Hamburg.

Hamed Attarbashi hatte Kontrollfantasien für die Silvesternacht. „Ich wollte all meinen Spielern Helmkameras aufsetzen und mir die Signale auf meinen Fernseher übertragen lassen“, witzelte der detailbesessene Basketballcoach der Hamburg Towers. Nein, nein, er vertraue seinen „erwachsenen Männern“ natürlich, dass sie ausgeschlafen am Sonnabend in der Wilhelmsburger Inselparkhalle (19.30 Uhr) den Spitzenreiter Jena zum Zweitliga-Rückrundenstart empfangen können. Über Weihnachten bekamen die „Türme“ sogar fünf Tage frei. Attarbashi feierte in München mit der Familie seiner Frau Evin „schön traditionell katholisch“. Der Workaholic wollte mal „die Seele und die Füße baumeln lassen. Doch – ich kann das!“

Die Profis hatten weder Fitnessübungen noch Ernährungs-No-Gos auferlegt bekommen. „Wer hart arbeitet, darf sich auch mal erholen“, betonte Athletiktrainer Melvin „Mello“ Wiredu. Hüftspeck fürchtet er nicht: Zusammen mit Ernährungscoach Miszek Damer habe er die Spieler schon vor der Saison „gut geschult, und sie wissen, was gut für sie ist. Ein bisschen Gans oder ein Stück Schokolade sind über Weihnachten nicht schlimm.“

Eigentlich würden die Wilhelmsburger also topfit gegen Jena antreten. Aber: Ein „Scheiß-Grippevirus“ (Attarbashi) grassierte im Team. Wer denn betroffen sei? „Die Frage ist eher, wer nicht“, klagte der 39-Jährige. Er weiß, dass gegen Jena (erst eine Niederlage) alles passen muss, um den siebten Heimsieg nacheinander zu feiern. Und um in dieser ProA-Spielzeit um eine Top-vier-Endplatzierung mitzuwerfen. Damit hätte man in den Play-offs im entscheidenden Spiel Heimrecht.

In Thüringen verloren die fünftplatzierten Towers im Oktober 56:64. Die „Lichtstädter“ um den mehrmaligen Erstliga-Allstar Immanuel McElroy verteidigen irre offensiv. „Sie jagen und pressen“, sagt Attarbashi über den Spielstil. Jenas junger Erfolgscoach Björn Harmsen warnt im Gegenzug vor Bazou Koné: „Er hat uns im Hinspiel das Leben schwer gemacht. Ihn müssen wir von unserem Korb fernhalten.“

Der Towers-Topscorer (16,4 Punkte) muss sich wohl noch unnachahmlicher als sonst zum Korb schlängeln. Ansonsten wollen die „Türme“ mit einer neuen Zuschauerrekordkulisse punkten. Nach der endgültigen Fertigstellung zum Supercup im Sommer fasst die Arena 3400 Plätze (statt vorher: 3001). Und von wegen abgeebbter Towers-Hype! Für das Spitzenspiel wurden im Vorverkauf schon mehr als 3000 Tickets abgesetzt. „Wir sind Teil des Erfolgs“, sagt Christian Hintermeier vom Hamburg Towers Supporters Club stolz. Der Schwabe mit dem Spitznamen „Chris Cross“ gehört zu dem harten Fanszenenkern von zehn bis 15 Leuten – wie auch die zwei Trommler Harald Dreyer und Simon Riedel.

Hintermeier, 28, besitzt zehn matchgetragene Towers-Trikots. Natürlich nahm er seine portugiesische Freundin Ana gleich mit in die Halle, „sie war sofort infiziert“. Für ihre Familie organisierte er gegen Jena Tickets. Attarbashi meint: „Die Zuschauer werden das Zünglein an er Waage.“