Hamburg. Mit einem Sieg gegen den direkten Konkurrenten Vilsbiburg könnten die Volleyballerinnen den Rückstand auf Rang sechs verkürzen.

Sie hätte sich auch für ihre Kollegin Elizabeth Field gefreut, „die eine tolle Angriffsquote hatte“, oder für Jana-Franziska Poll, „die seit Saisonbeginn unglaubliche Leistungen zeigt“. Außerdem sei der Erfolg der Mannschaft viel wichtiger als das Glänzen Einzelner. Und doch: Ein Stückchen Freude kann Saskia Radzuweit nicht verbergen darüber, dass sie selbst nach dem 3:2-Sieg der Bundesligafrauen des Volleyballteams Aurubis am vergangenen Sonnabend beim SC Potsdam zur wertvollsten Spielerin gewählt worden war. „Natürlich ist das eine schöne Bestätigung für die geleistete Arbeit.“

Cheftrainer Dirk Sauermann hat sich mitgefreut, auch weil die persönliche Auszeichnung für die Außenangreiferin ebenfalls auf sein Konto einzahlt. Der Coach hat Radzuweit, die 2015 nach zwei Jahren vom Köpenicker SC zurückkehrte und neben Mittelblockerin Nina Braack einzige gebürtige Hamburgerin im Elferkader ist, sein Vertrauen geschenkt. Als Spielführerin Karine Muijlwijk am 3. Februar beim 1:3 in Dresden im ersten Satz ein Band im Sprunggelenk riss, übertrug er der 182 cm großen Athletin deren Aufgaben im Außenangriff. Und die 24-Jährige zahlte mit starken Leistungen zurück, die in Potsdam in 18 Punkten gipfelten.

„Natürlich möchte ich das Vertrauen des Trainers bestätigen. Ich will aber auch für Karine in die Bresche springen, um sie bestmöglich zu ersetzen“, sagt Radzuweit, die parallel zum Leistungssport noch eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau absolviert. Dieser Teamgedanke, dass jede Spielerin für ihre Nebenfrau kämpft und alle wie eine verschworene Einheit zusammenhalten, hat dafür gesorgt, dass der sportliche Abstieg in dieser Spielzeit kein Thema mehr ist und man vor dem Heimspiel gegen die Roten Raben Vilsbiburg an diesem Mittwoch (20 Uhr, CU-Arena) mit 27 Zählern auf Rang acht in Richtung direkte Play-off-Qualifikation schauen darf. Dafür wäre Platz sechs vonnöten, den mit vier Zählern Vorsprung derzeit die Gäste aus Bayern belegen.

„An einem guten Tag ist Vilsbiburg kaum zu schlagen. Aber wir denken trotzdem, dass ein oder zwei Punkte möglich sind“, sagt Radzuweit. Das Rechnen fange im Team indes niemand an. Auch die Sorgen vor dem finanziellen Aus, das nach dem Ausstieg von Namenssponsor Aurubis in diesem Frühjahr droht, schiebe die Mannschaft beiseite: „Natürlich ist es ein Thema. Aber das Management spielt mit offenen Karten, und wir tun das, was wir tun können, indem wir versuchen, sportlich unsere Bestleistung abzurufen.“

Diese Nervenstärke, die die Mannschaft trotz der dünnen Personaldecke auszeichnet und die auch an vier gewonnenen von fünf ausgespielten Tiebreaks abzulesen ist, scheint die Trumpfkarte im Aurubis-Ärmel zu sein. Saskia Radzuweit, die über Weihnachten wegen eines Fingerbruchs mehrere Wochen ausgefallen war und in dieser Zeit Kraft für den Saisonendspurt sammeln konnte, hat sich deshalb auch für Optimismus entschieden. „Das, was wir hier aufgebaut haben, darf einfach nicht kaputtgehen!“