Hamburg. Am Sonntag tritt der 1. FC Nürnberg im Millerntor-Stadion an. 3,5 Treffer fallen im Schnitt in den Spielen der Franken

Es ist höchst ungewöhnlich, dass der Cheftrainer und der Präsident eines Fußball-Proficlubs bereits einen Tag vor einem wichtigen Heimspiel feiern. Beim FC St. Pauli aber haben an diesem Sonnabend ausgerechnet Chefcoach Ewald Lienen und Präsident Oke Göttlich, denen es grundsätzlich völlig fern liegt, vor einem Spiel überzogenen Optimismus zur Schau zu stellen, einen triftigen Grund zum Feiern. Lienen wird am Vortag des Heimspiels gegen den 1. FC Nürnberg (Sonntag, 13.30 Uhr, Sky live und Liveticker abendblatt.de) 62 Jahre alt. Göttlich begeht sogar einen runden Geburtstag, er wird 40 Jahre alt.

Ein passendes Geschenk für beide wäre, auch wenn Lienen am Freitag dies nicht als Wunsch benennen wollte, ein weiterer Heimsieg des Profiteams, was den Verbleib der Kiezkicker im Führungstrio der Zweiten Liga sichern würde. Die theoretischen Voraussetzungen dafür scheinen günstig. Der FC St. Pauli ist nach 15 absolvierten Spieltagen die erfolgreichste Heimmannschaft mit 16 Punkten aus sieben Partien (fünf Siege sowie je ein Unentschieden und eine Niederlage). Die Nürnberger haben auf fremden Plätzen erst ein Match gewonnen (3:0 in Kaiserslautern), zweimal Unentschieden gespielt und vier Partien verloren. Damit rangieren sie in der Auswärtstabelle vor dem 16. Spieltag nur auf Rang 15.

Auffällig ist allerdings, dass die Franken in fremden Stadien auch schon 14 Treffer erzielt haben, was der zweitbeste Wert der gesamten Liga ist. Zum Vergleich: St. Pauli hat mit nur sieben erzielten Treffern zehn Auswärtspunkte geholt und damit doppelt so viele wie der FCN, der mit 17 Gegentreffern sogar den schwächsten Auswärtswert der gesamten Liga innehat.

Überhaupt ist eine Torflut praktisch garantiert, wenn der 1. FC Nürnberg an einem Spiel beteiligt ist. 27 eigenen Toren stehen 25 Gegentreffer entgegen. In den Partien des FCN fallen also durchschnittlich fast 3,5 Tore. Kaum zu glauben, dass es auch schon in zwei Spielen ein 0:0 gab. „Die Nürnberger haben bewiesen, dass sie überragende Leistungen bringen und auch mal zwei Tore in kurzer Zeit erzielen können“, sagte Lienen am Freitag. Aber auch die Anfälligkeit in der Defensive ist ihm nicht entgangen.

Günstig für den FC St. Pauli könnte zudem sein, dass Nürnbergs bisher mit sieben Treffern erfolgreichster Torjäger, der Österreicher Guido Burgstaller, am Sonntag eine Gelbsperre absitzen muss. Gleiches gilt für Mittelfeld-Routinier Jan Polak. „Burgstaller ist ein wichtiger Spieler, nicht nur wegen seiner Tore, sondern auch wegen seiner Durchschlagskraft. Aber Nürnberg kann das kompensieren“, sagte Lienen.

Dagegen kann St. Paulis Trainer wie schon zuletzt in München personell fast aus dem Vollen schöpfen. Definitiv fallen nur der Japaner Ryo Miyaichi (Aufbautraining nach Kreuzbandriss) und Nachwuchsverteidiger Yannick Deichmann aus. Die gute Personallage erlaubt es, dass die Nachwuchsspieler des Profikaders an diesem Sonnabend mit der U-23-Mannschaft das Regionalligaspiel bei BW Rehden bestreiten und sich dort Spielpraxis holen können.

Derweil setzt Lienen darauf, dass seine etablierten Profis die Lektion aus der unnötigen 0:2-Niederlage am vergangenen Sonnabend beim 1860 München gelernt haben. „Es war ein Klassiker, dass man nach einem starken Spiel wie dem 4:0 gegen Düsseldorf und zwei Wochen Pause schleichend fünf Prozent verliert. Und das reicht dann eben nicht“, sagte der Trainer. Jetzt sei wieder Aggressivität, Hunger, Motivation wie zuvor gefordert.

FC St. Pauli: Himmelmann – Hornschuh, Sobiech, Ziereis, Buballa – Rzatkowski, Buchtmann – Kalla, Sobota, Dudziak – Thy. 1. FC Nürnberg: Schäfer – Brecko, Margreitter, Bulthuis, Sepsi – Behrens, Erras – Schöpf, Möhwald, Leibold – Füllkrug.Schiedsrichter: Storks (Velen)