Hamburg. Winterzeugnis: Das Abendblatt bewertet die bisherigen Leistungen der Profis. Marc Rzatkowski blüht im Mittelfeld auf, John Verhoek enttäuschte

Alexander Berthold

Nach 19 Punktspielen und einem denkwürdigen Heimspiel im DFB-Pokal (1:4 gegen Mönchengladbach) haben sich die Fußballprofis des FC St. Pauli in die Winterpause verabschiedet, ehe sie am 4. Januar wieder das Training aufnehmen. Ein guter Anlass für eine Zwischenbilanz und Bewertung des Profikaders.

TOR

Robin Himmelmann (19 Spiele, 0 Tore): Seit insgesamt 38 Punktspielen ist der Torwart mit der Rückennummer 30 jetzt die Nummer eins im Kasten des FC St. Pauli – und dies absolut unumstritten. In neun von 19 Zweitliga-Partien blieb er seit Saisonbeginn ohne Gegentreffer. Mit zum Teil sensationellen Paraden rettete er seiner Mannschaft etliche Punkte. Nur bei Union Berlin sollte er künftig nicht mehr spielen. Wie in der Saison zuvor leistete er sich dort einen Patzer, der zum Gegentor führte. Bisweilen könnte er noch entschlossener aus dem Tor kommen, um Bälle abzufangen. Auf der Linie ist er absolut erstligareif.

Philipp Heerwagen (0 Spiele, 0 Tore): Der Ersatztorwart zeigt im Training und bei Tests, dass er bedenkenlos Himmelmann ersetzen könnte, falls erforderlich. Aufgrund seiner Persönlichkeit und vorbildlichen Loyalität gehört er zurecht dem Mannschaftsrat an.

Svend Brodersen (0 Spiele, 0 Tore): Der erst 18 Jahre alte dritte Torwart sammelt in der U23-Mannschaft in der Regionalliga wichtige Spielpraxis und trainiert regelmäßig bei den Profis. So wird das Talent gezielt und behutsam für größere Aufgaben vorbereitet.

ABWEHR

Marc Hornschuh (14 Spiele, 1 Tor): Der vielseitige Abwehrspezialist erwies sich auf Anhieb als die erhoffte Verstärkung und eroberte den durch Kallas Verletzung frei gewordenen Platz als rechter Verteidiger. Bisheriger Höhepunkt war sein Tor in Berlin.

Lasse Sobiech (18 Spiele, 2 Tore): Der Abwehrchef erfüllte vollauf die hohen Erwartungen, die mit seiner endgültigen Verpflichtung im Sommer einhergingen, sowohl sportlich als auch in Bezug auf seine Führungsqualität. Ein kleiner Makel war sein verschossener Elfmeter, der den Sieg in Bochum bedeutet hätte.

Philipp Ziereis (17 Spiele, 0 Tore): Was der 22-Jährige zum Ende der vergangenen Saison bereits andeutete, setzte er seit dem Sommer fort und entwickelte sich zu einem der sichersten Innenverteidiger der Liga. Er sollte allerdings bei Standards torgefährlicher werden.

Sören Gonther (7 Spiele, 0 Tore): Der Kapitän wurde zum Pechvogel, als er sich beim Aufwärmprogramm vor dem Heimspiel gegen Fürth im August verletzte. Er verpasste zehn Punktspiele und verlor seinen Stammplatz als Innenverteidiger an Philipp Ziereis. Erst durch dessen Gelbsperre kam er im letzten Spiel des Jahres gegen Karlsruhe wieder zu einem Startelfeinsatz.

Daniel Buballa (19 Spiele, 0 Tore): Durch den Verkauf von Marcel Halstenberg rückte der sprintstarke Dauerläufer auf seinen bevorzugten Linksverteidiger-Posten. Er verpasste nur 21 Spielminuten und gab immerhin drei Torvorlagen. Mit Extraschichten versucht er, seine balltechnischen Schwächen zu verringern.

Marcel Halstenberg (3 Spiele, 2 Tore): Wurde dank der von RB Leipzig gezahlten Ablöse von rund 3,5 Million Euro zu St. Paulis Rekordtransfer. Ist mit seinen beiden Treffern immer noch St. Paulis drittbester Torschütze.

Yannick Deichmann (3 Spiele, 0 Tore): Der 21-Jährige durfte kurzfristig mit ins Sommertrainingslager fahren und durfte danach im Profikader bleiben. Gegen Fürth kam er aufgrund Gonthers Verletzung überraschend zum Startelf-Einsatz und bewies seinen Kampfgeist. Es folgten noch zwei Kurzeinsätze und Spiele in der U23-Mannschaft.

Andrej Startsev (0 Spiele, 0 Tore): Das Außenverteidiger-Talent spielt derzeit im Profikader keine Rolle und spielt lediglich im Regionalligateam.

Joel Keller (0 Spiele, 0 Tore): Der U23-Spieler schaffte es in sechs Punktspielen in den Kader des Profiteams, wartete aber vergeblich auf eine Einwechslung.

Davidson Eden (0 Einsätze, 0 Tore): Erhielt die Rückennummer 17, die jahrelang die St.-Pauli-Legende Fabian Boll trug. Der Defensivspieler, der früher auf den Namen Drobo-Ampem hörte, kam bisher aber nur in der Regionalliga zum Einsatz.

