Warum soll man Differenzen sachlich austragen, wenn das auch persönlich geht. Hans Robert „Bob“ Hanning hat das einmal gesagt, als er die Probleme des deutschen Handballs benennen sollte. Nachdem er im September 2013 Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Handballbund (DHB) wurde, hielten fortan viele ihn für das größte Problem. Der neue Präsident Bernhard Bauer trat seinetwegen zurück, Weltmeistertrainer Heiner Brand spricht seit geraumer Zeit kein Wort mehr mit ihm. Auf dem Weg zur Wiederauferstehung des deutschen Männerhandballs waren das aber eher kleine Kollateralschäden, wie man in Tagen wie diesen weiß, in denen die Nationalmannschaft in Polen nie erwartete Auftritte hinlegte und wieder Millionen vor die Fernseher lockte. Als Hanning antrat, hatte die DHB-Auswahl gerade die EM-Endrunde 2014 in Dänemark verpasst.

Hanning, 47, hat im Verband alte Seilschaften gekappt, neue Strukturen eingezogen und im lange Zeit schwierigen Dialog zwischen Bundesliga und Nationalmannschaft konstruktive Lösungen vermittelt. Der sensationelle EM-Sieg ist zu einem nicht unerheblichen Teil mit sein Verdienst. Mag er auch einen Hang zur Selbstinszenierung haben, die Resultate seiner Arbeit gaben ihm bislang immer recht. Als Trainer des klammen HSV akquirierte er auch noch Sponsoren, fand Ende 2004 in Andreas Rudolph den Retter des insolventen Clubs, der ihn nur fünf Monate später entließ. Zwei Alphatiere waren eins zu viel. Die Füchse Berlin führte er anschließend als Geschäftsführer aus der Zweiten Bundesliga mit begrenzten finanziellen Mitteln zum Gewinn des europäischen EHF-Cups im Mai 2015, indem er zusammen mit Trainer Dagur Sigurdsson konsequent auf Nachwuchsarbeit setzte. Noch heute trainiert Hanning die B-Jugend des Vereins. Sigurdsson ist jetzt Bundestrainer. Auch für diese Entscheidung wurde Hanning angefeindet.

Alles, was er mache, mache er mit Leidenschaft, hat er jetzt in Krakau gesagt und hinzugefügt: „Das Wort Leidenschaft beinhaltet auch Leiden.“