Hamburg. In einem neuen Unternehmensleitbild formuliert der HSV seine sportlichen und wirtschaftlichen Ziele für die kommenden zehn Jahre

Sieben Monate sind vergangen, seit sich eine Gruppe im Volksparkstadion zum ersten Workshop getroffen hat. 220 Mitarbeiter wurden seitdem ebenso interviewt wie 75 ausgewählte Personen aus Sport, Wirtschaft, Politik, Kultur und Medien. 9000 Mitglieder nahmen an einer Onlineumfrage teil, 151 Stimmberechtigte beschlossen im Januar das Endergebnis. Am Mittwochnachmittag war es schließlich so weit. Auf zehn Seiten veröffentlichte der HSV sein neues Unternehmensleitbild.

„Es gilt verbindlich für den gesamten Verein“, sagte Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer über das Schriftstück, das der HSV mithilfe einer 15-köpfigen Arbeitsgruppe sowie einer externen Agentur für etwa 50.000 Euro erstellen ließ. Es sind sowohl sportliche als auch wirtschaftliche Ziele sowie Leitsätze zum Zusammenleben des Vereins, die Projektleiter Christian Pletz mit seinem Team zusammengetragen hat.

Hohe Ansprüche und Ziele, die allerdings nur wenig mit der Realität des HSV zu tun haben. Unter den besten fünf deutschen Mannschaften will sich der Verein etablieren, eine dynamische Spielphilosophie verfolgen, die finanzielle Solidität dauerhaft sichern, den Wert des HSV kontinuierlich steigern, Nachwuchstalente im Profiteam einbinden, sich auf 18- bis 23-jährige Neuzugänge fokussieren. Man muss kein Kenner der Szene sein, um zu erkennen, dass der Soll-Zustand und der Ist-Zustand derzeit nicht so recht zusammenpassen. Beiersdorfer spricht daher von einem Zeitraum von sieben bis zehn Jahren, um sich an den hohen sportlichen Leitzielen messen zu lassen. „Wir wissen, dass wir in vielen Bereichen noch weit entfernt vom Idealzustand sind“, sagt Beiersdorfer.

Entscheidend sei, dass der HSV durch den Leitbildprozess wieder eine gemeinsame Identität und Gesprächskultur innerhalb des Vereins geschaffen habe, so Beiersdorfer. „Als ich zum HSV zurückgekehrt bin, habe ich einen Club mit verschiedenen Fraktionen vorgefunden. Wir brauchten wieder einen gemeinsamen Konsens.“

Für den HSV gelten nun Werte wie Weltoffenheit, Leistungsbereitschaft, Teamgeist, Bescheidenheit oder Kritikfähigkeit. „Das Leitbild soll kein Dogma sein, wie sich unsere Mitarbeiter und Mitglieder zu verhalten haben. Es dient als Orientierung im täglichen Leben“, sagt Beiersdorfer. Die Menschen im Verein seien nun gefragt, das Leitbild mit Leben zu füllen. Die Arbeitsgruppe wird den Prozess weiterhin begleiten und kontrollieren. Damit die Ziele der Zukunft möglichst schnell auch mit der Realität zu tun haben.