Hamburg. Beim Hero Cup trifft der Aufstiegsheld von 2001 auf Altstars des HSV sowie auf frühere Größen von Real Madrid, Werder Bremen und dem FC Barcelona

Mit der Titulierung „Held“ geht man im Sport ja zuweilen etwas sorglos um. Für die Fans des FC St. Pauli ist Deniz Baris aber definitiv ein (Aufstiegs-)Held. Am 20. Mai 2001 machte ein Kopfballtreffer des damals 23-Jährigen zum 2:1 beim 1. FC Nürnberg am letzten Spieltag der Zweitliga-Saison 2000/01 den Weg in die Bundesliga frei. Kultstatus genießt auch der 2:1-Sieg gegen den FC Bayern München am 6. Februar 2002 – Baris gehörte zu den Weltpokalsiegerbesiegern.

Am Sonnabend (17.30 bis 23 Uhr/Sport1) gibt es beim ersten Hero Cup in der Barclaycard Arena ein Wieder­sehen mit Baris bei St. Pauli. Unter dem Motto „Triff die Fußballhelden deiner Jugend“ sollen Ex-Profis wie Stig Töfting, Richard Golz (HSV), Gianluca Zambrotta, Edgar Davids (FC Barcelona), Christian Karembeu, Dani (Real Madrid), Ailton, Dieter Eilts (Bremen) und Chris Waddle (Sheffield Wednesday) beweisen, dass sie noch den Ball streicheln können.

St. Pauli könnte angesichts des eher niedrigen Altersschnitts im Team (mit Timo Schulz, Florian Lechner, Cem Karaca) gute Erfolgschancen beim Spaßturnier haben. Und auch Baris, der mit seinen 38 Jahren immer noch austrainiert wirkt, dürfte kaum Eingewöhnungszeit benötigen, obwohl er die Braun-Weißen bereits 2002 Richtung Türkei verließ. „Ich habe immer wieder Menschen getroffen, die mit dem Weltpokalsiegerbesieger-Shirt herumliefen und sich mit mir fotografieren lassen wollten“, erinnert sich der frühere Defensivspieler. „Und auch in Hamburg werde ich oft angesprochen, natürlich zuerst auf das Tor. St. Pauli ist eben ein besonderer Club, den du nie verlässt.“

Zwölf Jahre spielte der in der Türkei geborene und in Neuenfelde auf­gewachsene Baris für Gençlerbirliği Ankara, Fenerbahçe Istanbul und Antalyaspor, er stand 21-mal in der Nationalmannschaft und feierte zwei Meisterschaften mit Fenerbahçe. Doch nach seinem Karriereende im Juni 2014 zog es ihn mit Ehefrau Esra und den Kindern Tolga, Josefine und Kaya wieder Richtung Norddeutschland. In Jork bezog die Familie erneut jenes Haus, wo 2006 seine damalige Freundin Frauke nach einem Unfall verstorben war. Aus dieser Beziehung stammen auch Tolga und Josefine.

Schwer sei die Anfangszeit für Esra angesichts dieser Vorgeschichte gewesen, gibt Baris offen zu. Zumal seine Frau nur über sehr geringe Deutschkenntnisse verfügte. Doch die Entscheidung, die Kinder bewusst in einer ruhigeren, familiären Umgebung wieder an Deutschland zu gewöhnen, bereut Baris keine Sekunde. Im Sommer, nach zwei Jahren auf dem Land, plant er nun den Umzug in die Stadt, wahrscheinlich nach Harvestehude.

In Hamburg trifft man Baris jetzt schon regelmäßig als Hospitant bei den A-Junioren des FC St. Pauli an (siehe Foto). Seine Ausbildung für den B-Trainerschein läuft, aber bis zum Fußballlehrer ist es noch ein weiter Weg: „Die Lizenz ist mein Ziel, ich muss aber nicht unbedingt eine Karriere im Fußball machen. Ob und wie ich im Sport mitwirken kann, überlege ich noch.“ Fest steht aber, dass in der Türkei, wo er niemals unerkannt in einem Café sitzen könnte, ein Einstieg in den Trainerjob problemlos möglich wäre.

Sein berufliches Hauptaugenmerk gilt derzeit aber den zwei Fitnesscentern in Harburg, die er mit Familienmitgliedern aufgebaut hat, dazu gehört die „Fitness Lounge – nur für Ladies“. Auch für andere Geschäftsmodelle ist Baris offen. Ganz klar: Für Fans des FC St. Pauli wird er immer der Aufstiegsheld bleiben. Aber sein Leben war und ist viel mehr als nur ein Tor.