Hamburg. Der verletzte Kapitän des FC St. Pauli arbeitet an seinem Comeback. Lob für seinen Vertreter Ziereis

Das freie Wochenende nutzte Sören Gonther für eine kleine Reise in die Vergangenheit. Am Sonnabend weilte der Kapitän des FC St. Pauli bei seinem Heimatverein VfB Schrecksbach, der in der Bezirksliga Hessen den SC Neukirchen empfing. So ganz ohne Fußball geht es für den 28-Jährigen dann auch nicht.

In den vergangenen acht Wochen war Gonther jedoch dazu gezwungen, auf das runde Leder zu verzichten. Am dritten Spieltag verletzte sich der Abwehrchef beim Warmmachen vor dem 3:2-Sieg gegen Greuther Fürth schwer. Die Diagnose: Muskelbündelriss sowie eine Verletzung an der Sehne in der Wade. „Das war eine völlig neue Erfahrung für mich. Ich hatte noch nie einen Muskelfaserriss in meiner Karriere. Mit 28 klopfte eine Verletzung dieser Art das erste Mal an, und ich hoffe, dass es nicht mehr so arg oft passiert“, sagte Gonther, der seine Verletzung nutzte, um sich mit der Anatomie des Körpers näher zu befassen.

„Ich kann jeden Muskel, der mir wehtut, mit dem lateinischen Fachbegriff benennen. So kann ich den Ärzten und Physios noch genauer sagen, wo es zwickt“, sagte Gonther, der aber seine neuen Fähigkeiten nicht dazu nutzen will, eine Karriere in der medizinischen Abteilung bei St. Pauli anzustreben. „Vielleicht doch, um unseren Arzt Hauke Mommsen herauszukegeln“, scherzte der Verteidiger, der hart an seinem Comeback auf dem grünen Rasen arbeitet. Die Reha-Phase in der Endo-Klinik ist abgeschlossen. Inzwischen kann Gonther sein gesamtes Programm an der Kollaustraße bei seinen Teamkollegen absolvieren.

Mit Athletiktrainer Janosch Emonts schuftet der Defensivspieler fast täglich. Erste Einheiten mit dem Ball standen bereits auf dem Programm, hinzu kommen Intervallübungen. „Mir geht es gut. Ich bin voll im Zeitplan und kann schon wieder Steigerungsläufe absolvieren. Nur lange Sprints haben wir noch nicht gemacht“, sagte Gonther, der zeitnah wieder Teile des Mannschaftstrainings absolvieren will. Ende dieser Woche soll die Reha-Phase abgeschlossen sein. Abgesehen von einer leichten Verhärtung der Wade zu Beginn des Lauftrainings verläuft die Arbeit an der Rückkehr ohne Komplikationen. „Fahrradfahren und Aquajogging sind gut, um Kondition aufzubauen. Es simuliert aber nicht die Belastung des Laufens“, sagte Gonther.

Einen Zeitplan, wann er wieder eine ernsthafte Option für Trainer Ewald Lienen sein will, hat er sich nicht aufgestellt. Für den ehemaligen Paderborner ist es das Ziel, vor der nächsten Länderspielpause Mitte November wieder zu Einsätzen zu kommen. Ohnehin muss man abwarten, wie die Wade auf die höhere Belastung des Mannschaftstrainings reagiert. „Um wieder Matchfitness zu haben, dauert es sicher noch etwas. Mannschaftstraining und Spiele sind nicht zu ersetzen“, sagte Gonther.

Die ganz große Not, den Führungsspieler voreilig in die Mannschaft zu integrieren, besteht ohnehin nicht. Die Defensive ist in dieser Saison das Prunkstück des FC St. Pauli. Großen Anteil hat daran auch Gonther-Vertreter Philipp Ziereis, der Woche für Woche Topleistungen an der Seite von Lasse Sobiech in der Innenverteidigung absolviert. Gonther glaubt nicht, dass er ob der Kapitänsbinde einen Vorteil im Kampf um einen Stammplatz haben wird. „Das ist Quatsch. Ziereis macht einen Superjob, da werde ich mich erst einmal wieder reinbeißen müssen. Natürlich ist es mein Anspruch zu spielen. Wann das sein wird, entscheidet der Trainer“, sagte Gonther.