Die Bilder sollen malerisch sein. Geblähte Segel, blauer Himmel, die Gischt sprüht auf. Die Athleten hängen in ihren Trapezen, kämpfen mit den Elementen und den Gegnern. Und im Hintergrund grüßt die malerische Kulisse von Rio mit Zuckerhut und Christusstatue. Was für TV-Bilder für die Welt! Was für ein Event! Welche Werbung für die Olympischen Segelregatten, für diesen wunderbaren Sport.

Nur das Wasser sollte man nicht zeigen.

Kein halbes Jahr dauert es noch, bis sich die Jugend der Welt zu ihren Wettkämpfen in der brasilianischen Metropole trifft. Die Stadien werden wohl fertig, das Zikavirus soll im brasilianischen Winter kein Problem sein. Alles paletti, fast alles. Denn da gibt es noch das Segelrevier in der Guanabara-Bucht. Und da ist genau gar nichts paletti. Immer noch nicht.

7 Tonnen Öl fließen pro Tag in das Wasser, 12 Werften und rund 6000 Industriebetriebe produzieren täglich etwa 340 Tonnen an organischen Abfällen, von denen erst etwa ein Viertel angemessen behandelt wird. Jahrelang waren Rios Abwässer ungeklärt in die Bucht geleitet worden. Bei einem Test­event hatte sich im August der 49er-Segler Erik Heil vom Norddeutschen Regattaverein durch einen multiresistenten Keim eine schwere Entzündung im Unterschenkel eingehandelt.

Derzeit testet Parasegler Heiko Kröger aus Ammersbek mit seinem Team die komplizierten Wind und Strömungsverhältnisse vor Ort, eine wichtige Vorbereitung auf die Regatten. „Wir sind zum Glück noch gesund“, berichtet Kröger. „Leider ist und bleibt das Müllproblem allgegenwärtig.“ Und dann hat er noch beeindruckende Fotos von der gegenwärtigen Situation beigefügt. Mit dem Dreck, den man sieht.

Die Situation in der Bucht ist seit Jahren bekannt, dennoch wurde sie zum Segelrevier bestimmt. „Wir schaffen das“, sagten die Verantwortlichen. Und schafften offenbar nichts. Immer noch gibt es ein Versprechen, bis zu den Spielen sei alles sauber, aber jeder weiß, dass das Quatsch ist, oder Betrug. Und dennoch werden die Aktiven dort in gut fünf Monaten segeln müssen. Es wird ganz wunderbare TV-Bilder geben. Und darauf kommt es an.