Hamburg. Die Hamburg Freezers besiegen Augsburg mit 5:3 und arbeiten sich mit dem vierten Sieg in Serie auf Rang drei der Deutschen Eishockey-Liga vor

Björn Jensen

Wer beim Spiel der eigenen Mannschaft nicht viel zu lachen hat, muss selbst für den Spaß sorgen. Und so stand am Sonntagnachmittag in der Fankurve der Augsburger Panther ein als Gummipenis verkleideter Mann. Seine Freunde – wenn man sie angesichts einer solch schändlichen Tat so bezeichnen will – hatten das anstößige Halloween-Kostüm mit der Aufschrift „Armer Sack, ich heirate“ verziert, was auf einen Junggesellenabschied schließen ließ. Dafür gibt es sicherlich schlechtere Ziele als Hamburg.

Für die Panther konnte das indes nicht gelten, denn beim Team der Stunde in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), den Hamburg Freezers, war für die Bayern nichts zu holen. Mit dem 5:3 (3:2, 2:0, 0:1) aus Hamburger Sicht waren die Augsburger noch gut bedient; angesichts ihrer erstaunlich naiven und undisziplinierten Defensivarbeit hätten die Gäste auch schon nach einem Drittel in den Bus steigen können, wenn die Freezers sie nicht mit zwei Geschenken im Spiel gehalten hätten. Weil die Mannschaft von Cheftrainer Serge Aubin allerdings im zweiten Drittel zweimal nachlud und anschließend im Stile einer Heimmacht nichts mehr anbrennen ließ, war der vierte Sieg in Serie nie in Gefahr. Und die schöne Momentaufnahme, dass die Freezers bis auf drei Zähler an Tabellenführer Adler Mannheim herangerückt sind und in den Top drei in die zwölftägige Länderspielpause gehen, war für die Mannschaft und die 6989 Fans in der Barclaycard-Arena wie ein halloweenmäßiger Süßigkeitenregen.

Wer dies nach den sechs Niederlagen aus den ersten zehn Saisonspielen vorausgesagt hätte, wäre wohl nicht ernst genommen worden. Doch dann holten die Hamburger aus sechs Spielen 14 von 18 möglichen Punkten und arbeiteten sich damit in die Region vor, in der viele Experten und auch sie selbst sich vor der Saison gesehen hatten. Die Frage, was den Leistungsschub ausgelöst hat, muss indes mit einer Gegenfrage beantwortet werden. Gab es überhaupt einen Leistungsschub, oder steckten die Freezers zu Beginn der Spielzeit nur in ihrer fast schon obligatorischen Ergebniskrise?

Für Kapitän Christoph Schubert ist die Antwort klar: „Wir haben nichts verändert, hatten einfach etwas mehr Scheibenglück. Wir haben immer gewusst, was wir können, immer hart gearbeitet und wurden dafür in den vergangenen Spielen belohnt“, sagte er. Angreifer Phil Dupuis, neben dem unermüdlichen Kämpfer Julian Jakobsen bislang der einzig überzeugende Importspieler, sieht es ähnlich. „Zu Saisonbeginn haben wir die engen Spiele oft verloren, jetzt finden wir einen Weg, sie zu gewinnen. Das ist ein gutes Zeichen, wir finden langsam zu unserer Konstanz“, sagte er.

Trainer Aubin, der an diesem Montag nach Augsburg reist, um dort beim Deutschland-Cup von Freitag bis Sonntag Nationalcoach Marco Sturm zu assistieren, wollte in seinem Zwischenfazit die Saison zweigeteilt betrachten. „In den ersten vier Spielen waren wir nicht gut, da haben wir nach unserer Identität gesucht. Danach wurde es von Spiel zu Spiel besser. Jetzt spielen alle nur noch mit dem Ziel, Spiele zu gewinnen, niemand schaut mehr auf sich“, lobte er. Die Länderspielpause, die am 9. November mit einem gemeinsamen Training mit dem DNL-Nachwuchs­team endet, komme ihm trotz der jüngsten Siegesserie gelegen. „Man hat heute im dritten Drittel gesehen, dass einige mental erschöpft waren“, sagte er, „wir werden die Pause nutzen, um danach frisch anzugreifen.“ Mit dem Siegen sollten die Freezers einfach weitermachen. Damit ihre Fans keine Kostüme brauchen, um Spaß zu haben.

Tore: 1:0 (1:34) Flaake (Krämmer, Sertich) 5-4, 2:0 (10:11) Flaake (Roy, Sertich), 2:1 (11:17) Matsumoto (Hanowski, Tölzer) 4-5, 3:1 (11:55) Dupuis (Oppenheimer, Müller) 5-4, 3:2 (16:34) Grygiel (Mancari, LeBlanc) 5-4, 4:2 (26:34) Madsen (Davies, Roy) 4-5, 5:2 (30:56) Jakobsen (Madsen, Mitchell), 5:3 (58:42) Matsumoto (LeBlanc, Lamb). Strafminuten: 12/16 + 10 Polaczek (Schiedsrichterbeleidigung). SR: Aumüller/Rohatsch (Planegg/Rosenheim). Z.: 6989