MITTELFELD

Marc Rzatkowski (16 Spiele, 3 Tore): Die Idee, den quirligen Techniker als „Sechser“ einzusetzen, erwies sich als goldrichtig. Er war einer der entscheidenden Leistungsträger sowie mit drei Treffern und fünf Torvorlagen St. Paulis Bester in der Scorerwertung. Zum Ende verließ ihn erst die nötige Frische, dann stoppte ihn eine Nasennebenhöhlenentzündung. Dies war auch ein Grund, warum St. Pauli von den letzten fünf Spielen vor der Winterpause nur eines gewann.

Christopher Buchtmann (16 Spiele, 0 Tore): Wurde nach einer Knieverletzung im Juli erst im dritten Punktspiel eingewechselt, war danach aber Stammspieler und Leistungsträger, zunächst im linken Mittelfeld, dann aber wieder auf der angestammten „Sechser“-Position. Wäre er auch noch torgefährlich, könnte er Stammspieler in der Bundesliga sein.

Enis Alushi (13 Spiele, 0 Tore): In der Mitte der Hinserie stoppte den ballsicheren Routinier eine Verletzung. Er bringt oft Struktur ins Aufbauspiel, lässt sich bisweilen aber zu viel Zeit.

Bernd Nehrig (11 Spiele, 1 Tor): Er dürfte der einzige Spieler sein, der sich über die Weihnachtspause ärgert. Im letzten Spiel des Jahres zeigte er nicht nur wegen seines ersten Tores das beste Spiel seit er im Sommer 2013 zum FC St. Pauli kam.

Dennis Rosin (0 Spiele, 0 Tore): Das Mittelfeldtalent schaffte den Durchbruch bei den Profis noch nicht. Der 19-Jährige wurde aber auch durch Verletzung in seiner Entwicklung gebremst.

Waldemar Sobota (18 Spiele, 1 Tor): Der Offensivspieler deutet oft sein überdurchschnittliches Potenzial an, arbeitet auch eifrig nach hinten, aber nur ein Tor und eine Torvorlage zeugen davon, dass er nicht effektiv genug ist.

Sebastian Maier (18 Spiele, 2 Tore): Sein Ziel, eine wichtige Rolle zu spielen, hat er erreicht. Zuletzt aber schien er von seinem neuen Selbstvertrauen zu Saisonbeginn wieder ein wenig verloren zu haben.

Jeremy Dudziak (12 Spiele, 1 Tor): Der spät aus Dortmund gekommene Flügelspieler besitzt Tempo und technische Finessen, doch noch bringt er seine im Ansatz guten Aktionen zu selten auch gut zu Ende.

Jan-Philipp Kalla (12 Spiele, 1 Tor): Er verlor die Rechtsverteidiger-Position an Hornschuh, erkämpfte sich aber nach überstandener Verletzung seine Einsätze im Mittelfeld, erzielte das erste Kopfballtor seiner Profikarriere, ehe er sich jetzt in Bielefeld erneut eine Verletzung zuzog.

Okan Kurt (0 Spiele, 0 Tore): Der defensive Mittelfeldakteur spielt bisher keine Rolle und daher nur in der U23-Mannschaft.

Kyoungrok Choi (12 Einsätze, 1 Tor): Der hoch veranlagte Offensivspieler hat den Durchbruch noch nicht geschafft (drei Startelf-Einsätze). Muss in den Zweikämpfen robuster werden.

Maurice Jerome Litka (0 Spiele, 0 Tore): Auch verletzungsbedingt konnte er sich nach guten Ansätzen im Sommer noch nicht einbringen und spielte auch im U23-Team nur sieben Mal.

Ryo Miyaichi (0 Spiele, 0 Tore): Der Japaner ist St. Paulis bisher größter Pechvogel. Wegen eines Kreuzbandrisses im letzten Vorbereitungsspiel konnte der schnelle Offensivspieler noch nicht eingreifen.

ANGRIFF

Lennart Thy (19 Spiele, 6 Tore): Der überaus fleißige und laufstarke Stürmer erlebte seine Sternstunde als er beim 4:0 gegen Düsseldorf alle Treffer erzielte. Darüber hinaus aber traf er nur in zwei weiteren Spielen und blieb 16 Mal torlos. Zudem häufig mit technischen Mängeln.

Fafa Picault (6 Spiele, 0 Tore): Der flinke Stürmer ist oft noch zu hektisch, sonst könnte er als Joker für mehr Impulse sorgen. Beim bisher einzigen Startelf-Einsatz gegen Union Berlin wurde er nach haarsträubendem Fehler zur Pause ausgewechselt und musste seitdem auf längere Einsatzzeit warten.

John Verhoek (11 Spiele, 0 Tore): Der Niederländer stand nur einmal in der Startelf, zehn Mal kam er als Joker, ohne aber etwas Entscheidendes zu bewirken. Nicht einmal eine Torvorlage gelang ihm. Eine Trennung in der Winterpause wäre wohl für alle Beteiligten die beste Lösung.

Nico Empen (0 Spiele, 0 Tore): Mit sieben Toren in 17 Spielen schaffte er den Sprung von der U19-Bundesliga in die Regionalliga Nord. Von Einsätzen im Profiteam ist er aber noch ein gutes Stück entfernt.