Bis spät in den Abend saßen die Fußballer des SV Curslack- Neuengamme Anfang August im Garten von Neuzugang Christoph Hammel und feierten dessen Hochzeit nach. Es wurde gelacht und gescherzt und, vor allem, es blieb nicht dabei. Auch nach ihren Oberligapartien hocken die Vierländer wieder länger in der Kabine und beweisen in der „dritten Halbzeit“ ihre Qualitäten. Das fördert den zuletzt abhandengekommenen Teamgeist, der den SVCN lange stark gemacht hatte. In dieser Saison schlägt dies auch wieder auf die sportlichen Leistungen durch: Die Curslacker sind nach neun Spielen Tabellensechster, nur zwei Punkte hinter Meister TuS Dassendorf.

„Zurück zu den Wurzeln“, nennt Fitnesstrainer Ingo Carstensen das einfache Erfolgsrezept. Und Hammel ist dafür die entscheidende Zutat. „Er passt nicht nur sportlich, sondern gerade menschlich perfekt ins Team“, sagt der dienstälteste Curslacker Patrik Papke (seit 2009 dabei). Trainer Torsten Henke ergänzt: „Wie Christoph Fußball lebt, sein unbedingter Siegeswille, das kommt bei der Mannschaft gut an.“

Dabei war der 32-Jährige bereits auf dem fußballerischen Abstellgleis beim ETSV Hamburg. Doch nach einem verkorksten Jahr bei den „Eisenbahnern“ wollte er es noch mal wissen. Ein Spieler aus der Bezirksliga als Königstransfer – die Konkurrenz war vor der Saison skeptisch. Oft wurde der SVCN als ein Abstiegskandidat genannt. Doch Hammel (schon vier Tore und sechs Vorlagen) und Co. straften sie Lügen.

Weitere Faktoren, warum es am Gramkowweg so gut läuft, sind Rückkehrer Kutay Keklikci (nach Auslandsaufenthalt) und Christian Degener (kam von Victoria), die die sportliche Qualität ebenfalls anheben. Zudem haben die Youngster um Marvin Schalitz oder Mike Beldzik ein Jahr Oberliga-Erfahrung in Kopf und Beinen. „Sie haben einen Schritt gemacht“, weiß Henke, der in seiner 14. Saison als Cheftrainer ebenfalls dazugelernt hat und sich offen für neue Trainingsformen und -methoden zeigt.

Sehr großer Teamgeist, eine gesunde Altersstruktur, größerer Konkurrenzkampf, bei dem selbst ein langjähriger Leistungsträger wie Jan Landau nicht mehr automatisch gesetzt ist – im zweiten Jahr nach dem großen Umbruch erntet der SVCN die Früchte. Bewusst hatten sich die Verantwortlichen nach der Vizemeisterschaft von den meisten „Stars“ getrennt und belegten in der vergangenen Saison mit Rang 13 die schlechteste Platzierung ihrer neunjährigen Oberligazeit.

„Es war kein einfacher Weg und wird auch noch Rückschläge geben“, mahnt Coach Henke und warnt vor dem Gegner am heutigen Sonnabend, dem FC Türkiye (15 Uhr, Gramkowweg). Dann gibt es auch ein Wiedersehen mit ehemaligen Curslacker Vizemeistern wie Martin Sobczyk – die Wiedersehensparty dürfte indes kaum ausschweifend werden.