Hamburg. An zehn von bisher 14 Zweitligaspielen vor voll besetzten Rängen war der FC St. Pauli beteiligt, siebenmal zu Hause

Es ist eine ziemlich krumme Zahl, die in schöner Regelmäßigkeit mitten in der zweiten Halbzeit auf der Anzeigetafel des Millerntor-Stadion erscheint, doch die meisten Anhänger des FC St. Pauli können sie vermutlich fehlerfrei nennen: 29.546.

Dies ist die offizielle Zuschauer­kapazität des Stadions nach dem im Sommer abgeschlossenen Bau der Nordtribüne. In sieben der bisher neun Heimspiele der laufenden Zweitliga-Saison konnte der Kiezclub genau diesen Wert als Zuschauerzahl angeben – ausverkauft. Dazu war auch im DFB-Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach (1:4) im August kein Platz unverkauft geblieben.

Diese Werte bekommen noch größere Bedeutung, wenn man weiß, dass von den insgesamt absolvierten 171 Partien der aktuellen Zweitligasaison laut des Fachmagazins „kicker“ lediglich 14 und damit knapp 8,2 Prozent überhaupt ausverkauft waren. Dagegen hat die Bundesliga eine Ausverkauft-Quote von immerhin rund 41,2 Prozent.

So vereint also der FC St. Pauli die Hälfte der bisher ausverkauften Zweitligaspiele allein mit seinen Heimpartien auf sich. Aber auch in drei Auswärtsspielen spielte St. Pauli in dieser Spielzeit bereits vor voll besetzten Rängen – in Leipzig, Braunschweig und bei Union Berlin. Mehr noch: Diese drei Clubs hatten bisher ausschließlich gegen St. Pauli ein ausverkauftes Stadion. Hier ist also ein Zusammenhang zum einen mit der Attraktivität der Kiezkicker für die Zuschauer der anderen Vereine zu erkennen. Mindestens ebenso aber spielt dabei eine entscheidende Rolle, dass die Anhänger des FC St. Pauli bei Auswärtsspielen fast immer das zur Verfügung gestellte Kontingent an Karten ausschöpfen.

Auch in drei weiteren Kategorien in Sachen Zuschauerzuspruch belegt der FC St. Pauli zur Winterpause den ersten Rang der Zweiten Liga. Bei der Gesamtzahl liegen die Braun-Weißen mit 263.868 Zuschauern knapp vor dem 1. FC Nürnberg (259.411) und RB Leipzig (253.550). Beim Zuschauerschnitt pro Heimspiel führt St. Pauli mit 29.318 vor Leipzig (28.172) und Kaiserslautern (26.912). Dies ist bemerkenswert, weil die Arenen der anderen Vereine erheblich größer sind als das Millerntor-Stadion. Aus diesem Grunde hängt St. Pauli seine Konkurrenz auch in der Kategorie Auslastung ab. Mit 99,2 Prozent liegt der Kiezclub hier vor dem SC Freiburg (96,2) und Eintracht Braunschweig (91,5). Schlusslicht ist hier 1860 München, das in der 75.137 Zuschauer fassenden Allianz-Arena vor den Toren der Stadt durchschnittlich nur 20.511 Zuschauer sehen wollen, was einer Auslastungsquote von nur 27,3 entspricht. Aber auch hier trug der FC St. Pauli noch positiv zur ernüchternden Statistik bei. Das Heimspiel der „Löwen“ am 21. November gegen die Hamburger schauten sich 30.100 Anhänger an, davon mehr als 5000, die zum sportlich mit 0:2 unterlegenen Kiezclub hielten.

„Das sind tolle Zahlen, die einmal mehr belegen, was für fantastische Fans wir haben und was sie bereit sind, für den Club auf sich zu nehmen“, sagt Andreas Rettig, der kaufmännische Geschäftsführer des FC St. Pauli. Und weiter: „die Zahlen sprechen zudem für die Attraktivität unseres Clubs und unseres Stadions. Allerdings ist es nicht nur die zahlenmäßige Unterstützung, die mich begeistert, sondern auch die Art der Unterstützung für unsere Mannschaft, aber auch der sportlich faire Umgang mit dem Gegner.“ Von der Popularität des FC St. Pauli profitiert auch der Pay-TV-Sender Sky bei seinen Live-Übertragungen der Zweiten Liga. Die Annahme, dass die Heimspiele weniger am TV konsumiert werden könnten, weil sich ja ein Großteil der Anhänger im Stadion befindet, erweist sich bei der Analyse der Sky-Zahlen als falsch. Vielmehr wiesen die Spiele gegen Duisburg, Düsseldorf und Nürnberg mit gut 100.000 Fernsehzuschauern bei Sky Spitzenwerte für die Zweite Liga auf. Sogar in der Ersten Liga gibt es Partien, die von nicht einmal fünf Prozent dieser Konsumentenzahl als Einzelspiel angeschaut werden.

Dementsprechend bestätigt ein Sprecher von Sky, dass der FC St. Pauli ein wichtiger Faktor für den Pay-TV-Sender bei den Übertragungen aus der Zweiten Liga ist. Daraus folgt, dass ein Aufstieg des Kiezclubs bei einem gleichzeitigen Abstieg beispielsweise der TSG Hoffenheim deutlich Auswirkungen auf die Einschaltquoten in der Zweiten Liga haben würde.

„Für unsere Anhänger endet das Fansein aber nicht nach den 90 Minuten. Sie leben den Verein und seine Werte jeden Tag und zeigen ein riesiges soziales Engagement, das gerade in diesen Zeiten wichtiger ist denn je. Das sucht in Deutschland seinesgleichen“, betont St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig.