Es schien der Satz zu sein, den sich die Protagonisten des FC St. Pauli fest eingeprägt hatten. „Der dritte Platz interessiert uns nicht, aber wir freuen uns über die 29 Punkte, die wir bis heute geholt haben“, sagten die Spieler und Cheftrainer Ewald Lienen uni­sono. Nun hängt das eine natürlich durchaus mit dem anderen zusammen, auch wenn die Punktausbeute aus der nach dem 2:1 in Kaiserslautern abgeschlossenen ersten Saisonhälfte etwas ist, was dem Millerntorteam nicht mehr zu nehmen ist. Die Platzierung dagegen kann sich im weiteren Verlauf auch noch reichlich nach unten verändern, wenn es schlecht läuft.

Schon jetzt hätte eine Niederlage im schlechtesten Fall zu einem Sturz auf Rang sieben führen können. Es ist anders gekommen, St. Pauli hat auf seine erste Minikrise dieser Spielzeit eine eindrucksvolle Antwort gefunden. Es war vor allem die ganze Art des Auftritts. Die Mannschaft hat nach ihrem etwas übermütigen Ausflug in fußballerisch anspruchsvolles Terrain zurückgefunden zu der zunächst defensiv orientierten Spielwiese. So steht St. Pauli zur Saisonhalbzeit auf dem dritten Rang und ist damit schon rein statistisch ein Spitzenteam, auch wenn dieser Begriff von Lienen nicht so gern gehört wird. Doch nicht nur die nackten Zahlen stehen für diese Einschätzung. Ein Profifußball-Ensemble, das wie jetzt der FC St. Pauli in der Lage ist, eine Lektion zu lernen, den Schalter wieder umzulegen und sich auf seine Stärken zu besinnen, besitzt eine bemerkenswerte mentale Qualität.

S. 23: Berichte zum FC St. Pauli