Hamburg/Belek. Im Trainingslager in Belek will St. Paulis Coach Ewald Lienen verschiedene Spielweisen einstudieren und sein Team torgefährlicher machen

Es war schon längst dunkel, als der Tross des FC St. Pauli am Freitagabend Ortszeit das Hotel Papillon Ayscha in Belek erreichte. An diesem Sonnabend startet das Team mit der ersten Übungseinheit des Trainingslagers an der türkischen Riviera in die wichtigste Phase der Vorbereitung auf die verbleibenden 15 Spiele der aktuellen Zweitligasaison. „Wir werden mit Sicherheit nicht mehr bis zum Abwinken Kondition bolzen“, kündigt St. Paulis Cheftrainer Ewald Lienen schon einmal an. „Das haben wir in Hamburg in den vergangenen zwei Wochen zur Genüge gemacht. Vielleicht gibt es aber noch ein paar Hit-Läufe, um das Niveau zu halten“, sagt er weiter.

An die Stelle des zuletzt vielfach praktizierten Kraft- und Ausdauertrainings wird in Belek die taktische Detailarbeit treten. Lienens Ziel ist es bekanntlich, dass sein Team mit ganz unterschiedlichen eigenen taktischen Ausrichtungen spielen und dabei auch erfolgreich sein kann. Dies impliziert, dass die Mannschaft auch gegen verschiedene Spielweisen des jeweiligen Gegners gewappnet sein soll.

Diese Zielsetzung ist das Resultat einer Analyse der bisherigen 19 Spiele in dieser Saison, deren Bilanz sich mit 30 Punkten und Platz vier durchaus sehen lassen kann. Doch offenkundig ist eben auch, woran es der Mannschaft noch mangelt, um ein ganz heißer Anwärter auf den sportlich durchaus möglichen Aufstieg zu werden. Auffällig ist, dass St. Paulis Team in jenen Spielen kaum Punkte holte und noch seltener gewann, in denen es mehr Ballbesitz als der Gegner hatte.

„Wir neigen dazu, uns einen Wolf zu spielen“, sagt Lienen ziemlich drastisch. Das soll heißen, dass seine Akteure gegen einen tief und kompakt stehenden Gegner zu viel den Ball hin und her spielen, aber nicht konsequent zum Abschluss kommen. „Wir wollen daran arbeiten, unser Flügelspiel zu verbessern. Dazu wollen wir insgesamt versuchen, zielstrebiger zu werden“, sagt Lienen. Dazu gehöre auch die Variante, aus der Tiefe einfach einmal den Ball hinter die gegnerische Abwehrkette zu chippen, wo sich ein eigener Angreifer durch einen Diagonalsprint freilaufen soll. „Wir wollen zwar nicht immer so spielen, wie es Bielefeld macht, aber manchmal kann es sinnvoll sein.“

Und noch ein Manko hat Lienen bei seinem Team ausgemacht. „Bei Kontern haben wir Luft nach oben. Es gab zuletzt einige Situationen, in denen wir nicht konsequent genug waren“, sagt Lienen. Beispielsweise hatten beim 2:1 in Kaiserslautern Christopher Buchtmann und Marc Rzatkowski derartige Gelegenheiten recht fahrlässig vergeben und somit eine frühe Entscheidung verhindert.

Trainer Lienen ist nicht nur angesichts der aktuellen Unbespielbarkeit der Naturrasenplätze auf der eigenen Trainingsanlage in Niendorf froh, dass es nun auf die erfahrungsgemäß gut gepflegten Spielflächen in Belek geht. „Wenn man Dinge einstudieren will, ist ein Trainingslager, bei dem alle Spieler die ganze Zeit zusammen sind, einfach ideal“, sagt der Coach. Auch kurzfristige Besprechungen seien einfacher an- und umzusetzen. Zudem sei auch die Ernährung besser zu steuern.

Nachteil sei, dass die medizinische Versorgung nicht so gut wie in Hamburg sei. Doch dies sei für die kommenden zehn Tage, so Lienen, angesichts der Vorteile vertretbar.