Zürich/Nyon. Im Fifa-Skandal erklären sich Präsident und Nachfolgekandidat

Beide Hauptdarsteller im Fifa-Skandal sind sich zumindest öffentlich weiterhin keiner Schuld bewusst. Präsident Joseph Blatter sprach trotz eines Strafverfahrens gegen ihn auch am Montag nicht von Rücktritt. Der Chef des Weltfußballballverbandes betonte vor Fifa-Mitarbeitern in Zürich, nichts Illegales getan zu haben. Wenig später erklärte Uefa-Chef Michel Platini in einem Brief an die europäischen Mitgliedsverbände, sich wegen umstrittener Millionen-Zahlungen durch Blatter der Fifa-Ethikkommission stellen zu wollen.

Platini erklärte erneut, den Betrag von zwei Millionen Schweizer Franken als Angestellter der Fifa von 1998 und 2002 verdient zu haben. „(...) und nachdem erste Teilbeträge bezahlt worden waren, erfolgte im Februar 2011 die Auszahlung des ausstehenden Betrags in der Höhe von zwei Millionen Franken“, schrieb Platini. Der 60-jährige Franzose ging mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht näher ins Detail. Somit bleibt unklar, warum er für seine Dienste auch noch knapp neun Jahre später von Blatter bezahlt wurde. 2011 unterstützten die Uefa-Verbände unter der Führung von Platini den Schweizer im Wahlkampf gegen den Katarer Mohamed bin Hammam.

Bis zu dem von der Schweizer Bundesanwaltschaft eingeleiteten Strafverfahren gegen Blatter galt Europas Kandidat Platini als Topfavorit auf die Nachfolge. Sollte auch Platini zum Beschuldigten werden, wäre seine Bewerbung hinfällig. „Ich bin mir bewusst, dass diese Ereignisse mein Bild in der Öffentlichkeit und meinen Ruf beeinträchtigen können, und damit auch das Bild der Uefa“, schrieb er weiter. Platini war am Freitag im Zuge der Fifa-Korruptionsaffäre befragt worden, „jedoch nicht als Beschuldigter, sondern als Auskunftsperson“.

Gegen Blatter hingegen hat die Schweizer Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren „wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung“ und Veruntreuung eröffnet. Es geht dabei unter anderem um die Zahlung an Platini. Eine Suspendierung Blatters hätte den vorzeitigen Amtsverlust des 79-Jährigen zur Folge – fünf Monate bevor der gewiefte Schweizer nach 17 oft skandalumwitterten Jahren sein Amt bei einem außerordentlichen Fifa-Kongress zur Verfügung stellen wird.

Nach dem neuerlichen Skandal um den Noch-Präsidenten und den Fragezeichen hinter dem potenziellen Nachfolger wird unterdessen DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zum wiederholten Mal als möglicher neuer Boss des Fußball-Weltverbandes gehandelt. „Wolfgang Niersbach wäre natürlich ein geeigneter Kandidat als Fifa-Präsident“, sagte DFB-Vize Rolf Hocke der „Frankfurter Rundschau“.