Hamburg. Ewald Lienen ist auch ohne neue Spieler von der Qualität seines Teams überzeugt. Auch bei Fürth gibt es Personalprobleme.

Am ersten Trainingstag nach dem Ablauf der Winter-Transferperiode waren auf dem Übungsgelände des FC St. Pauli in Niendorf nur bekannte Gesichter zu entdecken. „Ich habe auch noch mal genau hingeschaut, Aber es ist tatsächlich niemand dazugekommen“, sagte St. Paulis Cheftrainer Ewald Lienen mit einem süffisanten Lächeln nach der ersten Einheit der Woche.

Unzufrieden oder gar verstimmt gab sich Lienen jedoch nicht darüber, dass die Vereinsführung keinen neuen Spieler verpflichtet hat, während einige Konkurrenzclubs teilweise eine ganze Handvoll an Neuzugängen an Land gezogen haben. „Wir hatten die klare Devise, dass wir nur einen Spieler dazuhaben wollen, wenn wir durch ihn auch wirklich besser werden“, bestätigte Lienen das schon zuvor von Sportchef Thomas Meggle erklärte Konzept. „Es hätte zudem überhaupt keinen Sinn gemacht, einen Spieler nur bis zum Saisonende auszuleihen. Das ist ja schon in dreieinhalb Monaten. Bevor der weiß, wo der nächste Supermarkt ist, wäre er schon wieder weg“, sagte Lienen. Und weiter: „Wir haben uns gegen einige Spieler entschieden, die uns angeboten worden sind und jetzt zu anderen Vereinen gegangen sind.“

So geht der FC St. Pauli mit dem Kader in die verbleibenden 15 Punktspiele der Saison, der auch schon in den bisherigen 19 Partien zur Verfügung stand. „Wir haben eine gute Mannschaft und einen guten Zusammenhalt“, betonte Lienen am Dienstag. Er bestätigte dabei, dass die Zurückhaltung auf dem Transfermarkt auch damit zusammenhing, dass man den offenkundig starken Teamgeist nicht gefährden wollte. Der Kader sei zwar nicht besonders groß, aber so müsse man eben nicht bei einem Punktspiel vier gesunde Spiele auf die Tribüne setzen. „Jeder hat hier eine wichtige Rolle, und dazu haben wir ja auch einige vielversprechende Nachwuchsspieler“, sagte Lienen.

In den gut vier Wochen seit dem Trainingsstart am 4. Januar hat sich herauskristallisiert, welche elf Spieler derzeit die besten Chancen auf einen Platz in der Startelf haben und welche Akteure sich wohl zunächst mit einer Reservistenrolle begnügen müssen. Dabei betont Lienen: „Leistungsmäßig sind die Spieler sehr eng zusammengerückt. Wir werden in den Spielen und auch im Training sehr genau hinschauen, wie sich jeder präsentiert. Wenn wir uns jetzt für eine Startelf entscheiden, bedeutet das nicht, dass die auch in den nächsten Spielen immer so aussehen muss.“

Für die einzelnen Mannschaftsteile stellt sich die personelle Situation vor dem ersten Zweitligaspiel des FC St. Pauli im neuen Jahr am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) beim Tabellenzehnten SpVgg. Greuther Fürth so dar:

Tor: Die Hierarchie ist eindeutig. Robin Himmelmann, 26, ist einer der besten Keeper der Zweiten Liga. Es gibt keinerlei Zweifel, dass er weiter die Nummer eins ist, auch wenn er die 30 auf dem Rücken trägt. Philipp Heerwagen, 32, ist ein höchst loyaler Ersatzmann, der sich im Training und in Testspielen so ins Zeug legt, dass er Himmelmann im Falle eines Ausfalls bedenkenlos ersetzen kann. Svend Brodersen, 18, sammelt als Talent Erfahrung im Training mit den Profis und Spielpraxis in den Partien der Regionalliga-Mannschaft.

