Hamburg. *Eine todernste Abendblatt-Vorschau auf das kommende Fußballjahr mit Labbadia, Olic, Kühne und „today, my friend“-Relegationsheld van der Vaart

Es ist gute Tradition beim Abendblatt, am letzten Tag des Jahres noch einmal auf das jeweilige HSV-Jahr zurückzuschauen. Aber selbst gute Traditionen können – gerade zwischen den Jahren – auch mal in die Jahre kommen. Deswegen schauen wir dieses Silvester nicht zurück, sondern nach vorne. Die (fast) 100 Prozent ernst gemeinte HSV-Vorschau:

4. Januar: Beim Trainingsauftakt fehlt der Brasilianer Cléber, der über Dolmetscher Edson Büttner ausrichten lässt, dass er private Dinge in Brasilien zu regeln habe. Trainer Bruno Labbadia kündigt eine Geldstrafe an.

6. Januar: Abflug ins Trainingslager ohne Neuzugänge, ohne Cléber und ohne Ivica Olic. Der Kroate wechselt nach Australien zu den Central Coast Mariners, dem Tabellenletzten der A-League. „Ich brauchte eine neue sportliche Herausforderung“, sagt Olic, der 2,5 Millionen Euro verdienen soll.

17. Januar: Die Mitgliederversammlung im CCH wird zum Triumphzug für Aufsichtsratschef Karl Gernandt. Die Kritik, dass er im letzten Januar gefehlt habe, kontert der Kontrollchef mit der Ankündigung, schon bald neue, strategische Geldgeber präsentieren zu wollen. „Nicht gut gewollt, sondern exzellent gemacht“, sagt Gernandt. Die 87 anwesenden Mitglieder applaudieren.

21. Januar: Einen Tag vor dem Rückrundenauftakt verpflichtet der HSV Rafael van der Vaart von Betis Sevilla. „Rafael war, ist und bleibt ein Hamburger“, sagt Sportchef Peter Knäbel.

22. Januar: Der HSV spielt nach zwei Vorlagen durch van der Vaart 2:2 gegen Bayern München. Trainer Pep Guardiola wird entlassen, der HSV lässt van-der-Vaart-T-Shirts mit der Aufschrift „Today, my friend“ drucken. Ärgerlich: Statt van der Vaart ist Herthas Johannes van den Bergh zu sehen.

31. Januar: Einen Tag nach dem 5:0-Auswärtssieg in Stuttgart (van der Vaart: „Wir sind reif für Europa“) schlägt der HSV noch einmal auf dem Transfermarkt zu. Im Stadion werden die Neuzugänge Ruud van Nistelrooy und Cléber-Ersatz Joris Mathijsen präsentiert. Das Abendblatt titelt: „HSV – der holländische Sport Verein“.

8. Februar: Rückrundenüberraschung Michael Gregoritsch, der nach drei Toren in Stuttgart auch in Köln doppelt trifft, verlängert seinen Vertrag bis 2025 – ohne Ausstiegsklausel. „Ich habe immer gesagt, dass ich mich hier wohlfühle, möchte in dieser Situation auch ein Zeichen setzen“, sagt er.

28. Februar: Nach drei 0:3-Pleiten in Folge wird der HSV durchgereicht. Besonders in der Abwehr gibt es Probleme, nachdem Mathjisen mit Muskelfaserriss ausfällt, Emir Spahic wegen einer Kopfnuss Wochen gesperrt fehlt und Cléber noch in Brasilien weilt.

3. März: Nach der 1:2-Niederlage gegen Schalke wird die Situation ernst, selbst Labbadia wackelt. Milliardär Klaus-Michael Kühne trifft sich mit Wunschtrainer Felix Magath auf Mallorca.

6. März: Der HSV verliert nach drei van-Nistelrooy-Toren 3:4 gegen Hertha. Das Abendblatt veröffentlicht eine Mail von Kühne an Magath: „Herr Magath, geben Sie sich einen Ruck! Werden Sie endlich Sportdirektor und Trainer beim HSV – dann wird alles gut!“

7. März: Magath sagt dem HSV ab.

20. März: Nach dem 1:5 gegen Hoffenheim rutscht der HSV auf Platz 17 ab. Labbadia ist nach Auseinandersetzungen mit Mathijsen und van Nistelrooy nicht mehr zu halten, Sportchef Peter Knäbel wird Interimstrainer.

