Hamburg. Hinter Lasogga und Schipplock soll Talent Altintas einen Sprung machen. Rudnevs will trotzdem bleiben

In der Nacht zu Freitag wird Batuhan Altintas ein Kunststück vollbracht haben, das nicht viele Profifußballer vor ihm schafften. Der 19-jährige HSV-Stürmer wird das Kalenderjahr 2015 ohne einen einzigen Pflichtspieleinsatz für seinen Verein beenden, obwohl er nicht an einer längeren Verletzung litt. Nachdem der Türke bei seinem ehemaligen Verein Bursaspor ein Jahr lang suspendiert wurde und im Sommer zum HSV wechselte, durfte er auch in Hamburg nicht spielen. Für die Profis reichte es noch nicht, in der U-23 war er als Nicht-EU-Bürger nicht einsatzberechtigt. Lediglich zwei Spiele mit der türkischen U-20-Nationalmannschaft stehen für ihn zu Buche.

Neues Jahr, neues Glück. 2016 soll für Altintas alles anders werden. Alles besser. „Batuhan hat sich reingebissen. Er arbeitet vorbildlich“, sagt Peter Knäbel, Direktor Profifußball, über das Sturmtalent. Ein halbes Jahr hat Altintas Zeit gehabt, seinen Trainingsrückstand aufzuholen. Nun gilt es für den HSV, den Angreifer auf ein Wettkampfniveau zu bringen. Dafür soll Altintas in den Vorbereitungsspielen auf die Rückrunde so viel Einsatzzeit wie möglich bekommen. „Wir hoffen, dass er in der internen Stürmerrangliste nach oben rückt“, sagt Knäbel.

Lange hat das HSV-Trainerteam um Bruno Labbadia überlegt, wie es mit Altintas in der Rückrunde weitergehen soll. Nun scheint klar: Altintas soll in Hamburg bleiben. Wenn Ivica Olic wie gewünscht im Winter wechseln wird, wäre der Youngster hinter Pierre-Michel Lasogga und Sven Schipplock bereits Mittelstürmer Nummer drei, da Michael Gregoritsch im offensiven Mittelfeld um seinen Platz kämpfen soll und Artjoms Rudnevs auch in der zweiten Saisonhälfte kaum eine Chance haben wird.

Für den Letten ist diese Perspektive dennoch kein Grund, sich nach einem neuen Verein umzuschauen. Rudnevs will aus familiären Gründen bleiben und seinen bis Sommer gültigen Vertrag erfüllen. „Er hat sich auf den Standort Hamburg festgelegt“, sagt Knäbel. Für Zweitligist FC St. Pauli, der sich nach Rudnevs erkundigte, ist ein Leihgeschäft finanziell nicht machbar. Und so darf sich voraussichtlich U-23-Trainer Soner Uysal freuen. Für die abstiegsbedrohte Regionalligatruppe schoss Rudnevs gegen Ende der Hinrunde wichtige Tore und könnte das auch weiterhin tun. Knäbel will zudem nicht ausschließen, dass der bei den HSV-Fans beliebte Rudnevs auch in der Bundesligamannschaft noch einmal wichtig werden könnte. Hintergrund ist die Schulterproblematik bei Topstürmer Lasogga. Der 24-Jährige verzichtete trotz der erneut ausgekugelten Schulter auf eine Operation und hatte in den beiden letzten Spielen gegen Wolfsburg und Augsburg keine Probleme mehr. Doch ein Restrisiko bleibt.

Und so könnte Rudnevs in der Rückrunde als eine Art Notstürmer fungieren. „Ich habe keinen Zweifel an seiner Einstellung“, sagt Sportdirektor Knäbel. Für Rudnevs geht es schließlich auch darum, sich auf dem Markt zu positionieren, um im Sommer einen neuen Arbeitgeber zu finden. Dagegen will Batuhan Altintas, der beim HSV einen Vertrag bis 2017 besitzt, in der Hamburger Sturmhierarchie einen weiteren Sprung nach oben machen. Ein weiteres Kalenderjahr ohne Pflichtspiel im Verein ist für Altintas in jedem Fall undenkbar.