aus Leipzig, Freiburg und Nürnberg, die gefällt dem FC St. Pauli ausgesprochen gut. „Wir sind der Underdog in dieser Gruppe“, nennt Lienen das. Sportchef Thomas Meggle gehört ebenfalls zu den Genießern dieser Konstellation: „Ich freue mich unheimlich auf das letzte Drittel der Saison. Wir haben immer gesagt, wir wollen in Schlagdistanz nach oben bleiben. Das sind wir jetzt. Diese Spielzeit kann noch richtig lustig werden für den FC St. Pauli.“

Die Personalsituation desFC St. Pauli hat sich entspannt

Aber jetzt erst mal Duisburg. „Elf ihrer 13 Punkte haben sie zu Hause geholt, gegen namhafte Gegner“, weiß Lienen – natürlich. Dann erzählt er noch, dass der MSV oft ebenbürtig war, lange auch im Hinspiel (2:0) übrigens, dass er sich gut verstärkt hat in der Winterpause („Tomané aus Guimarães ist ein ganz gefährlicher Stürmer und Baris Özbek im Mittelfeld ein sehr erfahrener Spieler“) und dass man die „schwierige Situation“ der Meidericher durchaus mit der des FC St. Pauli vor einem Jahr vergleichen könne.

„Wir waren in der letzten Saison in einer ähnlichen Lage, und wir haben uns mit Händen und Füßen gegen den drohenden Abstieg gewehrt“, erklärt Lienen, „es war kein Vergnügen, gegen uns zu spielen. Und so ist es nun mit Duisburg auch.“

Immerhin kann er wieder auf Abwehrchef Lasse Sobiech zurückgreifen, der am Freitag nach überstandenem grippalem Infekt voll mittrainierte. Die Personalsituation hat sich insgesamt entspannt, auch bei Waldemar Sobota und Philipp Ziereis besteht die Hoffnung, dass sie ihre leichten Blessuren bis zum Sonntag auskuriert haben. „Sie waren heute in einer Art Aufbautraining, wir hatten sie als Vorsichtsmaßnahme rausgenommen, da war ein Zwicken und Zwacken“, erklärte Lienen.

Die endgültige Entscheidung, ob beide in der Schauinsland-Reisen-Arena auflaufen können, soll an diesem Sonnabend fallen. Eventuell sogar erst unmittelbar vor der Partie. Sollte Ziereis wider Erwarten doch nicht fit werden, stünden Bernd Nehrig oder Marc Hornschuh als Innenverteidiger neben Sobiech zur Verfügung. Definitiv fehlen werden Jan-Philipp Kalla und Davidson Eden wegen muskulärer Probleme.

„Wir wollen unbedingt unsere gute Ausgangssituation verteidigen“, betont Lienen dann noch einmal: „Wir wollen parat sein, wenn es an die letzten Spiele geht.“ Keiner redet über den Aufstieg, offiziell. Aber laut mitgedacht ist dieser Optimalfall offenbar doch. „Wir haben die Chance, oben dranzubleiben“, sagt Lienen, und dann wiederholt er: „Aber das geht nur mit Mentalität ...“

MSV Duisburg: Ratajzak – Feltscher, Bajic, Bohl, Poggenberg – Albutat, Özbek – Bröker, Janjic, Wolz – Tomané. FC St. Pauli: Himmelmann – Hornschuh, Ziereis, Sobiech, Buballa – Nehrig, Rzatkowski – Sobota (Dudziak), Alushi, Buchtmann – Thy.Schiedsrichter: Willenborg (Osnabrück).