hamburg. Für die optimale Fitness der St.-Pauli-Profis überlässt Athletiktrainer Emonts nichts dem Zufall

Der Reisestress ist verarbeitet, und nachdem die Profis am freien Dienstag mal ganz abschalten durften, startete der FC St. Pauli am Mittwoch ausgeruht und sehr pünktlich um 10 Uhr an der Kollaustraße auf die Zielgerade der Rückrunden-Vorbereitung. Bei den ersten beiden Übungseinheiten auf deutschem Boden nach dem Trainingslager im türkischen Belek stand der Ball im Mittelpunkt – doch wer geglaubt hat, dass es bis zum ersten Punktspiel am 7. Februar in Fürth (13.30 Uhr) entspannt zugeht, sah sich getäuscht. „Wir werden die Tage bis zur Generalprobe gegen Aalborg am Sonnabend noch sehr intensiv trainieren, auch im konditionellen Bereich“, sagt Athletiktrainer Janosch Emonts. Erst in der kommenden Woche werde der Umfang heruntergefahren und nur noch einzelne „Belastungsspitzen“ eingebaut.

Hintergrund: Die Ergebnisse der Leistungsdiagnostik vor dem Trainingslager waren überraschend gut, sodass das Trainerteam um Chefcoach Ewald Lienen in der Türkei hauptsächlich im taktisch-technischen Bereich arbeiten und auf das pure Konditionsbolzen verzichten konnte. Dafür müssen seine Schützlinge nun im fast genauso kalten Hamburg noch mal ordentlich zulangen.

Doch auch beim FC St. Pauli hat längst die individuelle Belastungssteuerung Einzug gehalten. Emonts spricht von einer „variablen Periodisierung“, die auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Profis zugeschnitten ist. Um diese möglichst genau zu erfassen, müssen die Spieler vor jedem Training auf die Waage und einen Fragenkatalog abarbeiten, um eine erste subjektive Einschätzung abzugeben: Wie müde fühlen sich deine Beine an? Wie fühlst du dich emotional? Wie anstrengend empfandest du das letzte Training? Wie hast du geschlafen? In Zukunft soll zudem ein standardisiertes Verfahren eingeführt werden, das sich derzeit in der Testphase befindet, durch das bei den Profis jeden Tag bestimmte Werte wie die Herzfrequenz ermittelt werden.

„Wir orientieren uns zum einen an den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, zum anderen an den Trainingsmethoden anderer Spitzensportler“, erklärt Emonts. So sei zum Beispiel die Wirksamkeit des Rege­ne­ra- ­tions­trainings mit der bei Leistungssportlern beliebten Faszien-Rolle wissenschaftlich noch nicht endgültig belegt, dennoch arbeitet auch der 30-jährige Deutsch-Belgier mit dem Hilfsgerät, um das Bindegewebe zu stärken und Verspannungen zu lösen.

Seit Anfang des Jahres gehört Emonts St. Paulis Trainerteam an und attestiert der Mannschaft im Vergleich zum Saisonbeginn „erhebliche Fortschritte“ im athletischen Bereich. Vor allem einer hat es ihm angetan: „Daniel Buballa ist mit seinem Antritt, seiner Schnelligkeit und von seiner Bewegungseffizienz her eine Klasse für sich. Alle anderen Spieler nähern sich aber immer mehr seiner Leistungsfähigkeit an.“ Wobei die Bewertung solcher Messungen auch von der Position eines Spielers abhänge. „Ein Stürmer kann auch mit einem ganz anderen Verhältnis von Größe, Gewicht, Fettanteil und Muskelmasse erfolgreich sein wie ein Innenverteidiger, dem im Zweifel im Zweikampf ein paar Kilos mehr helfen könnten.“

Vorverkauf nutzen: Für das Testspiel gegen Aalborg BK am Sonnabend (14 Uhr) wird nur die Gegentribüne geöffnet, und aufgrund einer Baustelle stehen nur wenige Tageskassen zur Verfügung. Bisher sind gut 3000 Karten verkauft.