Hamburg . Der Torwart des FC St. Pauli ist seit genau 34 Spielen die Nummer eins und ein wesentlicher Garant des Aufschwungs

Es war der 16. Spieltag der Saison 2014/15. 5. Dezember. Der FC St. Pauli war am Millerntor Gast­geber des VfL Bochum. Als Tabellen-17. schwebten die Hamburger in höchster Abstiegsnot. Trainer Thomas Meggle, der Roland Vrabec abgelöst hatte, konnte mit dem Team in elf Spielen nur zweimal gewinnen. Es musste etwas passieren. „Es war eine reine Bauchentscheidung“, sagt St. Paulis Torwarttrainer Matthias Hain im Blick auf die Weichenstellung vor einem Jahr: Robin Himmelmann wurde zur neuen Nummer eins, verdrängte den langjährigen Stammkeeper Philipp Tschauner.

An diesem Sonntag (13.30 Uhr) gegen den 1. FC Nürnberg steht nun wieder der 16. Spieltag an. Eine volle Saison ist vergangen, 34 Spiele. „Es war ein aufregendes Jahr, es war alles dabei“, erinnert sich der 26-Jährige: „Im Frühjahr der anstrengende und belastende Kampf um den Klassenerhalt mit dem glücklichen Ende. Das war schon extrem. Und jetzt läuft es so gut. Im Moment macht es einfach Spaß.“

Der Hamburger Abstiegskandidat aus dem Vorjahr belegt Platz drei, da ist die Bundesliga nah. 13 Gegentore hat Himmelmann insgesamt erst zulassen müssen, spielte achtmal zu null. Himmelmann weist damit in dieser Saison gemeinsam mit Eintracht Braunschweigs Rafael Gikiewicz die besten Werte der Liga auf. „Robin hat eine großartige Entwicklung hinter sich, er strahlt eine große Sicherheit und Selbstvertrauen aus“, urteilt Hain. Himmelmann selbst genießt die Situation natürlich: „Die Abläufe im Training und vor den Spielen sind die gleichen. Der Unterschied ist, dass ich weiß, dass ich spiele. Und das ist ein gutes Gefühl.“

Zweieinhalb Jahre schließlich musste Robin Himmelmann in Hamburg warten, bis seine Chance kam. Im Sommer 2012 war der gebürtige Moerser als Backup für Tschauner von der zweiten Mannschaft des FC Schalke 04 gewechselt. Er sammelte Spielpraxis in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga, trainierte gut, murrte nicht und wurde am letzten Spieltag 2013 mit einem Einsatz in Kaiserslautern belohnt. Sein Debüt in der Zweiten Liga, er hielt beim 2:1-Sieg herausragend. Doch auch im folgenden Jahr war Himmelmann nur Ersatz, obwohl viele Fans und Trainingsbeobachter schon damals der Meinung waren, dass er vor allem fußballerisch besser als Tschauner war. Dann kam die Chance vor einem Jahr. Und nach der Wintervorbereitung Anfang 2015 entschied der neue Trainer Ewald Lienen endgültig, die Nummer 30 zu seiner Nummer eins zu machen. Himmelmann setzte im Juni ein Zeichen, als er bis 2017 verlängerte, obwohl ihm eine Ausstiegsklausel den Abschied erlaubt hätte. Kaiserslautern war sehr interessiert.

„Ich fühle mich schon länger als Hamburger und freue mich jeden Tag, hier zu sein“, sagt der Rheinländer. Diese Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit, aber Profifußball ist auch Geschäft. Irgendwann in den nächsten Monaten muss er seinen Vertrag erneut verlängern, denn nur im Sommer könnte der FC St. Pauli noch Ablöse für seinen Torwart kassieren, der sich zu einem der besten der Zweiten Liga entwickelt hat. „Daran denke ich überhaupt nicht“, sagt Himmelmann, „im Moment zählt nur, dass ich mich hier sehr wohlfühle.“

16. Spieltag: Braunschweig – Bochum, Fürth – Kaiserslautern, Heidenheim – Freiburg (alle 18.30 Uhr). Sa.: Paderborn – 1860 München, Union Berlin – Bielefeld, (beide 13 Uhr). So.: St. Pauli – Nürnberg, FSV Frankfurt – Düsseldorf, Duisburg – Sandhausen (alle 13.30 Uhr). Mo.: Karlsruhe – Leipzig (20.15 Uhr).