Nathalie Weinzierl sollte nach verpasster Teamsitzung diszipliniert werden. Die Maßnahme saß, die 21-Jährige reagierte top.

Ein Eklat um die starke Siebte Nathalie Weinzierl und die verpassten Top-Ten-Auftritte der beiden deutschen Herren haben den ersten Tag der Eiskunstlauf-Europameisterschaften bestimmt. Richtig wütend auf die Deutsche Eislauf-Union (DEU) lief die 21-Jährige am Mittwoch in Bratislava die beste Kurzkür seit Jahren und damit auf Platz sieben. Weil die Mannheimerin am Vorabend nicht zu einer späten Mannschaftssitzung erschien, nahm ihr die DEU die offizielle Teamkleidung weg. Es soll nicht der erste Vorfall um die Studentin gewesen sein, die gern ihre eigenen Wege geht. Der Verband nahm die Disziplinarmaßnahme aber am Abend zurück.

Deutscher Meister Streubel stürzt

Der zweimalige deutsche Meister Franz Streubel stürzte beim vierfachen Toeloop und rangiert mit 68,11 Punkten auf Platz 15. „Den werde ich in der Kür nochmal probieren. Was haben wir Deutsche schon zu verlieren?“, fragte der Oberstdorfer.

Paul Fentz (67,97/16. Platz) blieb fehlerfrei, aber ohne Risiko. „Das war eindeutig das beste Kurzprogramm der Saison“, sagte der Berliner. Zwar fehlte ihm ein Vierfach-Element, dafür waren der dreifache Axel und die Kombination aus zwei dreifachen Toeloops einwandfrei. „Das Publikum pusht mich, es ist einfach geil, hier zu sein“, sagte der Sportsoldat. In einer eigenen Liga lief der dreimalige Titelträger Javier Fernandez aus Spanien (102,54) mit je einem vierfachen Salchow und Toeloop.

Weinzierl vom Rüffel unbeeindruckt

Auch Weinzierl, die in ihrer gelben Trainingsjacke von den Winterspielen in Sotschi erschien, zeigte sich von ihrer besten Seite. Ausgerechnet zur Musik „Feeling good“ von Michael Bublé ließ sie sich nicht von dem Rüffel der DEU beeindrucken und lief fast fehlerfrei. Lediglich bei der Kombination aus zwei dreifachen Toeloops fehlte am Ende eine Umdrehung. „Ich hatte richtige Lust zu laufen, es hat mir Spaß gemacht“, sagte Weinzierl.

Als Begründung für das Fernbleiben bei der Sitzung um 21 Uhr gab sie an, früh schlafen gegangen zu sein, weil sie vor sechs Uhr aufstehen musste. „Die Sportler waren seit zwei Wochen über die Sitzung informiert“, begründete DEU-Leistungssportreferent Volker Herrmann die Disziplinarmaßnahme. Er ärgerte sich darüber, dass Weinzierl ihm nicht direkt abgesagt hatte. Sportdirektor Udo Dönsdorf sprach von einer Überreaktion Herrmanns, der ohne Präsidiumsbeschluss nicht hätte handeln dürfen: „Das Fingerspitzengefühl war nicht da“.

Bundestrainerin unterstützt Maßnahme

Bundestrainerin Viola Striegler hatte nach vielen Eskapaden Verständnis für den Verband: „Wenn Sitzungen angeordnet werden, muss man kommen oder richtig absagen.“ Solch ein Alleingang sei etliche Male passiert. „Sie war richtig wütend und hat am Morgen so gut trainiert wie noch nie“, erzählte sie schmunzelnd.

„Nathalie hat mit der Leistung die richtige Antwort gegeben“, meinte dagegen ihr Coach Peter Sczypa und nahm sie in Schutz. Mit 57,36 Punkten bekam Weinzierl gute Noten. Die Führung in der slowakischen Hauptstadt übernahm die Juniorenweltmeisterin Jewgenija Medwedjewa (72,55) aus Russland vor ihrer Teamkolleginnen Jelena Radjonowa (70,96) und Anna Pogorilaja (63,81). Die 16 Jahre alte deutsche Meisterin Lutricia Bock aus Chemnitz verpasste das Finale der besten 24 knapp um einen Platz.

Savchenko hat Rückenprobleme

Derweil ist der Start des deutsch-französischen Toppaares Aljona Savchenko und Bruno Massot wegen Rückenproblemen der 32-Jährigen in Gefahr. „Es ist ein Hexenschuss, den ich mir bei der Landung nach einem Wurfflip im Training in Oberstdorf zugezogen haben“, sagte die fünfmalige Weltmeisterin am späten Mittwochabend in Bratislava.

Nach der Ankunft in der slowakischen Hauptstadt nach sieben Stunden Fahrt aus dem Allgäu mit einem Kleinbus waren Savchenko/Massot nur kurz auf das Eis gegangen. Das Kurzprogramm steht am Freitag (13.30 Uhr) an.

Bei den nationalen Meisterschaften im Dezember war Massot trotz Rückenbeschwerden zu seinem ersten Titel für Deutschland gelaufen. In Bratislava zählen die Wahl-Oberstdorfer nach der Absage von zwei russischen Konkurrenten zu den Mitfavoriten auf den Titel.