Hamburg. Nationalstürmer erlitt beim 1:6 von Hamburgs Eishockeyteam in Köln einen Muskelfaserriss

Könnten Blicke verletzen, dann hätte der Montag für den Reporter im Krankenhaus geendet anstatt vor dem Laptop. Auf die Frage, wie frustrierend die vergangenen Tage für ihn persönlich gewesen seien, nahm Calvin Heeter, 27, seinen Helm ab. Die zum Vorschein gekommenen Augen blitzten, als der Torhüter der Hamburg Freezers antwortete: „Ich verstehe die Frage nicht. Verlieren ist immer frus­trierend.“ Alle Nachfragen kanzelte er mit drei Worten ab: „Das ist alles!“

Heeters Reaktion auf die 1:6-Abfuhr, die Hamburgs Eishockeyteam am Sonntagnachmittag bei den Kölner Haien kassiert hatte, macht Mut. Anders als so mancher Nordamerika-Import, der jede Pleite am Tag danach bereits professionell verarbeitet hat und „nur noch nach vorn schauen“ will, nimmt der wegen des monatelangen Ausfalls von Stammtorhüter Sébastien Caron (Bandscheibenvorfall) Mitte Oktober verpflichtete Keeper Niederlagen anscheinend persönlich.

Für den Frust seines Torstehers, der von seinen Vorderleuten im Stich gelassen und nach zwei Dritteln beim Stand von 0:6 gegen Dimitrij Kotschnew ausgetauscht worden war, zeigte Cheftrainer Serge Aubin großes Verständnis. „Es war ein hartes Spiel für einen Torwart, aber wir machen Cal keine Vorwürfe, er hat sogar noch einige gute Paraden gehabt“, sagte er. Tatsächlich war Köln für Heeter bereits die zweite Auswechslung innerhalb einer Woche, nachdem er beim Deutschland-Cup in Augsburg in der Partie seiner USA gegen Deutschland beim Stand von 0:3 schon im ersten Drittel vom Eis geholt worden war. In Teilen der Fanszene wird Heeter bereits als Fehleinkauf abgestempelt. Davor warnte Aubin jedoch: „Cal ist ein guter Torhüter, der für uns noch sehr wichtig werden wird.“ Dann hat er vielleicht auch mehr Spaß an Interviews.

Aubin, der am Montag im Training als Reaktion auf das uninspirierte Abwehrverhalten in Köln Zweikampfsituationen üben ließ, versicherte, dass auch die anderen Akteure so frustriert wie Heeter reagiert hätten. „Die Jungs sind alle stolze Athleten. Bei allen ging in Köln nichts, aber wir werden am Freitag in Mannheim die richtige Reaktion zeigen“, sagte er. Veranlassung, den Stab über seine Mannschaft zu brechen, sah er nicht. „Wir hatten vorher fünfmal in Serie gewonnen, deshalb wehre ich mich, negativ zu denken. Auf die Reaktion kommt es jetzt an.“

Nicht dabei mithelfen können wird David Wolf. Der Nationalstürmer hatte sich am Montag wegen unklarer Beschwerden im Rücken vom Training abgemeldet. Bei einer MRT-Untersuchung wurde ein Muskelfaserriss im Oberschenkel festgestellt, der 26-Jährige fällt rund vier Wochen aus. Dagegen stellten sich die Blessuren bei Abwehrspieler Mathieu Roy (Knie) und Angreifer Michael Davies (Schulter) lediglich als Prellungen heraus