Ruhpolding. 22 Jahre alte Biathletin gewinnt in Ruhpolding Weltcup-Rennen in der Verfolgung und im Massenstart

Laura Dahlmeier schwingt sich zur größten WM-Hoffnung der deutschen Biathletinnen auf. Mit unfassbarer Souveränität und Abgezocktheit feierte die 22-Jährige beim Heim-Weltcup in Ruhpolding den ersten Doppelsieg ihrer Karriere und verwandelte die Chiemgau-Arena in ein Tollhaus. „Es war ein perfektes, ein geiles Rennen. Ein Supertag für mich und den deutschen Biathlonsport“, sprudelte es aus der Staffel-Weltmeisterin nach ihrem fehlerfreien Triumph im Massenstart heraus.

Angeführt von Dahlmeier, die tags zuvor in ähnlich beeindruckender Manier die Verfolgung für sich entschieden hatte, eilen die Damen weiter von Sieg zu Sieg und heizen knapp zwei Monate vor der WM in Oslo die Hoffnungen auf einen erfolgreichen Saisonhöhepunkt an. Durch den Sprinterfolg von Franziska Hildebrand am Freitag gewannen die deutschen Damen erstmals seit fast vier Jahren wieder alle drei Einzelrennen bei einem Weltcup.

Die Männer hinkten ohne ihren erkrankten Ausnahmekönner Simon Schempp hingegen hinterher und blieben erstmals in diesem Winter bei einem Weltcup ohne Podestplatz. Das beste Ergebnis bei schwierigen Streckenbedingungen war Rang fünf von Arnd Peiffer im Massenstart.

Dahlmeier überstrahlt derzeit alle und drängt sich in die Rolle der neuen Führungspersönlichkeit. „So was habe ich in dem jungen Alter selten erlebt. Es ist beeindruckend, was Laura abliefert“, war auch Bundestrainer Gerald Hönig von den Leistungen fasziniert. Hätte Dahlmeier nicht wegen Krankheit die ersten drei Rennen gefehlt, liefe sie wohl schon im Gelben Trikot der Gesamtführenden im Weltcup.

Dahlmeier ist die kompletteste deutsche Biathletin der vergangenen Jahre. Mit einem sehr hohen läuferischen Grundniveau und einer effektiven Technik ausgestattet, kann sie sogar gesundheitliche Rückschläge wie den Infekt über Neujahr schnell kompensieren. Zudem agiert sie am Schießstand so abgeklärt, als hätte sie schon unzählige Jahre in der Weltspitze auf den Schultern. „Es ist der Wahnsinn, dass es schon jetzt so gut läuft. Davon habe ich immer geträumt“, sagt sie.

Mannschaftlich sind die Damen stark wie lange nicht. „Das ist ein cooles Gefühl, zu wissen, dass fast immer eine durchkommt“, sagte Dahlmeier. Angesichts von sechs Saisonsiegen und 13 Podestplätzen wecken die Skijägerinnen Erinnerungen an die goldenen Zeiten mit Magdalena Neuner, Kati Wilhelm und Andrea Henkel, als das Motto hieß: Eine kommt durch. Außer in den ersten beiden Rennen stand immer mindestens eine Deutsche auf dem Podium. „Dieser gigantische Saisonverlauf ist eine schöne Momentaufnahme. Aber er ist kein Grund für Euphorie“, mahnte Bundestrainer Hönig.