Mal ehrlich, haben Sie nicht auch vor dem Start der Vierschanzentournee gedacht, es kommt wie immer in den vergangenen Jahren und die hoch gelobten deutschen Ski-Adler liegen, dauerbelegt vom heimlichen Fluch, bereits nach den ersten Wettbewerben aussichtslos zurück?

Doch in diesem Winter – so man ihn denn so nennen möchte – überzeugt das gesamte Team mit Topleistungen und scheint seine Nerven im Griff zu haben. Noch besser aus deutscher Sicht: Mit Severin Freund und dem Slowenen Peter Prevc gibt es nach zwei Springen nur noch zwei Anwärter auf den Gewinn der Gesamtwertung.

Enge Duelle wie zwischen Freund und Prevc sind es, die Emotionen wecken und die Massen anziehen. Nach dem Auftaktspringen zog der Ticketverkauf für das Neujahrs-Event spürbar an, und auch die TV-Quoten (5,4 Millionen waren es in Oberstdorf) dürften weiter nach oben steigen. Welches Potenzial der Sport hat, zeigte sich damals bei Sven Hannwald. Seinen Siegessprung 2002 beim vierten Springen sahen bei RTL 14,89 Millionen Menschen, was einem Marktanteil von 57,9 Prozent entsprach.

Nur unserem österreichischem Nachbarn dürfte die attraktive Story dieser Tournee nicht gefallen: Deren jahrelange Dominanz ist dahin. Mit Hayböck (3.) und Kraft (7.) liegen nur zwei Springer unter den Top ten.