Hamburg. Moderator greift erneut in Debatte um unangebrachtes Verhalten gegenüber Schiedsrichtern im Hamburger Amateurfußball ein.

Im entscheidenden Moment erinnerte sich Gerhard Delling an seine Sportlerkarriere. „Als ich noch gespielt habe, gab es so etwas auf jedem Platz“, sagte der 56-jährige „Sportschau“-Moderator der ARD bei der Enthüllung des neuen Schildes auf dem Gelände des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) an der Jenfelder Allee. Darauf steht: „Wer den Schiedsrichter oder die Schiedsrichterin beschimpft, muss mit der Verweisung von der Sportanlage rechnen. Der Vorstand“. Als Schirmherr der HFV-Kampagne „Hamburg zeigt Flagge“ hat der bundesweit bekannte Sportjournalist somit erneut in die anhaltende Debatte um unangebrachtes Verhalten gegenüber Schiedsrichtern im Hamburger Amateurfußball eingegriffen.

„Niemand wird davor stehen und das Schild auswendig lernen, aber es kann ein Bewusstsein dafür schaffen, Schiedsrichter mit Respekt zu behandeln. Was derzeit bei Jugendspielen passiert ist, ist eine Schande“, sagte Delling. Immer wieder kam es in Hamburg zu Beschimpfungen der Schiedsrichter, bei einigen Jugendspielen auch zu körperlichen Bedrohungen. Beim Jugendhallenfußballspiel zwischen Bingöl und Bergedorf 85 schlugen sich im Anschluss an eine Schiedsrichterentscheidung die Eltern und verletzten zwei Kinder. Hamburgs Schiedsrichter hatten bereits Ende September mit einem Brandbrief reagiert, als mehrere Unparteiische im Herrenbereich massiv attackiert wurden.

„Wir haben in Hamburg etwa 420 gemeldete Vereine. Zuletzt sind diese Schilder zunehmend von den Sportanlagen verschwunden. Jeder Verein kann ein solches Schild jetzt kostenlos vom Verband haben“, sagte HFV-Sprecher Carsten Byernetzki. Auch Hamburgs Schiri-Boss Wilfred Diekert begrüßte die Maßnahme. Zudem beklagte er die Nachwuchsproblematik: „2015 haben wir 500 Schiedsrichter ausgebildet, aber mehr als 500 haben aufgehört. Die Schiedsrichter wollen sich dieses Verhalten von Spielern, Trainern und Zuschauern nicht antun.“ Deshalb, so Diekert, sei ein Boykott nicht auszuschließen: „Immer mehr Schiedsrichter sagen mir, wir sollten mal zwei Wochen keine Spiele leiten, um ein deutliches Zeichen zu setzen. Damit die Vereine sehen: Ohne uns geht es nicht.“

Das Schlusswort gebührte Delling. Er wünschte sich mehr spielende Profis an der Pfeife, hob ihre Vorbildfunktion für die Amateurklassen hervor und sprach sich für einen vernünftigen Umgang mit den eigenen Emotionen aus: „Jeder darf sich über eine Entscheidung ärgern. Nur sollte der Respekt vor dem Schiedsrichter dabei niemals verloren gehen.“