Bolton.

Tyson Furys großer Triumph über Wladimir Klitschko liegt gerade vier Tage zurück. Der neue Dreifach-Weltmeister im Schwergewicht aus Großbritannien könnte sich entspannt an einen Pool legen, ein neues Ständchen für seine schwangere Frau Paris einüben, überlegen, wie er seine 5,5 Millionen Dollar Kampfbörse sinnlos anlegen kann. Könnte er tun. Stattdessen begann er bereits das Ballyhoo vor dem Rückkampf gegen den entthronten Ukrainer.

„Aus sicherer Quelle hatte ich Informationen, im Umkleideraum kein Wasser anzurühren, weil es mit Drogen versetzt sein könnte“, erklärte der 27-Jährige nach seiner Rückkehr in seine Heimatstadt Bolton. Deshalb sei er fast dehydriert, weil er Angst vor einem positiven Dopingtest gehabt habe. Und dann nannte Fury Wladimir Klitschko und dessen Betreuerteam „Betrüger“.

So ist es halt im Berufsboxen. Beleidigung geht immer, das heizt das Interesse an, und gerade britische Profis haben damit gute Erfahrungen gemacht. Wurden doch die beiden Maulhelden David Haye und erst kürzlich Dereck Chisora für ihre PR-trächtigen Frechheiten unter anderem mit einem Vertrag beim deutschen Promoter Sauerland Event belohnt. Nun sollte man meinen, dass das vertraglich fixierte Re-Match zwischen Fury und Klitschko ohnehin genug Interesse generiert, doch das Fury-Team hat wirklich Großes vor. Der Kampf soll laut Trainer und Onkel Peter Fury im Londoner Wermbleystadion ausgetragen werden. Das hat ein Fassungsvermögen von 90.000 Plätzen bei Fußballspielen, dazu kommen zahlreiche weitere – besonders teure – Sitze im Innenraum nahe dem Ring. Um das zu füllen, muss man schon ein wenig auf die Hass-Tube drücken. Einen Termin im Mai stellen sich die Briten für den Kampf vor.

„Wir werden uns beim Gegner melden. Aber schon wenige Tage nach dem Kampf darüber zu sprechen ist absurd“, reagierte Klitschko-Manager Bernd Bönte am Dienstag auf das Angebot aus dem Fury-Lager. Der Ex-Weltmeister muss ja nun erst einmal seine Wunden verheilen lassen, die körperlichen und die psychischen. Er muss die eigene innere Bereitschaft prüfen, sich noch einmal mit fast 40 Jahren richtig fit zu machen, auch mental. Das Geld braucht er schließlich nicht mehr, bei Fury sieht das anders aus.

„Der redet so viel Schmarrn, darauf will ich eigentlich gar nicht eingehen“, sagte Bönte zu dem Wasservorwurf: „Ich glaube, der kann besser boxen als denken.“ Das Ballyhoo ist also schon in vollem Gange.