Hamburg.

Michael Biegler hatte es sich nicht nehmen lassen, auch im letzten Spiel des Jahres an der Seitenlinie der Barclaycard-Arena entlangzutoben. Obwohl seine polnische Nationalmannschaft am Sonntagnachmittag den Trainingsauftakt für die Heim-EM absolvierte (er hatte extra eine Krafteinheit angesetzt) und obwohl er krank ist. „Los geht’s mit den Fragen! Ich habe 18 Minuten, bis mein Taxi zum Flughafen geht“, krächzte der HSV-Trainer. Biegler flog am Sonntagabend noch über Warschau nach Breslau, wo er um 23.40 Uhr landen sollte. An diesem Montag steht schon ein Testspiel gegen die Ukraine an. Die EM werde ein „megageiles Event“, sagte der 54-Jährige.

Ob er nach dem Turnier im Februar überhaupt zurückkehrt? „Warum soll ich irgendetwas sagen, was ich nicht weiß?“ In einem Interview mit der „Welt“ hatte er verraten, dass er die HSV-Führung schon „vor längerer Zeit“ unterrichtet habe, dass er seine Ausstiegsklausel ziehe. „Spätestens“ zu Saisonende sei für ihn Schluss bei seinem zweiten Arbeitgeber.

Für einen abermaligen Neustart im Sommer stehe er nicht mehr zur Verfügung. „Ich habe jetzt einen mitgemacht, den zweiten muss ich nicht auch noch tätigen.“ Die Fans reagierten auf der Tribüne und auf Facebook traurig, aber mit viel Verständnis. Genauso die Profis. „Er ist der beste Trainer, den ich je hatte“, sagte Linksaußen Casper Mortensen.

Zum tragisch-absurden Chaos beim HSV passte, dass Mehrheitsgesellschafter Matthias Rudolph offenbar von Bieglers Abschied nichts wusste. „Mir hat er nichts gesagt. Ich arbeite ja nicht bei der ‚Welt‘.“ Zugleich lobte Rudolph den Trainer grinsend: „Hatten wir je einen besseren?“ Geschäftsführer Christian Fitzek kündigte an: „Ich werde um Beagle kämpfen.“ Der für seine Geradlinigkeit bekannte Biegler versicherte aber: „Wenn Sie mich kennen, wissen Sie, dass das jetzt so ist, und das ist auch gut so. Alles fertig.“