Meiendorf . Mannschaft von Jean-Pierre Richter überrennt Meiendorfer SV auf dessen Platz. Einstand von Meiendorfs Coach Fatih Ergün verkorkst

Süderelbes Manager Matthias Nehls ist ein abergläubischer Mensch. Die Fußball-Demonstration seines FC Süderelbe an der Meiendorfer Straße kam für ihn nicht überraschend. „Immer, wenn ich mir einen Pin mit dem Emblem des Gegners hole, siegen wir auswärts. Und wir haben unsere C-Jugend-Trainerin Sabrina Stoedter dabei. Es kann nichts schiefgehen“, lautete Nehls` Halbzeitanalyse. Über Süderelbes Glücksbringer Nummer drei, einen eigenartigen einminütigen Mannschaftskreis mit einem stakkatoartigen Süderelbe-Gesang, der sich anhörte, als käme eine alte Dampflock auf Touren, lachte das Meiendorfer Publikum noch. Zur Pause lachten Nehls und die Seinen.
5:0 stand es für einen FC Süderelbe, der eine der besten Leistungen bot, die in dieser Oberligasaison zu sehen war. Schnelles, steiles Direktspiel, wenige Ballkontakte, ausgebuffte Torabschlüsse; die ganze Herrlichkeit des Fußballs präsentierte der FCS. Zweimal über rechts (Karaaslan/4., Tüter/39.), zweimal über links (Reinecke (9., Karaaslan/27.), einmal durch die Mitte (Tüter/10.) – und der MSV war erledigt.
„Das sieht schon schön aus, wenn wir ins Rollen kommen. Wir lassen den Ball klatschen, bilden Dreiecke, haben einfach Spaß“, beschrieb Sechser Nico Reinecke, dessen sehenswerter Schuss aus unmöglichem Winkel das 2:0 bedeutete, die neue Auswärtslust der Süderelber. Einer Mannschaft, die in dieser Spielzeit bisher auf fremden Plätzen paradoxerweise hauptsächlich – gegen zugegebenermaßen starke Gegner – durch unproduktives Ballgeschiebe auffiel. Der bis dato einzige Auswärtspunkt, das 1:1 in Curslack, war mehr als glücklich. „Wer zur Pause 5:0 in Meiendorf führt und einige Chancen liegen gelassen hat, hat auswärts weit mehr gezeigt als bisher“, fand Süderelbes Trainer Jean-Pierre Richter. „Schön auch, dass wir das Ding in Hälfte zwei souverän zu Ende gespielt haben.“
Ein Sonderlob erhielten er und sein Team gar vom Gegner. Meiendorfs neuer Trainer Fatih Ergün erklärte Süderelbe „zum Vorbild für uns. Was dort auf die Beine gestellt worden ist, würden wir auch gerne schaffen“. Trotz verkorkstem Einstand sah Ergün „positive Elemente“, bevor er zustimmte, dass der Meiendorfer SV in Hälfte eins alles hatte vermissen lassen, was Fußball ausmacht. „Vielleicht haben wir zu intensiv trainiert, die letzten Erfolge waren zu stark in den Köpfen oder die Jungs zu angespannt“, überlegte er. Die seltsame Fieberkurve des Meiendorfer SV, dessen Leistungen schwankender sind als Grashalme im Wind, findet also ihre Fortsetzung. In zwei Wochen kehrt Ex-Trainer Matthias Stuhlmacher mit dem FC Türkiye zum brisanten Duell an die Meiendorfer Straße zurück. Immerhin: Einen kleinen Pin mit dem Emblem des Meiendorfer SV wird sich Stuhlmacher nach dem Abgang im Zorn vermutlich nicht besorgen.