Frankfurt/M.

Joachim Löw hat dem DFB-Präsidenten demonstrativ den Rücken gestärkt. Ansonsten aber bekam Wolfgang Niersbach am Dienstag in der ungeklärten Frage um die Vergabe der WM 2006 zum ersten Mal auch Druck aus dem eigenen Verband zu spüren. „Ich erlebe den DFB nun schon seit mehr als elf Jahren, in denen ich für ihn tätig sein darf, als äußerst seriös geführten Verband. Dafür steht für mich in erster Linie Präsident Wolfgang Niersbach, zu dem ich größtes Vertrauen habe und der uns bei der Nationalmannschaft sein Vertrauen auch in Phasen, in denen es mal nicht so gut läuft, immer spüren lässt“, betonte Löw in einer Erklärung. Der Weltmeister-Trainer ist sich sicher: „Auf sein Wort ist zu hundert Prozent Verlass.“

Vertreter der Landesverbände übten dagegen zum ersten Mal auch öffentliche Kritik an Niersbach und seinem Krisenmanagement. „Die Stimmung ist sicherlich nicht die allerbeste im Augenblick“, sagte Eugen Gehlenborg, Vize-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes sowie Präsident des Norddeutschen Fußballverbandes, der „Rheinischen Post“. Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbands, Hans-Ludwig Meyer, warf dem DFB-Boss sogar Verfahrensfehler vor. Niersbach hätte bereits vor einem halben Jahr „auf das Präsidium zugehen müssen“, sagte Meyer dem „Flensburger Tageblatt“. Niersbach hatte nach eigenen Angaben bereits im Sommer interne Ermittlungen eingeleitet, um den Verbleib einer dubiosen 6,7-Millionen-Euro Zahlung des DFB an die Fifa aus dem Jahr 2005 zu klären. Darüber hatte er das Präsidium laut Meyer aber nicht informiert. Was schief gelaufen sei, müsse aufgeklärt werden, forderte Gehlenborg. „Die erhobenen Anschuldigungen treffen uns alle schwer. Es muss eine schnelle und gründliche Untersuchung geben.“

Ins Zwielicht geraten ist durch die ominöse Zahlung auch Niersbachs Vorgänger Theo Zwanziger. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete am Dienstag unter Berufung auf Informationen aus dem „Führungszirkel des DFB“ sogar, der Verband prüfe eine Anzeige gegen Zwanziger wegen des Verdachts der Untreue. Das wies der DFB jedoch zurück: „Diese Meldung ist falsch und entbehrt jeder Grundlage“, sagte der beim DFB für Rechtsfragen zuständige Vize-Präsident Rainer Koch.