Abwehr: Lasse Sobiech wurde jüngst vom Fachmagazin „kicker“ zum besten Innenverteidiger der Liga gekürt. Er ist gesetzt, während bei der Besetzung seines Nebenmannes in der Abwehrzen­trale Philipp Ziereis die Nase gegenüber Sören Gonther leicht vorn hat. „Philipp hat seit dem dritten Spieltag 16 Matches in Folge bestritten und seine Sache sehr gut gemacht“, sagt Lienen. Daher spiele es keine Rolle, dass Gonther der Kapitän des Teams ist. „Sören füllt dieses Amt auch neben dem Platz vorbildlich aus. Es kann auch sehr gut sein, dass wir im Laufe der Zeit Wechsel vornehmen“, sagt Lienen.

Allerdings musste Gonther am Dienstag das Training vorzeitig abbrechen, nachdem er einen Schlag auf das rechte Knie bekommen hatte. „Es ist nichts Schlimmes“, sagte er, ehe er zur Untersuchung fuhr. Doch diese ergab dann einen Außenbandteilabriss im rechten Knie - damit wird der Ex-Paderborner mehrere Wochen ausfallen. Eine weitere Alternativen für die Innenverteidigung ist Davidson Eden, zudem stünde auch Yannick Deichmann bereit.

Auf den Außenverteidiger-Positionen geht kein Weg an Marc Hornschuh (rechts) und Daniel Buballa (links) vorbei, dessen Ersatz Joel Keller in den vergangenen Wochen allerdings einen großen Sprung gemacht hat. Rechts wäre Jan-Philipp Kalla die erste Alternative, wenn er sich derzeit nicht noch im Aufbautraining befinden würde.


Mittelfeld: Wie in der Innenverteidigung hat Trainer Lienen auch auf der „Doppel-Sechs“ eine schwierige Wahl zu treffen – in diesem Fall zwischen vier potenziellen Stammspielern. Im Moment dürften dabei Marc Rzatkowski und Bernd Nehrig einen leichten Vorsprung haben, da Enis Alushi zuletzt wegen eines Hexenschusses ausfiel. Der formstarke Christopher Buchtmann könnte zunächst in der zentralen offensiven Rolle zum Zuge kommen, da hier der potenzielle Stammspieler Sebastian Maier mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel einige Wochen ausfällt. Als „Sechser“ kommen zudem der vielseitige Kalla, der derzeit erkrankte Dennis Rosin und auch Okan Kurt in Betracht.

Auf den offensiven Außenbahnen dürften aktuell Waldemar Sobota und Jeremy Dudziak, der am Dienstag nach kurzer Erkrankung wieder ins Training einstieg, im Vorteil sein. Fafa Picault, Kyoungrok Choi und Maurice Litka haben gute Chancen als Joker. Im Laufe der verbleibenden Saison könnte der im Sommer als Top-Zugang verpflichtete Ryo Miyaichi nach vollständiger Genesung von seinem Kreuzbandriss zu ersten Kurzeinsätzen kommen.


Angriff: St. Pauli setzt hier weiter auf die beiden Profis, die den Club im Sommer verlassen werden. Lennart Thy (Bremen) und John Verhoek (Heidenheim) haben zuletzt einen guten Eindruck hinterlassen, wobei Thy als sehr laufstarker Akteur zunächst weiter den Vorzug bekommen dürfte. Trainer Lienen ist überzeugt, dass sich Verhoek trotz der verweigerten vorzeitigen Freigabe für Heidenheim nicht hängen lassen wird. Denkbar ist auch eine taktische Variante mit zwei Stürmern. Nico Empen wird zunächst weiter im U-23-Team Spielpraxis sammeln.

Fürth vorerst ohne verletzten Mittelfeldspieler Hofmann

Die SpVgg Greuther Fürth muss ihre ersten Pflichtspiele im neuen Jahr ohne Andreas Hofmann bestreiten. Der Mittelfeldspieler erlitt im Training einen Muskelfaserriss im hinteren Oberschenkel und wird rund vier Wochen ausfallen, wie der Fußball-Zweitligist am Mittwoch bekanntgab. Hofmann stand bei den Franken in der bisherigen Saison in 16 Liga-Spielen und einmal im DFB-Pokal auf dem Platz. Damit fällt Hofmann daheim gegen den FC St. Pauli aus.