3. April: Auch Knäbel kann die Talfahrt nicht stoppen. Nach zwei weiteren Niederlagen und einem Geheimtreffen in der Firmenzentrale von Kühne & Nagel entscheiden sich HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer, Gernandt und Knäbel für die Verpflichtung eines echten Retters: Bruno Labbadia kommt zurück.

4. April: Labbadia beschwört im Kurztrainingslager von Malente den Mannschaftsgeist. Sogar der suspendierte Cléber wird aus Brasilien eingeflogen.

14. Mai: Bruno hat es wieder geschafft. Nach einem 1:0 am letzten Spieltag gegen Augsburg verdrängt der HSV Bremen von einem Relegationsplatz.

19. Mai: 0:0 gegen St. Pauli. Im Relegationshinspiel am Millerntor steht dank Labbadias neuer Defensivtaktik und Brasilien-Rückkehrer Cléber die Null.

24. Mai: Der für Marcelo Díaz eingewechselte Rafael van der Vaart trifft im Relegationsrückspiel in der Verlängerung zum umjubelten 1:0-Siegtreffer. Van der Vaarts Vertrag wird bis 2020 verlängert. Neben Uwe Seelers Fuß lässt der HSV ein weiteres Denkmal aufstellen: den Geist von Malente.

15. Juni: Neben Michael Gregoritsch (30 Mio. Euro) verpflichtet Bayer Leverkusen auch den Geist von Malente.

2. Juli: Der HSV reinvestiert einen Großteil der Gregoritsch-Millionen in den Top-Torjäger der australischen A-League: Der verlorene Sohn Ivica Olic kehrt für 15 Millionen Euro in den Volkspark zurück. „Hamburg bleibt immer mein Zuhause“, sagt Olic.

5. Juli: Im Schanzenpark wird ein auffälliger Rucksack mit HSV-Fanutensilien gefunden. Der Fund wird allerdings nie öffentlich, da die ehrliche Finderin trotz mehrfacher Versuche immer wieder von der „Bild“-Zeitung abgewimmelt und schließlich entnervt bei der Polizei vorstellig wird.

19. August: Der HSV darf als Relegationsrekordmeister das Saison-Eröffnungsspiel bestreiten. In Shanghai bezwingen die Hamburger Darmstadt nach drei Olic-Toren mit 3:0.

31. August: Beim Tabellenführer gibt es auch außerhalb des Rasens gute Nachrichten. Mit Kühne-Ehefrau Christine kann Aufsichtsratschef Gernandt den lange versprochenen strategischen Partner endlich präsentieren. „Nicht gut gewollt, sondern exzellent gemacht“, sagt Gernandt, der ankündigt, das zusätzliche Geld hauptsächlich in ausbaufähige Talente zu investieren.

19. September: Fünf Siege in Folge zum Saisonstart wecken Begehrlichkeiten. Labbadia lehnt ein Angebot von Bayern München ab, den erfolglosen Ancelotti-Nachfolger Jupp Heynckes zu beerben.

10. Oktober: Nach der ersten Saisonniederlage am zehnten Spieltag entscheidet Labbadia, Campus und Trainingszentrum vom Volkspark nach Malente zu verlegen, auswärts tritt der HSV künftig nur noch in Shanghai an.

14. November: Zehn Gelbe Karten, ein Platzverweis wegen Schiedsrichter-Beleidigung (Spahic soll „Pussy“ gesagt haben), aber drei Punkte. Das 1:0 gegen Leverkusen und Gregoritsch geht als eines der härtesten Duelle in die HSV-Geschichte ein.

28. November: Der HSV gibt ein Rekordminus von 24 Millionen Euro für die vergangene Saison bekannt. „Unsere Investitionen, unter anderem in den Kader, waren unumgänglich“, erklärt Vorstandschef Beiersdorfer. „Alle diese Maßnahmen sind als Investition in die Zukunft zu verstehen, um den HSV konkurrenzfähig zu machen.“

19. Dezember: Trotz der Herbstmeisterschaft droht Ärger. Fanliebling Olic ist mit seinen Einsatzzeiten unzufrieden, will im Winter wechseln. „Ich suche eine neue sportliche Herausforderung“, sagt der Kroate, dem der HSV aus Dankbarkeit keine Steine in den Weg legen will.

31. Dezember: Nach dem Flop im Vorjahr entscheidet das Abendblatt, doch lieber einen traditionellen HSV-Rückblick statt einer Vorschau zu drucken.