Innsbruck. Nach dem dritten Springen der Vierschanzentournee steht der Slowene vor dem Gesamtsieg. Bundestrainer Schuster kritisiert den Zustand der Schanze

Severin Freund bestieg lächelnd zum ersten Mal in seiner Karriere das Podest am Bergisel, doch auch dieses Mal musste Deutschlands Topspringer zu seinem überragenden Rivalen Peter Prevc aufblicken. Mit einer grandiosen Flugshow feierte der Slowene am Sonntag in Innsbruck vor Freund seinen zweiten Sieg bei der 64. Vierschanzentournee und geht mit einem satten Polster von fast 20 Punkten auf den Weltmeister in das Finale in Bischofshofen.

„Er macht das schon extrem souverän und ist im Moment einen Tick besser“, lobte Freund nach einem erneut dramatischen Duell seinen Rivalen. „Sein Vorsprung ist schon sehr komfortabel. Um die Tournee zu gewinnen, braucht es jetzt ein Wunder. Oder ein Unglück. Aber das wünsche ich keinem“, sagte der Bayer aus Rastbüchl.

Nicht nur der Vorsprung, sondern auch die Statistik spricht vor dem letzten Wettbewerb an diesem Mittwoch für den bisher so überragend auftretenden Slowenen: In den vergangenen zehn Jahren triumphierte der Führende nach drei Wettbewerben auch am Ende immer.

„Ich denke, ich kann auf diesem Level weitermachen“, sagte der Weltcup-Spitzenreiter. „Es ist natürlich gut für mich, einen Vorsprung zu haben. Aber es wird hart in Bischofshofen. Bis dahin hat noch keiner etwas gewonnen. Ich muss konzentriert bleiben.“

Nach Sprüngen auf 122,5 und 128 Meter lag Freund 11,1 Punkte hinter Prevc, der auf 125 und 132 Meter kam. „Es gibt im Moment einfach einen besseren Springer als Severin – das ist Prevc. Er ist ein fantastischer Sportler“, lobte den auch Bundestrainer Werner Schuster.

Der erlebte einmal mehr eine geschlossene Teamleistung seiner deutschen Springer. Andreas Wellinger kam als Sechster zu seinem besten Saisonergebnis. Andreas Wank auf Platz neun und Richard Freitag als Zehnter komplettierten das gute Abschneiden.

Der Tag begann für Severin Freund mit einer Schrecksekunde. Nach seinem Probesprung auf 129 Meter verkantete er bei der Landung den linken Ski und knallte heftig auf den Hang. Beim Sturz zog sich der Bayer Prellungen zu. Bundestrainer Schuster machte den Zustand der Schanze für den Sturz mitverantwortlich. „Ich habe die Präparierung als nicht ausreichend für einen Weltcup empfunden. Das muss man sagen dürfen, weil
das in dieser Saison nicht zum ersten Mal vorkommt“, kritisierte der Österreicher

„Ich werde morgen sicher ein paar blaue Flecken haben. Aber ich hatte gar nicht viel Zeit, darüber nachzudenken“, berichtete Freund selbst. Doch auch sein großer Gegenspieler Prevc zeigte in der Probe ein paar Nerven. Er wurde mit einem verpatzten Versuch nur 24. „Da war ich schon etwas in Sorge“, erzählte er später. Als es darauf ankam, lieferten die beiden Schanzenstars aber wieder Gala-Vorstellungen ab. Freund legte bei heftigem Rückenwind im ersten Versuch 122,5 Meter vor und erhielt dafür ein Extralob von Schuster. „Er hat sich gut geschlagen. In Anbetracht der Vorgeschichte war das gigantisch. Nach solch einem Sturz gleich wieder so eine Telemark-Landung hinzulegen, ist nicht selbstverständlich.“

Prevc ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken. Der 23-Jährige bewies Nervenstärke und segelte sogar auf 125 Meter. „Es ist beeindruckend, wie beide bei diesen Verhältnissen solche Sprünge herauszaubern“, meinte Altmeister Michael Neumayer bewundernd.

Im Finale flog der Halbzeit-Dritte Freund zwar zunächst ganz nach vorn, doch Prevc lieferte wieder eine krachende Antwort. „Severin kann trotzdem stolz sein“, sagte Schuster. In Bischofshofen will Freund noch einmal attackieren. „Ich will dort einen schönen Abschluss machen.“

Rang drei belegte Kenneth Gangnes mit 251,5 Zählern, auch in der Gesamtwertung ist der Norweger mit 22,2 Punkten hinter Freund Dritter. Der Österreicher Michael Hayböck (247,5) musste sich zwei Tage nach Platz zwei in Garmisch-Partenkirchen noch hinter dem Norweger Johann Andre Forfang Platz fünf begnügen. Da auch Titelverteidiger Stefan Kraft (231,9) nur Elfter wurde, schwanden die Chancen auf den achten österreichischen Sieg in Folge auf ein Minimum.

Für Vorjahressieger Richard Freitag erfüllten sich die Hoffnungen auf den ersten Podestplatz bei dieser Tournee nicht. 117,5 und 123 Meter reichten am Ende nur zum zehnten Rang. „Die Sprünge haben nicht gepasst. Ich war ein bisschen zu verkrampft“, sagte Freitag. Im Gesamtklassement behauptete er aber zumindest den neunten Rang.

Direkt dahinter rangieren die Team-Olympiasieger Andreas Wank und Andreas Wellinger, der mit 122,5 und 120 Metern seinen besten Wettkampf in diesem Winter ablieferte.