Das Problem an radikalen Umstürzen ist ja, dass nach der Euphorie oft die Ernüchterung folgt. Und so sollte angesichts der Entscheidung des olympischen Box-Weltverbands Aiba, schon die Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro grundsätzlich für alle Profis zu öffnen, zunächst einmal abgewartet werden, wie die Zusammenführung bewerkstelligt werden soll. Immerhin gilt es, gemeinsame Qualifikationskriterien zu erarbeiten und den Profis, die in Titelkämpfen zwölf Runden à drei Minuten boxen, den Übergang in das olympische Format mit dreimal drei Minuten zu ermöglichen.

Natürlich ist die Gefahr da, dass angesichts des nun getilgten Olympia-Monopols, mit dem die Amateure immer wuchern konnten, noch mehr Sportler sofort auf den Profizug aufspringen. Die technische und taktische Ausbildung, die im olympischen Lager geleistet wird, könnte darunter leiden, keine Frage. Die Spannung allerdings, die durch möglich werdende Vergleiche zwischen Amateuren und Profis entsteht, sollte die denkbaren Risiken aufwiegen. Vor allem aber ist die Aufwertung des olympischen Boxturniers im Sinne des Sports. Olympiagold ist noch viel mehr wert, wenn damit wirklich die besten Kämpfer der Welt dekoriert werden.

Boxfans weltweit fordern schon lange eine solche Reform. Allerdings wäre es sinnvoller, sich ausreichend Zeit für die Ausgestaltung der Pläne zu geben. Deshalb: Lasst in Rio alles so, wie es bislang war, und wagt den Neustart 2020 in Tokio.

Seite 24 Profis gespalten über Olympiachance