Hamburg. Peter Knäbel darf auf dem Transfermarkt nur aktiv werden, wenn er gleichzeitig Profis abgibt. Nach der Absage von Hofmann platzte auch Friedrich-Transfer

Am letzten trainingsfreien Sonntag gönnte sich Dennis Diekmeier noch mal einen echten Männertag. Ehefrau Dana und Tochter Delani schickte der HSV-Profi in die Barclaycard Arena zur Pferdeshow Apassionata, während es sich der Fußballer mit Söhnchen Dion und einem Kumpel zu Hause auf dem Sofa bequem machte. „Einfach mal herumlungern und nichts tun“, umschrieb Diekmeier sein Wunschprogramm für den Sonntag.

Ab diesen Montag, das weiß auch Diekmeier, ist es vorbei mit dem Faulenzen. Am Vormittag müssen die HSV-Profis individuelle Laktat-, Sprungkraft- und sogenannte FMS-Tests absolvieren, ehe die Mannschaft um 15 Uhr ganz offiziell in die Rückrundenvorbereitung startet. „Urlaub ist immer toll, aber gerade in diesem Jahr freut man sich irgendwie auch auf den Trainingsauftakt“, sagt Diekmeier. „Es ist das erste Mal seit mehreren Jahren, dass wir nicht direkt zum Jahresauftakt mit dem Rücken zur Wand stehen.“

Das sieht auch Sportchef Peter Knäbel so. Der Manager war zwischen den Jahren bei der Familie in der Schweiz, fliegt am frühen Montagmorgen zurück nach Hamburg. „Es geht wieder los – und man hat auch das Gefühl, dass das ganz gut ist“, sagt Knäbel, dessen Telefon aber auch im Heimaturlaub ständig in Betrieb war. „Besonders kurz vor Weihnachten war der Markt sehr hektisch. Nun ist es gerade wieder ein wenig ruhiger geworden.“

Aus Knäbels Sicht vielleicht sogar zu ruhig. So muss der Sportchef damit leben, dass ihm derzeit die Hände gebunden sind. „Wir können uns drehen und wenden wie wir wollen. Fakt ist: Wir können momentan keine zusätzlichen Investitionen stemmen“, sagt Knäbel, der erneut betont, nur dann Spieler zu verpflichten, wenn den finanzschwachen HSV auch Spieler verlassen. „Diese Auflage hat der Vorstand verabschiedet und daran muss ich mich natürlich auch halten“, sagt Knäbel.

Das Problem: Weder für Ivica Olic noch für Marcelo Díaz, mit deren Abgang in dieser Winterpause gerechnet wurde, gibt es derzeit überzeugende Anfragen. Während Topverdiener Olic sogar ablösefrei wechseln dürfte, aber kein Angebot vorliegen hat, muss Díaz mit den Konsequenzen seiner schweren Wadenverletzung leben. Zwar gibt es in Brasilien, Mexiko und in seiner Heimat Chile eine ganze Reihe von Interessenten, von denen aber offenbar keiner bereit ist, Hamburgs Ablöseforderung nachzukommen. „Momentan gehe ich nicht davon aus, dass es bei diesen Personalien in den nächsten Tagen Bewegung gibt“, so Knäbel, der auch ein Angebot aus Brasilien für Innenverteidiger Cléber, von dem brasilianische Medien berichteten, in das Reich der Fabeln verweist: „Da ist überhaupt kein Fleisch am Knochen.“

Etwas mehr Fleisch am Knochen – um im Bilde zu bleiben – war an den Gerüchten um das HSV-Interesse an Abwehrtalent Marvin Friedrich dran. Knäbel bestätigt die Wertschätzung für den Innenverteidiger, den er nur allzu gerne für anderthalb Jahre von Schalke 04 ausgeliehen hätte. Doch spätestens seit Sonntag ist klar, dass Friedrich auf Schalke bleiben muss. Der Hintergrund: Statt Friedrich verlieh Schalke am Wochenende Abwehrtalent Kaan Ayhan. An Eintracht Frankfurt statt an den HSV. Ohnehin war Schalkes Sportchef Horst Heldt nur mäßig über das erneute Friedrich-Interesse begeistert, nachdem das angedachte Leihgeschäft bereits im Sommer auf der Zielgeraden an „nur“ 300.000 Euro gescheitert war. Heldt sprach später von „einer Frechheit“, weil der HSV den Vertrag am Nachmittag zunächst bestätigt und mit kleinen Korrekturwünschen an die Schalker zurückgeschickt, zwei Stunden später jedoch einen Rückzieher mit der Begründung gemacht hätte, das Transfer-Budget sei nun ausgereizt. „Wir haben Schalke und Marvins Berater immer angezeigt, dass ein Leihgeschäft am Ende von unseren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig sein wird“, sagte Knäbel damals.

Vergangenheit. Im Hier und Jetzt hätte Knäbel neben Friedrich auch gerne bei Nürnbergs Alessandro Schöpf mitgeboten, der die Scoutingabteilung seit Monaten begeistert. Doch nachdem Nürnberg am Wochenende ein Fünf-Millionen-Euro-Angebot aus Schalke ablehnte, kann Knäbel die Namen Schöpf und Friedrich genauso von seiner Liste streichen wie Jonas Hofmann. Mit dem Mittelfeldmann und seinem Berater hatte Knäbel rund um Weihnachten mehrere vielversprechende Gespräche, ein Ausleihgeschäft mit Borussia Dortmund schien möglich. Doch nachdem Borussia Mönchengladbach acht Millionen Euro für einen sofortigen Kauf bot, war auch diese Idee vom Tisch. „Bei diesen Summen sind wir sofort aus dem Rennen“, sagt Knäbel, der dem ganzen aber auch etwas Positives abgewinnen kann: „Im Prinzip wollten wir ja ohnehin nicht viel im Winter verändern. Mit dieser Mannschaft sind wir doch zufrieden.“

Ob Trainer Bruno Labbadia ein ähnliches Fazit zieht, steht erst nach den Ergebnissen der heutigen Laktattests fest. Zumindest bei Fitnessfan Diekmeier braucht sich der Coach keine Sorgen machen. „Ich habe mein Programm über die Feiertage abgearbeitet. Da konnte ich mir sogar einen letzten Tag auf dem Sofa gönnen.“