Frankfurt/Main. Ehemaliger DFB-Präsident hat in der Affäre um die WM 2006 den Druck auf Wolfgang Niersbach erhöht

In der Affäre um die Zahlung von 6,7 Millionen Euro an die Finanzkommission der Fifa im Vorfeld der WM 2006 gerät DFB-Präsident Wolfgang Niersbach durch eine neue Aussage seines Vorgängers Theo Zwanziger weiter unter Druck. „Es war 2002 kein Alleingang von Franz Beckenbauer, die Führungsspitze des Organisationskomitees war eingeweiht, also Niersbach, Horst R. Schmidt und Fedor Radmann“, sagte Zwanziger.

Als Kronzeugen verwendet der frühere Chef des Deutschen Fußball- Bundes (DFB) den damaligen OK-Vorsitzenden Beckenbauer. Dieser hatte nach seiner Aussage vor externen DFB-Ermittlern Fehler eingeräumt und das Verhalten anderer Beteiligter „teilweise als unsäglich“ bezeichnet. Niersbach behauptet bislang, vor 13 Jahren von einer Zahlung an die FIFA-Finanzkommission nichts gewusst zu haben. Den im Raum stehenden Vorwurf eines Stimmenkaufs hat der DFB mehrfach zurückgewiesen.

Einer Aufforderung des Sportausschusses des Bundestages um Aufklärung in einer Sitzung am 4. November will Niersbach nicht folgen. „Der DFB hat mir schriftlich mitgeteilt, dass man die Einladung nicht wahrnehmen könne, da man zunächst die Ergebnisse der externen Prüfung abwarten wolle“, sagte die Ausschussvorsitzende Dagmar Freitag (SPD). „Eine grundsätzliche Gesprächsbereitschaft hat der DFB aber ebenfalls signalisiert.“

Die Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer untersucht im Auftrag des Verbandes seit der vergangenen Woche die mysteriösen Geldflüsse rund um die WM-Bewerbung. Mit konkreten Ergebnissen in der Affäre ist jedoch erst in einiger Zeit zu rechnen. „Wir bitten um Verständnis, dass wir mit Blick auf die Zahl der zu sichtenden Dokumente und zu befragenden Personen dafür einige Wochen benötigen werden“, erklärte Professor Christian Duve von der Kanzlei.

Unterdessen schürte Zwanziger am Dienstag weitere Spekulationen um einen Stimmenkauf vor der WM 2006. Der frühere Verbandschef konkretisierte seinen Verdacht eines „Schmiergeldteppichs“ und verweist auf eine mögliche Bestechung des Fifa-Funktionärs Charles Dempsey aus Neuseeland, der sich bei der finalen Abstimmung um die WM 2006 enthalten und Deutschland damit zum Turnier verholfen hatte. In einer Auflistung von Überweisungen der Staatsanwaltschaft Zug aus dem Jahr 2010, steht neben einem Geldtransfer am 5. Juli 2000 über 250.000 US-Dollar die Bemerkung: „Dempsey!“ Der dpa bestätigte Zwanziger, dass er die Notiz direkt nach Veröffentlichung der Liste vor drei Jahren gemacht hätte.

„Dieser Schmiergeldteppich hat mich 2012 irritiert und zweifeln lassen, ob die Variante Provisionszahlung richtig ist“, sagte der 70-Jährige auf Anfrage. „Ich sah es als meine Pflicht an, diese Ungereimtheiten dem DFB und früheren Mitgliedern des OK zu übermitteln und eine Prüfung anheimzustellen.“