Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat offenbar die Lust auf Hamburg verloren. Nach dem Empfang der deutschen Olympiamannschaft im Hamburger Hafen sagten Präsidium und Vorstand am Freitag auch die für Herbst 2016 anberaumte Mitgliederversammlung in der Hansestadt ab. Beide Beschlüsse fielen einstimmig. Die Willkommensfeier nach den Sommerspielen im August 2016 in Rio de Janeiro soll jetzt in Frankfurt am Main stattfinden, für den DOSB-Kongress wird ein neuer Ausrichter gesucht.

Der Frust über den abschlägigen Olympiabescheid der Hamburger sitzt tief beim DOSB. Da ist es verständlich, dass man derzeit nicht die Nähe der Stadt sucht, und vielleicht hilft ein gewisser Abstand auch, die Enttäuschung aufzuarbeiten. Dass die Brücken an die Elbe nicht ganz abgerissen werden, dafür wird in seiner sportpolitischen Weitsicht schon DOSB-Präsident Alfons Hörmann sorgen.

Dennoch trifft der temporäre Boykott die Falschen. Hamburg ist nach wie vor eine sportbegeisterte Stadt, und die Athleten sind hier weiter herzlich willkommen. Dass eine Mehrheit gegen die Fortsetzung der Olympiakampagne stimmte, hat Gründe, die auch der Sport zu verantworten hat. Hörmann nannte jetzt den Zustand der Weltverbände inakzeptabel, und er wird am Sonnabend auf der DOSB-Mitgliederversammlung deutliche Worte in Richtung Fifa (Fußball) und IAAF (Leichtathletik) richten, deren Korruptionsskandale letztlich auch das Vertrauen der Hamburger erschütterten, dass ausgerechnet beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) alles besser sein sollte. Dort wirkt immer noch als mächtiger Strippenzieher der kuwaitische Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah – und der ist nun wirklich nicht über jeden Verdacht erhaben.