Flensburg. Die deutschen Handballer haben ihr Auftaktspiel beim Supercup gewonnen. Torhüter Carsten Lichtlein bestritt sein 200. Länderspiel.

Carsten Lichtlein schnippte das linke Bein nach oben, parierte einen Siebenmeter und ballte die Fäuste: In seinem 200. Länderspiel feierte der Schlussmann mit der deutschen Handball-Nationalmannschaft den erhofften Auftaktsieg beim Supercup. Die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) gewann am Freitag in Flensburg gegen Brasilien mit 29:20 (15:12) und legte damit den Grundstein für den ersehnten Gewinn des Vier-Nationen-Turniers.

Vor 3071 Zuschauern warf Kapitän Uwe Gensheimer sieben Tore. In der Schlussphase gaben Rune Dahmke und Yannik Kohlbacher mit Torerfolgen ihr Debüt in der Nationalmannschaft. „Das war ein guter Start mit einer souveränen Leistung. Carsten Lichtlein im Tor war einer der Eckpfeiler für den Erfolg“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning.

Im zweiten Turnierspiel trifft der Gastgeber an diesem Sonnabend (15.30 Uhr/Sport1) in Hamburg auf Serbien. Der EM-Zweite von 2012 verlor sein erstes Spiel gegen Slowenien mit 21:23 (11:12). Zum Abschluss ist am Sonntag (15.00 Uhr/Sport 1) in Flensburg der WM-Achte Slowenien der dritte Kontrahent der deutschen Mannschaft bei der letzten Auflage des seit 1979 ausgetragenen Supercups.

Erstmals unter großer Medienbeobachtung war die deutsche Mannschaft 2007 auf dem Weg zum Titel bei der Heim-Weltmeisterschaft auf Brasilien getroffen. Der Gastgeber hatte sich in Berlin zu einem 27:22 gemüht. Acht Jahre und zehn Monate später ist vieles anders: Das DHB-Team ist von einem WM-Gewinn so weit entfernt wie Brasiliens Männer, wenn es denn um Hallen- und nicht Beach-Handball geht, der Bundestrainer heißt schon lange nicht mehr Heiner Brand, sondern Dagur Sigurdsson und die Mannschaft ist fast komplett neu.

Nur eine Konstante ist geblieben: Carsten Lichtlein. Der Torhüter vom VfL Gummersbach ist der letzte verbliebene Weltmeister in der Nationalmannschaft. Zwei Tage nach seinem 35. Geburtstag bestritt der verlässliche Schlussmann gegen Brasilien sein 200. Länderspiel und wurde dafür vor dem Spiel mit einer Anstecknadel geehrt.

Doch zuerst im Tor stand der Berliner Silvio Heinevetter - und damit wieder einmal ein anderer als Lichtlein. Für den Routinier ist auch das Routine. Schon immer musste er in der Nationalmannschaft zurückstehen, hinter Henning Fritz und Christian Ramota, hinter Johannes Bitter oder eben Heinevetter. „Ich bin eben ein Teamplayer“, erklärte er seine schon von Brand sehr geschätzte Loyalität und verriet sein Credo: „Da musst du eben noch härter an dir arbeiten, dich noch mehr motivieren.“ Auf seine Art hat er es weit gebracht: In den Jahren seit seinem Länderspiel-Debüt am 27. November 2001 war Lichtlein Europameister 2004, Weltmeister 2007 und WM-Zweiter 2003.

Im Spiel gegen die Brasilianer musste sich der Torhüter ein wenig an den WM-Auftakt 2007 erinnert gefühlt haben. Denn dem leichten 2:0 (2.) folgte eine Zeit lang ein zähes Ringen um jede Aktion und jedes Tor. Nach dem 4:2 (5.) kassierte der Gastgeber drei Gegentreffer in Serie und lief plötzlich einem 4:5-Rückstand (9.) hinterher. Vor allem mit der Deckungsformation 3:2:1 und dem starken Schlussmann Maik Santos hatte das Team um Gensheimer seine Mühe. Erst nach dem 7:7 (16.) befreite sich das DHB-Team aus der Bredouille, enteilte über 10:7 (20.) bis auf 13:8 (26.).

Lichtleins Stunde auf dem Parkett schlug dann nach der Pause. Der Routinier löste im zweiten Durchgang Heinevetter ab und parierte gleich einen Siebenmeter. Mit vier Treffern setzte sich das DHB-Team auf 20:13 (40.) ab. Nach dem 22:14 (44.) ließ die Konzentration etwas nach, doch der verdiente Erfolg geriet nicht mehr in Gefahr - auch weil Carsten Lichtlein wie gewohnt zuverlässig Bälle abwehrte.