Hamburg. St. Paulis Trainer startete vor 41 Jahren beim nächsten Gegner Arminia Bielefeld seine Profikarriere. „Nach zwei Wochen wollte ich aufhören“

Es ist für Ewald Lienen eine Reise in seine eigene Vergangenheit, wenn er an diesem Sonntag mit der Mannschaft des FC St. Pauli nach Bielefeld fährt, wo seine Mannschaft am Montagabend (20.15 Uhr, Sky und Sport 1 live und Liveticker abendblatt.de) beim Zweitliga-Aufsteiger Arminia antreten wird. An der Hans-Ehrenberg-Schule in Bielefeld legte er sein Abitur ab, kurze Zeit später unterschrieb er im Sommer 1974 beim DSC Arminia, der zuvor schon um seine Dienste gebuhlt hatte, seinen ersten Profivertrag. Auf Anhieb kam Lienen in der Saison 1974/75 in der Zweiten Liga Nord auf 25 Einsätze, bei denen er auch gleich acht Treffer erzielte.

Dabei war der Start in den Profifußball für den flinken Stürmer Ewald Lienen keineswegs nur eitel Sonnenschein. „Nach zwei Wochen habe ich einen Brief nach Hause geschrieben und darin erklärt, dass ich wieder aufhören will. Mir hatte vorher Fußball immer viel Spaß gemacht. Aber was ich dann im Vorbereitungstrainingslager in Warendorf erlebt habe, machte mir zu schaffen“, erzählte Lienen am Freitagnachmittag. „Vorher beim Amateurverein VfB Schloß Holte habe ich immer gedacht, der Ball ist für mich alleine da. Was ich aber nicht wusste, war, dass Fußball auch Krieg sein konnte. Als einige meiner Mitspieler bei Arminia mitbekamen, dass ich zu einem ernst zu nehmenden Konkurrenten werden kann, haben sie zu sozial unverträglichen Methoden gegriffen, um mich vom Ball zu trennen. Das war für mich als Pazifist ein Gräuel. Später hat sich das gebessert, dann sind sie zumindest mit mir anders umgegangen“, berichtete er weiter.

Die ersten drei Jahre seiner Profikarriere blieb Lienen bei der Arminia, um dann 1977 zum Bundesliga-Topteam Borussia Mönchengladbach zu wechseln. 1981 ging er für zwei Jahre zurück nach Bielefeld, das mittlerweile in die Erste Liga aufgestiegen war. „Es waren turbulente, aber zum Teil auch schöne Zeiten. Es bestehen immer noch Kontakte zu einigen Spielern, mit denen ich damals zusammen gespielt habe. Wir hatten eine recht gute Mannschaft“, erinnert sich Lienen. „Grundsätzlich hat für mich eine Verbundenheit immer mit Menschen zu tun und nicht mit Institutionen. Da ich aus der Region stamme, schaue ich auch heute noch darauf, was dort passiert. Es hat mich daher auch gefreut, dass die Arminia im vergangenen Frühjahr wieder in die Zweite Liga aufgestiegen ist. Auf der Alm ist immer etwas los, das sind tolle Fans dort“, sagt er.

Diese werden Lienen und sein Team auch am Montag wieder erleben. Aber auch 1600 Anhänger des FC St. Pauli haben sich bereits ein Ticket gekauft. Weitere Sitzplatzkarten für den Gästeblock werden noch an der Stadionkasse erhältlich sein.

Voraussichtlich werden die Fans des Kiezclubs dann Rechtsverteidiger Marc Hornschuh in St. Paulis Startelf vermissen. Wegen der muskulären Verletzung, die er sich beim 2:1-Sieg in Kaiserslautern am vergangenen Sonntag zugezogen hatte, konnte er auch am Donnerstag noch nicht wieder ins reguläre Training einsteigen. Sollte der Ex-Dortmunder ausfallen, dürfte Jan-Philipp Kalla auf dessen Position in der Vierer-Abwehrkette rücken. Allerdings war der Defensiv-Allrounder zuletzt ebenso wie Offensivspieler Jeremy Dudziak leicht erkältet und musste im Training kürzertreten.