Hamburg. HSV-Handballer tanken dank ihrer drei Skandinavier mit 37:23 gegen Aufsteiger Eisenach neues Selbstbewusstsein

Am Vorabend waren noch Gary Barlow, Howard Donald und Mark Owen durch die Barclaycard Arena geschwoft. Die verbliebenen drei von Take That. Am Sonnabend dann gehörte die Bühne einer dänischen Boygroup: Hans Lindberg, Casper Ulrich Mortensen und Allan Damgaard. Statt Hüftschwüngen und „Could it be Magic?“ boten die HSV-Skandinavier Handballzauber und gemeinschaftlich 25 Tore. Den 37:23 (20:8)-Heimsieg gegen Aufsteiger ThSV Eisenach hätte das Trio allein geschafft, theoretisch.

Geschäftsführer Christian Fitzek frohlockte: „Das war nicht der Tag der deutschen Einheit, sondern ein Dänen-Festival.“ Die Achse um Spielmacher Damgaard (sechs Tore), Linksaußen Mortensen (zehn) und Rechtsaußen Lindberg (neun) zeigte „das, was wir können“, so Mortensen. Damgaard sagte bescheiden: „Das war nicht Danish Dynamite, das war Team Dynamite.“

Zur Vorgeschichte gehört, dass die Flanke aus Mortensen, 25, kam von Sønderjyske, und Lindberg als Weltklasse gilt, aber zuletzt schwächelte. Fließband-Torjäger Lindberg, 34, verwarf gegen Hannover (23:23) und Magdeburg (28:32) je zwei Siebenmeter, in Magdeburg erhielt Kevin Schmidt den Vorzug vor Mortensen. „Für Caspers Selbstbewusstsein war das gut, weil er das letzte Spiel nicht gespielt hat. Und Hans ist soo wichtig für den HSV“, sagte Damgaard. Der 29-Jährige kam aus Holstebro und ist der einfühlsame Kümmerer im Team. „Man sagt zwar, dass es egal ist, wer die Tore macht, aber wenn du selbst triffst, tut das gut.“

Mortensen freute sich über das vertraute Zusammenspiel mit Damgaard,– 2011 war der schon sein Vorbereiter bei Viborg HK –, und Nationalmannschaftskollege Lindberg: „Hans und ich wissen, wohin der andere läuft. Das war ein perfektes Spiel für uns.“ Die Taktik kam dem „Dänen-Dynamit“ entgegen: Coach Michael Biegler hatte als Eisenacher Schwäche das unkoordinierte Zurücklaufen bei Gegenstößen ausgemacht. Und Gegenstöße lieben die Dänen. Fitzek: „Das lernen die von kleinauf, pfeilschnell sein, Kurzpassspiel. Dann geht das tack, tack, tack.“

Und dann war da noch Lindbergs hochgejazzte Siebenmeterflaute. „Ich bin ja kein 18-jähriges Kind mehr, dem die Nerven in die Hose rutschen“, spielte er das Thema herunter. „Und der Trainer hat Vertrauen in mich und meinte: ,Arsch lecken!’“ Nach diesem Motto machte der „Iceman“ diesmal alle vier HSV-Siebenmeter rein. Ein Fingerzeig plus Brüller nach dem ersten deutete Wut im Bauch des Ehrgeizlings an. „Nein, nein!“ Auch die Schwächephase zuletzt habe ihn nicht gefuchst – nachdem er, genesen von seinem Nierenriss im April, an den ersten zwei Spieltagen sofort mit 19 Treffern die Torjägerliste erobert hatte. „Ich hatte viel früher einen Rückfall erwartet.“

Damit meinte er eine Rückenzerrung und anschließende Adduktorenprobleme. Am dritten Spieltag in Stuttgart hatte er deshalb gefehlt. Lindberg: „Ich bin nur glücklich, dass ich nach dem schlimmen Nierending überhaupt wieder gehen kann und so viel Spaß im Leben habe.“ Das bezog er auch auf seinen zwei Monate alten Sohn Aron. Ständig postet er Facebook-Fotos vom Spazierengehen mit dem Kinderwagen und Dogge Noa, 8. „Ich versuche mich zurückzuhalten, aber es klappt nicht.“

Keeper Johannes Bitter (13 Paraden), mit Teufelskerl-Abwehrchef Piotr Grabarczyk der Basisarbeiter für die Gegenstöße, hatte nie Zweifel an Lindberg. „Er ist unser Mister 90-bis-100-Prozent. Aber auch Hans kann mal Siebenmeter verwerfen, genauso wie ich mal an einem Tag nur daneben greife.“ Den HSV sieht er „in einem Chart auf einer Kurve nach oben“. Bitter warnte aber vor dem „hammerharten Spiel“ am Sonnabend (15 Uhr) in Göppingen.

Tore, HSV Hamburg: Mortensen 10, Lindberg 9 (4 Siebenmeter), Damgaard 6, Pfahl 4, Brozovic 2, Hens 2, Feld 2, Nenadic 1, Jaanimaa 1; Eisenach: Valiullin 7, Urban 4 (2), Holzner 3, Criciotoiu 3, Schliedermann 2, Koloper 2, Wöhler 1, Ragnarsson 1. Schiedsrichter: Kilp/Maier (Oberursel/Steinbach). Zuschauer: 5080. Zeitstrafen: 1; 5. 7-Meter: 4 (4 verwandelt); 5/3.