Hamburg. Der Kapitän fällt mit einer Knieverletzung erneut wochenlang aus. Stellvertreter Sobiech ist dennoch optimistisch für den Rest der Saison

Nur sieben von bisher 19 Saisonspielen hat er bestritten, davon nur drei in der Startformation und vier als Joker für die Schlussphase. Das ist ganz sicher nicht die typische Bilanz eines Mannschaftskapitäns. Doch für Sören Gonther, den Spielführer des FC St. Pauli, kommt es in dieser Zweitligasaison noch schlimmer. Mit einem Teilabriss des Außenbandes im rechten Knie, den er sich am Dienstag bei einem Zusammenprall im Training zugezogen hat, wird der Innenverteidiger erneut wochenlang fehlen. Dabei hatte sich der 29-Jährige vor der Winterpause gerade erst wieder richtig ins Team gekämpft und sich zuletzt in den vier Wochen Vorbereitung in eine Top-Verfassung gebracht.

So war es mehr als verständlich, dass es Gonther unmittelbar nach dem Trainingsunfall einfach nicht wahrhaben wollte, dass er wieder eine schwere Verletzung erlitten hat. „Es ist nichts Schlimmes“, hatte er fast trotzig gesagt, als er mit einem Eisverband um das Knie vom Platz in den Kabinentrakt ging. Die Diagnose war umso niederschmetternder. Die Heilung wird einige Wochen in Anspruch nehmen. Danach muss er sich körperlich wieder in eine spielspezifische Form bringen. Sein Kollege Jan-Philipp Kalla hatte am 14. Dezember im Auswärtsspiel in Bielefeld (0:0) die gleiche Knieverletzung erlitten. Bis heute kann er noch nicht wieder am Teamtraining teilnehmen.

Gonther hatte sich bereits am dritten Spieltag beim Aufwärmen unmittelbar vor der Partie gegen die SpVgg. Greuther Fürth einen Muskelbündelriss mit Sehnenverletzung in der rechten Wade zugezogen. Jetzt steht am Sonntag (13.30 Uhr; Sky live) in Fürth das Rückspiel gegen die Franken auf dem Programm, und niemand kann seriös vorhersagen, wann Gonther wieder einsatzbereit ist. Schon jetzt steht daher fest, dass der Kapitän St. Paulis Pechvogel dieser Saison ist.

Wie schon in den meisten Spielen der Hinrunde wird nun wieder Gon­thers Innenverteidiger-Kollege Lasse Sobiech die Aufgabe haben, auf dem Spielfeld die Kapitänsbinde zu tragen und vor allem die Mannschaft zu führen. „Ich habe mich gerade noch etwas länger mit Gonni unterhalten. Es ist für ihn wirklich bitter, dass das jetzt wieder passiert ist. Und für das ganze Team ist es ärgerlich, dass nach Sebastian Maier nun ein weiterer Spieler ausfällt“, sagte Sobiech.

Seine eigene Rolle als Kapitän auf dem Platz sieht der 25-Jährige dabei entspannt. „Wenn die anderen es wollen, übernehme ich die Aufgabe sehr gern. Ich fühle mich wohl dabei und empfinde es als Ehre. Aber ganz wichtig ist auch, dass nicht nur einer auf dem Platz steht und Kommandos gibt. Das muss im Prinzip die ganze Truppe zusammen machen“, sagte Sobiech.

Gab es vor Gonthers Verletzung einen offenen Dreikampf um die beiden Innenverteidiger-Positionen, so steht jetzt praktisch fest, dass wie schon in den meisten bisherigen Spielen Sobiech und Philipp Ziereis das zentrale Abwehrduo bilden werden. Als möglicher Ersatzspieler neben Davidson Eden darf nun auch Talent Yannick Deichmann, 20, wieder am Training des Profiteams teilnehmen.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Mannschaft bis zum Saisonende alles geben, weiter ihr erfolgreiches System spielen und nicht am Ende einbrechen wird“, sagte Sobiech. Eine Entwicklung, wie vor zwei Jahren, als St. Pauli lange Aufstiegschancen besaß, am Schluss aber auf Rang acht zurückfiel, hält er mit der aktuellen Truppe – trotz der jüngsten Verletzungen – für unwahrscheinlich.