Turin. Münchner kamen im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in Turin nach 2:0-Führung nicht über ein 2:2 hinaus

Viele Geschichten waren vorab erzählt worden. Jene von Arturo Vidals Rückkehr oder jene von Mario Mandzukic, seiner Flucht via Atlético Madrid zu Juventus Turin und seinen Gelüsten, Pep Guardiola zu zeigen, dass er ihn besser nicht mit Missachtung gestraft hätte, im ersten Amtsjahr beim FC Bayern. Und dann waren da ja noch die Abwehrsorgen des FC Bayern nach den Ausfällen der Innenverteidiger Jérôme Boateng, Javier Martínez und Holger Badstuber sowie die Drohung von Álvaro Morata, auf die Münchner warte in Turin „die Hölle“.

Viel Stoff und Getöse also vor dem Vergleich der Rekordmeister sowie aktuellen Tabellenführer aus Italien und Deutschland. Doch die Geschichte des Achtelfinal-Hinspiels am Dienstagabend in Turin war dann vor allem die eines lange Zeit bemerkenswert überlegen geführten Auftritts des FC Bayern, der die Alte Dame Juve ziemlich gebrechlich erscheinen ließ, ehe sie sich plötzlich zu altem Stolz aufraffte. Durch die Tore von Thomas Müller (43.) und Arjen Robben (55.) hatten die Münchner bereits hochverdient 2:0 geführt. Doch dann sorgte Paulo Dybala (62.) für neuen Mut der Juve und Stefano Sturaro (76.) nach einigen Turbulenzen noch für ein schmeichelhaftes 2:2. Die Chancen der Bayern aufs Viertelfinale vorm Rückspiel in drei Wochen stehen dennoch so, wie sie lange Zeit aufgetreten waren: gut.

Er habe eine Idee, wie er die knifflige Frage nach der Aufstellung und vor allem der Abwehrformation beantworten werde, hatte Guardiola gesagt. Diese Idee sah nun größtenteils so aus, wie das erwartet worden war. Die Innenverteidigung bildeten die eigentlich fachfremden, zuletzt aber schon in dieser Anordnung erprobten Joshua Kimmich und David Alaba, flankiert in der Viererkette von Kapitän Philipp Lahm in seinem 100. Champions-League-Spiel auf der rechten und Juan Bernat auf der linken Seite. Als Überraschung durfte schon eher Vidals Vorzug vor Xabi Alonso eingestuft werden, wenngleich der rauflustige Chilene ja genau für diese Art von Spielen im vergangenen Sommer von der Juve ausgelöst worden war, um seine Kämpfernatur im defensiven Mittelfeld einzubringen.

Zunächst aber rückte direkt nach dem Anpfiff Mandzukic in den Mittelpunkt. Nach einem weiten Schlag lief der Kroate auf Manuel Neuer zu. Und weil der Torwart zunächst entgegenkam, aber abbrach und Alaba leicht irritiert den Laufrhythmus verlor, eröffnete sich sofort eine große Chance für Juve. Doch Mandzukic schloss überhastet ab. Eine Warnung war dieser Konter zwar, zumal die Konteranfälligkeit der Bayern ja gerade in großen Spielen ein wiederkehrendes Thema ist. Doch was wie ein Menetekel wirkte, entpuppte sich zunächst als wenig unheilvoll.

Vielmehr war es so, dass eine Machtdemonstration der Bayern in Sachen Ball- und Passsicherheit folgte, garniert von vielen aussichtsreichen Abschlüssen, wie bei jener von Robert Lewandowski aufgelegten Chance von Müller, der den Querpass kurz vorm Fünfmeterraum aber noch annahm und dann verstolperte. Am Gesamteindruck änderte das nichts: Häufig liefen die Turiner wie unterklassige Bewunderer hinterher, und wenn sie doch einmal den Ball berühren durften, war dieser Sekunden später wieder zurückerobert und auf der nächsten Umlaufbahn der feinfüßigeren Gäste.

Gefährlich für Guardiolas beachtlich überlegene Elf wurde es zunächst nur, wenn Fehler im Aufbau unterliefen. Wie bei Kimmichs Fehlpass, in dessen Folge Paul Pogba Vidal im Strafraum an den linken Arm schoss, was zum Glück für die Bayern keinen Elfmeter nach sich zog. Turin mangelte es aber auch bei den seltenen Chancen zunächst an Präzision und ja, Können – jedenfalls im Vergleich zu den Münchnern. Und als Müller für diese nach Douglas Costa Vorlage zum 0:1 einschob, jubelte Guardiola mit einem feinen Lächeln, das sich noch steigerte, als Robben in typischer Manier zum 0:2 einschlenzte. Dass zwei unglückliche Abwehraktionen Kimmichs Juve noch ausgleichen ließen, hatte der junge und sonst gute Aushilfsverteidiger eigentlich ebenso wenig verdient wie die gesamte Bayern-Elf.

Wie man seine Überlegenheit auch im Ergebnis manifestiert, demonstrierte zeitgleich Titelverteidiger FC Barcelona in seinem Auswärtsspiel beim FC Arsenal. Die Katalanen setzten sich dank zweier Tore von Superstar Lionel Messi (71., 84., Foulelfmeter) mit 2:0 gegen die Londoner um Per Mertesacker und Mesut Özil durch. Sie haben das Viertelfinale fast schon sicher. Der FC Bayern hat dagegen am 16. März im Rückspiel noch harte Arbeit vor sich.