Frankfurt am Main. Gegen ein schwaches Eintracht Frankfurt verpasst der HSV vor allem in der ersten Halbzeit einen möglichen Sieg. Diskussionen um nicht gegebenen Elfmeter

Johan Djourou und Haris Seferovic hatten einiges zu bereden. Direkt nach dem Schlusspfiff sprachen die beiden Schweizer Nationalspieler lange über das, was in den 92 Minuten zuvor passiert war. Nach dem 0:0 zwischen Eintracht Frankfurt und dem Hamburger SV dürften die beiden vor allem über die Szene in der 56. Minute diskutiert haben, als ihr Landsmann Josip Drmic im Strafraum von Eintracht-Verteidiger Yanni Regäsel zu Fall gebracht wurde. „Das war schon ein bisschen griechisch-römisch“, sagte HSV-Torhüter René Adler über die strittige Szene. „Wir wollen uns aber nicht beschweren. Das wäre zu billig. Wir hätten in der ersten Halbzeit schon 2:0 führen müssen“, sagte Adler. Tat der HSV aber nicht. Und so fühlte sich das Unentschieden am Ende irgendwie wie eine Niederlage an.

Schon vor dem Anpfiff in der mit 47.200 Zuschauern gut gefüllten Commerzbank Arena hatte Hamburg die erste Niederlage gegen Frankfurt kassiert – allerdings eine Liga tiefer und 400 Kilometer entfernt beim 1:3 des FC St. Pauli gegen den FSV (siehe Seite 32). Es darf wohl als eine Laune der – natürlich in Frankfurt ansässigen – Spielplangestalter der Deutschen Fußball-Liga (DFL) bezeichnet werden, dass es zum Start des Wochenendes gleich zum doppelten Städteduell kommen sollte.

Mit der guten Laune war es in Hessen allerdings relativ zeitnahe nach dem FSV-Sieg vorbei. Denn in Frankfurt waren es zunächst die Hamburger, die das Kommando übernahmen. Daran konnte nicht mal HSV-Schreck Alex Meier, der in seiner Karriere bereits sieben Tore gegen seinen Ex-Club erzielt hatte, etwas ändern. Während der gebürtige Buchholzer in der ersten Halbzeit kaum mal den Ball berührte, bestimmte die gut organisierte Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia die Partie von Beginn an nach Belieben – und wurde ähnlich wie in der Vorwoche gegen Gladbach mit Tormöglichkeiten im Minuten-Rhythmus belohnt.

7:1 hieß das Chancenverhältnis nach 45 spektakulären Minuten vor einer Woche – und 7:1 hieß das Chancenverhältnis nach 45 überlegten Minuten auch am Freitagabend. Der einzige Haken: Während es bereits zur Pause nach Toren am vergangenen Sonntag 2:1 für den HSV stand, lautete das Halbzeitergebnis am Freitagabend lediglich 0:0. Dabei hatten besonders Aaron Hunt (11.), Gideon Jung (20.), der erneut auffällige Artjoms Rudnevs (25.) und Nicolai Müller (44.) hochprozentige Torchancen. „Wir müssen daran arbeiten, konsequenter zu sein“, sagte HSV-Trainer Labbadia. Adler beklagte fehlende Kaltschnäuzigkeit.

0:0 also zur Halbzeit – doch was sich weder nach Fisch noch nach Fleisch anhört, war nicht mehr und nicht weniger als eine der besten ersten Auswärts-Halbzeiten des HSV in dieser Spielzeit. Besonders der gerade erst 21 Jahre alte Organisator Jung lieferte eine beeindruckende Partie im defensiven Mittelfeld an der Seite von Lewis Holtby ab. Selbst Eintracht-Legende Dragoslav Stepanović war beeindruckt: „Der HSV spielt ein gutes Pressing und verteidigt sicher“, fachsimpelte der frühere Frankfurt-Trainer nach 45 Minuten bei Sky. „Da ist es schwer durchzukommen.“

Doch auch ein gutes 0:0 ist eben doch nur ein 0:0. Deswegen dauerte es gerade einmal handgestoppte 207 Sekunden, ehe der HSV auch in der zweiten Halbzeit deutlich machte, dass man die fünfstündige Rückreise im Mannschaftsbus keinesfalls ohne etwas Zählbares antreten wollte. Diesmal war es Winter-Neuzugang Drmic, der Fanliebling Rudnevs in Szene setzte. Auf der Gegenseite zielte Frankfurts Makoto Hasebe mit einem strammen Schuss aus 20 Metern nur knapp am Hamburger Tor vorbei (50.).

Es folgte die Szene, über die insbesondere die Hamburger nach dem Spiel intensiv diskutiert haben dürften. Nach einer Flanke von Gotoku Sakai wurde Drmic im Strafraum von Frankfurts Verteidiger Regäsel mit durchaus übertriebenem Körperkontakt zu Boden gerissen. Schiedsrichter Wolfgang Stark ließ das Spiel weiterlaufen – eine Fehlentscheidung (56.). „Es gibt einige Schiedsrichter, die hier Elfmeter gepfiffen hätten“, sagte Labbadia.

Frankfurt wurde nun stärker, vor allem durch die Hereinnahme von Seferovic. Der Schweizer Nationalstürmer belebte die bis dahin wirkungslose Eintracht-Offensive. Der HSV machte Frankfurt durch einfache Ballverluste den Weg frei. Zunächst scheiterte Stefan Aigner an der Schulter von René Adler (72.), wenig später zielte der Rechtsaußen links vorbei. Marco Russ setzte einen Kopfball knapp neben das Hamburger Tor (77.).

Beide Mannschaften suchten die Entscheidung, am Ende blieb es wie schon im Hinspiel beim torlosen Unentschieden. „Aufgrund der zweiten Halbzeit müssen wir mit dem Punkt leben“, sagte HSV-Spielmacher Hunt.