Berlin. Der Sportdirektor der Eisbären Berlin hat nach seinem Karriereende noch immer mit den Spätfolgen eines Schädel-Hirn-Traumas zu kämpfen

Der frühere Eishockey-Profi Stefan Ustorf hat täglich mit den Spätfolgen seiner Gehirnerschütterung zu kämpfen, die ihn zum Karriereende zwang. „Das sind Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. Mein größtes Problem sind Temperamentsschwankungen. Extrem große Temperamentsschwankungen“, sagte der Sportdirektor der Eisbären Berlin der Tageszeitung „Neues Deutschland“. Ustorf musste seine Laufbahn 2013 nach acht Jahren beim Hauptstadtclub wegen zweier kurz aufeinanderfolgender Gehirnerschütterungen beenden. Im Dezember 2011 hatte er in einem Spiel gegen die Hannover Scorpions ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten.

„Außer meiner Frau und meinem Doktor weiß niemand, wie schlecht es mir wirklich geht“, sagte der 42-Jährige: „Ich habe jeden Tag mit dieser Verletzung zu tun, ich habe jeden Tag Probleme, und ich bin in Behandlung, jeden Tag. Ich nehme Medikamente, doch es geht nicht weg. Meine Familie war ausschlaggebend dafür, dass ich damit klargekommen bin.“

Insgesamt betrieb Ustorf den Sport 21 Jahre lang professionell, zwischen 1995 und 1997 bestritt er 54 Spiele für die Washington Capitals in der nordamerikanischen Profiliga NHL. Seine Ärzte schätzen, dass er in seiner Karriere 20 bis 25 Gehirnerschütterungen erlitten hat. „Diagnostiziert wurden sechs oder sieben davon“, sagte Ustorf.

Er hofft nun, dass Aufklärungsarbeit und die in den vergangenen Jahren eingeführten Sicherheitsprotokolle verhindern, dass aktive Spieler ähnlich erkranken, weil sie Gehirnerschütterungen nicht auskurieren. „Ich wusste es nicht besser, weil ich keine Ahnung von den Symptomen oder den Konsequenzen hatte. Wir hoffen, dass Spieler durch mehr Aufklärung und auch durch die erschreckenden Dinge, die immer wieder passieren, endlich verstehen: Damit spaßt man nicht.“

Ein Spiel allein sei es nicht wert, dieses Risiko einzugehen. „Ich glaube, die Spieler sind inzwischen so sensibilisiert, dass sie das nicht mehr tun“, sagte der frühere Nationalspieler, der mit den Eisbären sechs Meisterschaften in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) feierte.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei Ustorf die Gehirnerkrankung CTE entwickelt, schätzen seine Ärzte als „sehr, sehr groß“ ein, sagte Ustorf. Chronisch-traumatische Enzephalopathie entsteht durch wiederholte Stöße gegen den Kopf. Besonders verbreitet ist die Krankheit unter ehemaligen Spielern der NFL. Die US-Footballliga sieht sich mittlerweile mit zahlreichen Millionenklagen geschädigter Spieler konfrontiert. Dutzende ehemalige NFL-Stars begingen wegen CTE Selbstmord. „Ich weiß nicht, wie es mir in fünf Jahren gehen wird“, sagte Ustorf, „ich weiß ja nicht mal, wie es mir morgen gehen wird.“

Das DEL-Spiel der Hamburg Freezers bei den Kölner Haien war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet.