Zürich.

Auf Reisen in die USA oder in sonstige westliche Länder hat Joseph Blatter bereits seit geraumer Zeit verzichtet, nun bleibt ihm sogar die Tür seines geliebten Home of Fifa auf dem Zürichberg versperrt. 6331 Tage thronte Blatter als Präsident des Weltverbandes, ehe er am 8. Oktober suspendiert wurde. Der Machtmensch baute sich seit der skandalumwitterten Wahl 1998 sein eigenes Reich und entwickelte die Fifa zu einem Milliarden-Betrieb. Schon 1975 war Blatter zur Fifa gekommen, erst war er für Entwicklungsprogramme zuständig, dann als Generalsekretär und schließlich als Präsident tätig.

Die Fifa war Blatters Lebenswerk. Zahlreiche Skandale rund um den Verband hatte er – wie auch immer ihm dies gelang – unbeschadet überstanden. Schon kurz nach seiner Wahl 1998 waren Berichte über mit Dollarnoten gefüllte Briefumschläge im Fifa-Hotel für afrikanische Funktionäre aufgekommen. Auch der ISL-Skandal konnte Blatter nicht aus dem Amt spülen. Am Ende stolperte der 79-Jährige doch.

Der einstige Fußball-Romantiker Michel Platini galt lange als sportpolitischer Überflieger, dessen Weg ihn eines Tages auf den höchsten Posten der Fifa führen würde. Doch nun liegt die Funktionärskarriere des Uefa-Chefs in Schutt und Asche. Der 60-Jährige wird sich im stillen Kämmerlein oft genug geärgert haben, dass er seinen früheren Förderer und heutigen Erzfeind Blatter nicht zum Präsidentenduell im Mai herausgefordert hat. Im Lichte des Korruptionsskandals wäre ein Sieg möglich gewesen. Als Uefa-Chef führte Platini den europäischen Fußball mit maximalem Expansionsdrang zu ökonomischen Topwerten. Er setzte krude wirkende Ideen wie eine EM mit 24 Teams oder ein Pan-Europa-Turnier 2020 in 13 Ländern durch.