Garmisch-PartenK. Der deutsche Skispringer zeigt in Garmisch seine bisher beste Leistung – Peter Prevc übernimmt mit seinem Sieg die Führung bei der Vierschanzentournee

Der erste Podestplatz seiner Karriere beim Neujahrsspringen der Vierschanzentournee tröstete Severin Freund schnell über den Verlust der Gesamtführung hinweg. Mit dem dritten Platz auf seiner Angstschanze in Garmisch-Partenkirchen erhielt sich der Skisprung-Weltmeister vor 25.000 begeisterten Fans trotz des Sieges von Dauerrivale Peter Prevc alle Chancen auf den ersten deutschen Tournee-Gesamtsieg seit 14 Jahren. „Jetzt ist er der Gejagte. Es kommen noch zwei spannende Schanzen“, sagte Freund.

Der Bayer geht mit einem Rückstand von 8,6 Punkten auf den Slowenen in den dritten Wettbewerb am Sonntag am Bergisel in Innsbruck – die Rolle des Jägers nahm er sofort an. „Natürlich hätte ich die Führung gerne behalten. Jetzt gilt es halt, weiter Druck auszuüben“, erklärte Freund.

Bundestrainer Werner Schuster schlug ähnliche Töne an. „Ich bin sehr zufrieden, wie es läuft. Wir wollten endlich mal aus Garmisch wegfahren und vorne dabei sein. Das ist uns gelungen. Wir sind gut auf Kurs“, stellte Schuster zur Tournee-Halbzeit zufrieden fest.

In einem dramatischen Wettkampf reichte es für Auftaktsieger Freund mit Sprüngen auf 133,5 und 132,5 Meter zwar nicht zum zweiten Tageserfolg, so dass Sven Hannawald auch in diesem Jahr nicht um seinen einzigartigen Grand-Slam-Rekord aus der Saison 2001/02 bangen muss. Doch auch mit dem dritten Rang konnte Freund sehr gut leben. Dabei unterliefen ihm sogar ein paar Flüchtigkeitsfehler. „Es war mit Abstand mein bester Wettkampf in Garmisch, ein sehr schönes Ergebnis“, sagte Freund.

Prevc verwies mit 133,5 und 136 Metern den Norweger Kenneth Gangnes, der 132 und 134 Meter weit sprang, auf Rang zwei. „Ich muss einfach so weiter machen und konzentriert bleiben“, sagte der Gewinner mit Blick auf die weiteren Wettbewerbe in Innsbruck und Bischofshofen. Für Prevc war es der erste Tagessieg bei einer Tournee überhaupt. Der 23-Jährige ist zumindest laut Statistik nun klarer Favorit auf den Tournee-Sieg. Sechs der letzten sieben Führenden nach Garmisch-Partenkirchen gewannen am Ende auch die Gesamtwertung. „Ich habe heute zwei meiner besten Sprünge hier in Garmisch gemacht. Ich muss einfach weiter das Beste aus mir herausholen und immer im Angriffsmodus bleiben. Nur ein einziger schlechter Sprung kann das Ergebnis umdrehen“, sagte der Slowene.

Da Michael Hayböck aus Österreich als Gesamtdritter schon mehr als 21 Punkte hinter Platz eins liegt, dürfte sich der Kampf um die Tournee-Krone wohl nur noch zwischen Prevc und Freund entscheiden. „Es macht Spaß, dieses Duell zu verfolgen“, sagte Andreas Wank.

Der Team-Olympiasieger lieferte als Elfter mit 126,5 und 126 Metern erneut einen guten Wettkampf ab. „Mein Ziel war die Top 15. Ich bin voll im Soll“, sagte Wank. In der Gesamtwertung ist er sogar Zehnter. Noch besser liegt Richard Freitag im Rennen. Der Sachse sprang mit 130 und 127,5 Metern auf Platz sechs und ist im Tournee-Ranking Neunter: „Ich werde versuchen, mich weiter zu straffen und noch mehr herauszukitzeln.“

Die Fans im ausverkauften Skistadion an der Großen Olympiaschanze erlebten einen dramatischen Kampf zwischen den beiden Schanzen-Giganten Freund und Prevc, die bereits im K.o.-Duell des ersten Durchgangs aufeinandergetroffen waren.

Der deutsche Hoffnungsträger legte 133,5 Meter vor und verfolgte dann gespannt den Versuch seines Dauerrivalen aus Slowenien. Der zog mit exakt der gleichen Weite nach und nahm einen minimalen Vorsprung von 1,4 Punkten ins Finale mit. „Severins Sprung war nicht optimal. Dennoch ist er Prevc auf den Fersen“, stellte Schuster zur Halbzeit fest.

Freund, der im Sommer öfter auf dem von ihm bisher ungeliebten Bakken trainiert hatte, war gefordert. Und konnte seinen zweiten Versuch erneut nicht optimal gestalten. „Da hat er etwas Luft gelassen, das hat Prevc genutzt“, analysierte Schuster. „Dennoch ist es ein super Ergebnis für Severin.“

Der Coach freute sich auch über die Auftritte von Andreas Wellinger und Stephan Leyhe, die in der Gesamtwertung weiter in den Top 15 liegen. Für eine positive Überraschung sorgte zudem David Siegel. Bei seinem Weltcupdebüt flog er auf 128,5 und 121 Meter – Platz 16. „Zugetraut habe ich mir das, aber planbar ist es natürlich nicht. Umso stolzer bin ich darauf, dass es beim ersten Weltcup passiert. Ich hatte viel Spaß und habe die Atmosphäre genossen“, sagte der 19-Jährige.